Wald wächst schnell wie der Wind

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Biobauer Friedrich Derrer auf seinem selbst entwickelten Pflanzgerät. Drei Personen können damit gleichzeitig Stecklinge setzen. Foto: Evi Seeger
Biobauer Friedrich Derrer auf seinem selbst entwickelten Pflanzgerät. Drei Personen können damit gleichzeitig Stecklinge setzen.  Foto: Evi Seeger
Förster Gerhard Hofmann vor einem Energiewald, der bereits vor ein paar Jahren angepflanzt wurde. Foto: Evi Seeger
Förster Gerhard Hofmann vor einem Energiewald, der bereits vor ein paar Jahren angepflanzt wurde. Foto: Evi Seeger
 
Friedrich Derrer, Georg Dumpert (Landwirtschaftsamt), Förster Gerhard Hofmann (Bildmitte von links) mit weiteren Teilnehmern der Exkursion Foto: Evi Seeger
Friedrich Derrer, Georg Dumpert (Landwirtschaftsamt), Förster Gerhard Hofmann (Bildmitte von links) mit weiteren Teilnehmern der Exkursion  Foto: Evi Seeger
 
Ein Pappelstock aus dem "Mutterquartier”. Hier werden die Stecklinge als einjährige Ruten per Hand geschnitten. Foto: Evi Seeger
Ein Pappelstock aus dem "Mutterquartier”. Hier werden die Stecklinge als einjährige Ruten per Hand geschnitten.  Foto: Evi Seeger
 
Foto: Evi Seeger
Foto: Evi Seeger
 
Ein geernteter Energiewald mit neuen Austrieben. Im Bild Förster Gerhard Hofmann Foto: Evi Seeger
Ein geernteter Energiewald mit neuen Austrieben. Im Bild Förster Gerhard Hofmann  Foto: Evi Seeger
 

Der Horbacher Biobauer Friedrich Derrer hat sich mit sogenannten Kurzumtriebsplantagen ein zweites Standbein geschaffen.

Die Fachleute nennen sie kurz KUPs, also Kurzumtriebsplantagen, aber auch Kurzumtriebskultur oder - ganz einfach - Energiewald. Etwa 25 Hektar solcher Energiewälder gibt es im Landkreis Erlangen-Höchstadt, davon 20 Hektar im Forstrevier Wachenroth, wie Förster Gerhard Hofmann bei einer Exkursion informiert. Die Energiewälder in Hofmanns Revier gehören zum größten Teil dem Horbacher Biobauern Friedrich Derrer. 2010 hat er damit angefangen. Seine ersten Pappel-KUPs sind erntereif. Inzwischen vertreibt Derrer auch zertifiziertes Pflanzgut.
Die Bezirksgruppe Oberfranken/Mittelfranken des Bayerischen Forstvereins mit ihrem Vorsitzenden Ralph König machte sich vor Ort mit dem Anbau dieser neuen Kulturen vertraut. Wie Georg Dumpert vom Fürther Landwirtschaftsamt betonte, handelt es sich bei den Anlagen jedoch um eine landwirtschaftliche Nutzung, die einer entsprechender Genehmigung bedürfe.

Holz sei wieder in, die Nachfrage stark gestiegen und der Trend halte weiter an, betonte der Vorsitzende des Forstvereins. Bei einem Waldanteil von 30 Prozent sei es nicht möglich, allen Anforderungen, die Industrie, Handwerk, Naturschutz und die thermische Verwertung stellen, gerecht zu werden. Energiewälder könnten ein Weg sein. Sie seien aber auch Brücken zwischen Forst- und Landwirtschaft und Korridore, um Waldgebiete ökologisch sinnvoll - auch mit Sicht auf die Tiere - miteinander zu verbinden.


Alternative zu Heizöl

"An Wald war ich schon immer interessiert", sagte der Horbacher Biobauer Derrer. Im Energiewald sah er eine sinnvolle Betriebsergänzung. Als er vor sechs Jahren mit der Pflanzung der Pappeln anfing, war das Heizöl noch wesentlich teurer als heute. Die Hackschnitzelmenge von einem Hektar Energiewald könne 5000 bis 6000 Liter Heizöl ersetzen.
Nach ersten Versuchen hätten sich drei Pappelsorten als für dieses Gebiet geeignet herauskristallisiert. Die ersten Versuche waren nicht ohne: Unkraut, im ersten Jahr absolut problematisch für die junge Pflanzung, machte dem Landwirt zu schaffen. Außerdem hatte er mit 9000 Stecklingen pro Hektar viel zu eng gepflanzt. Heute setzt er 5000 Pflanzen pro Hektar und braucht dazu drei Stunden und drei Personen plus eine, die den Schlepper fährt. Seine Spezialmaschinen zum Pflanzen, Ernten und Bündeln hat Derrer selbst entwickelt. Denn als Biobauer ist er gehalten, seine Anlagen gänzlich ohne Herbizide und ohne Dünger zu bewirtschaften.
"Im ersten Halbjahr nach der Pflanzung muss die Anlage absolut unkrautfrei sein", betont Förster Hofmann. Zur Unkrautbekämpfung hat Derrer einen "Striegel" im genauen Pflanzabstand gebaut, mit dem er durch die Anlage fährt.
Die neuen Stecklinge werden im so genannten "Mutterquartier" gezogen. 20 bis 25 Zentimeter lange "Ruten", die Derrer zusammen mit seiner Frau "händisch", also mit der Schere, schneidet. Nach dem Schneiden im Februar bis zum Vertrieb wird das Pflanzgut im Kühlraum gelagert.
"Das beste Vermehrungsgut sind die einjährigen Triebe", erklärt Gerhard Hofmann. Der Förster erläutert die strengen Auflagen bei der Forstgutvermehrung. Sie dienen dem Schutz des Verbrauchers, der damit sicher sein kann, gutes Pflanzgut zu erhalten.
Für die Prüfung und Zulassung der jungen Pflanzen ist das Amt für forstliche Saat- und Pflanzenzucht (ASP) zuständig, das die Pflanzen mit einem Zertifikat versieht. Derzeit sind es die Sorten Max 3 und Max 4 sowie Hybride 275, die sich als besonders ertragreich und widerstandsfähig erwiesen haben. Es sei wichtig, den Standort richtig zu wählen, erklärt Forstanwärter Simon Dauer. "Das war sein schlechtester Acker", sagt er über Derrers Grundstück auf der Höhe oberhalb der Ortschaft. Dauer hat den Untergrund auf 60 Zentimeter Tiefe untersucht und kartiert. Das Schlimmste für eine Pflanzung sei Staunässe. Das Wachstum sei auf einem solchen Standort wesentlich geringer als bei anderen Böden.