Virtuelle Bürgermeister in Erlangen-Höchstadt

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Das virtuelle Rathaus ist nicht nur in Adelsdorf ein Thema, wo man mit Bürgermeister Fischkal alle paar Wochen chatten kann. Fotomontage: F.Schäfer
Das virtuelle Rathaus ist nicht nur in Adelsdorf ein Thema, wo man mit Bürgermeister Fischkal alle paar Wochen chatten kann. Fotomontage: F.Schäfer

Sie haben Smartphones und volle Internetpräsenz: Die Bürgermeister im Kreis Erlangen-Höchstadt nutzen das Netz, um ihre Gemeinde bekannt zu machen. Dort kann man mit dem Adelsdorfer Rathauschef chatten. Und der Röttenbacher Bürgermeister läuft in voller Gestalt über den Computerbildschirm.

Vergangenen Donnerstag um 18 Uhr: Es ist Zeit für den Bürgermeister-Chat in Adelsdorf. Das heißt, alle Interessierten und Bürger der Gemeinde können sich eine Dreiviertelstunde mit Karsten Fischkal, dem Bürgermeister von Adelsdorf, austauschen - auf der Internetseite der Gemeinde. Ein paar Besucher der Homepage haben sich eingeloggt. Fischkal begrüßt: "Hallo Hans, hallo Claus!" Man duzt sich. "So ist das in jedem Chat", sagt Fischkal. Dann kommen Fragen auf: Wie viel freie Gewerbefläche gibt es noch? Warum wird ein Spielplatz eingezäunt? Der Freie Wähler Fischkal beantwortet alle Fragen.

Den Chat gibt es jetzt seit knapp einem Dreivierteljahr. Die Idee kam Karsten Fischkal, als er eine Email-Diskussion mit einem Bürger führte. Es ging hin und her.
Bis sich der Bürgermeister irgendwann dachte: Mensch, es gibt Chats. Warum eigentlich nicht auch eine solche Möglichkeit bieten, mit der man sich direkt austauschen kann? Einer fragt was, Fischkal antwortet und andere können mitdiskutieren in dem virtuellen Raum auf der Internetseite.

Man kann nun also alle zwei, drei Wochen - manchmal zu bestimmten, meist zu allen Themen - mit dem Bürgermeister chatten. Bürgermeister 2.0 könnte man sagen.

Fischkal ist immer per Mail zu erreichen. Wenn er um 23 Uhr noch eine Mail bekommt, dann ist es nicht verwunderlich, wenn der Adelsdorfer Bürgermeister diese auch sofort beantwortet. Dann könne man sehen, wie schnell der Bürgermeister reagiert, sagt er selbst, und das hat einen Grund: "Je schneller ich jemandem antworte, desto eher hört er auf, sich nach was anderem umzusehen", sagt Fischkal. Er meint, wenn sich jemand beispielsweise für einen Bauplatz interessiert, müsse man schon schauen, dass derjenige auch schnell eine Auskunft bekomme, bevor er woanders was findet.

Fischkals Mail-Adresse findet sich auf der Homepage der Gemeinde. Man kann ihn ohne Umwege anschreiben. Dann landet die Nachricht direkt bei ihm. Meist ruft der 42-Jährige die Mail von unterwegs ab - auf seinem Smartphone.

Mit dem Smartphone im Amt

Längst gehört das Mobiltelefon mit Computerfunktion zum Alltag der jungen Generation. Bei den Bürgermeistern ist es nicht anders. Karsten Fischkal hat einen dieser kleinen Alles-Könner. Ludwig Wahl, sein Röttenbacher Kollege, auch. Der 46-Jährige hält es genauso wie Fischkal. In dieser Woche erst habe ihn ein Verein per Mail kontaktiert, ob die Mitglieder in die Turnhalle können. Es war da 21.30 Uhr. Zur Verwunderung der Vereinsvertreter hat Wahl prompt Bescheid gegeben - von unterwegs. Man müsse abwägen, wann es einer sofortigen Antwort bedarf, sagt Wahl.

Ludwig Wahl (FW) hat die Digitalisierung von Röttenbach so weit vorangetrieben, dass kaum eine andere Gemeinde so modern im Netz vertreten ist, wie seine. Wahl schreckt auch nicht davor zurück, den Besucher der Homepage mit einem virtuellen Auftritt selbst willkommen zu heißen.

Klickt man dort auf "persönliche Begrüßung", läuft der Bürgermeister vom rechten Bildschirmrand in die Mitte der Seite und spricht die Worte: "Herzlich Willkommen in Röttenbach" - also das virtuelle Röttenbach ist da gemeint - oder ist das auch das echte Röttenbach? Vieles läuft bereits online ab. Wer eine Schokokussmaschine für ein Kinderfest buchen will, kann das online machen. Wer eine Meldebestätigung braucht, kann diese online bestellen. Wer Formulare benötigt, kann sie herunterladen.

Der Online-Auftritt der Gemeinde Röttenbach ist so erfolgreich und generiert so viel Datenvolumen, dass er Donnerstagnacht auf einen größeren Server übertragen werden musste. Um 3.33 Uhr hat Ludwig Wahl - natürlich per Mail - die Nachricht bekommen, dass die Internetseite jetzt umgezogen ist.

Der Vorteil der virtuellen Rathäuser: Sie haben keine Öffnungszeiten. Das echte Rathaus dagegen schon. Für viele arbeitenden Bürger besteht kaum eine Möglichkeit, die Dienste der Verwaltung in diesen Zeiträumen in Anspruch zu nehmen. Doch die Rathäuser werden mehr und mehr zu Dienstleistern. Im Internet ist das auch bei kleinen Gemeinden wie Adelsdorf oder Röttenbach zu spüren.

"Ich denke, das ist die Zukunft", sagt der Adelsdorfer Fischkal. Doch: "Wir müssen jedem gerecht werden", sagt der Röttenbacher Wahl. Man wolle dem Bürger einen Service bieten, der sich die Waage hält zwischen der konventionellen Form der Informationsvermittlung im Amtsblatt und der modernen im Internet.

Der digitale Fortschritt geht jedenfalls weiter: Bald schon soll jeder Röttenbacher Bürger Gemeindenachrichten - so fern er das wünscht - automatisch auf sein Smartphone bekommen können. "Per Push", sagt Ludwig Wahl dazu im perfekten Digital-Sprech. QR-Codes und mehr sollen das ermöglichen.

Wahl wird das sicher auch nutzen. Er hat schließlich ein Smartphone. Sein Kämmerer und sein Jugendpfleger im Übrigen auch.