Verschollene Bürgerfahne in Wachenroth ist wieder da

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Michael Roppelt (Zweiter von rechts) hat die wieder aufgetauchte Bürgerfahne im Fronleichnamszug getragen. Sein Bruder Stefan (rechts) stellt sich ebenfalls als Fahnenträger zur Verfügung. Mesner Werner Kaiser (links) brachte den Stein ins Rollen. Foto: Evi Seeger
Michael Roppelt (Zweiter von rechts) hat die wieder aufgetauchte Bürgerfahne im Fronleichnamszug getragen. Sein Bruder Stefan (rechts) stellt sich ebenfalls als Fahnenträger zur Verfügung. Mesner Werner Kaiser (links) brachte den Stein ins Rollen. Foto: Evi Seeger

Bei der Fronleichnamsprozession in Wachenroth wurde am Sonntag zum ersten Mal seit 50 Jahren wieder eine Fahne mit dem Bild des heiligen Josef mitgetragen. Jahrzehntelang wusste niemand, wo sie ist, bis sie eines Tages in einer Schublade in der Sakristei lag.

"Sie ist aufgetaucht - wie in einem Krimi", sagt Werner Kaiser. Der Wa-chenrother Mesner kann es bis heute nicht fassen: Die alte Bürgerfahne, nach der er jahrelang gesucht hatte, war plötzlich wieder da.
Um die rote Fahne mit den goldfarbenen Ornamenten und dem Bild des heiligen Josef gibt es eine lange Tradition. Etwa 1890 soll sie entstanden sein. Bei der Fronleichnamsprozession am Sonntag wurde sie zum ersten Mal wieder mitgetragen. Nach fünfzig Jahren!

Denn bis dahin hatte die Bürgerfahne immer der getragen, der im Ort als letzter geheiratet hatte. Kirchenpflegerin Petra Wichert hat sich die Mühe gemacht und sich bei den älteren Wachenrothern durchgefragt. Schließlich stand fest, dass der vor Kurzem verstorbene Josef Kohler 1964 der letzte Fahnenträger war.

Danach war die Fahne verschwunden. Zunächst wird sich wohl niemand darum gekümmert haben.
Die Tradition mit dem letzten Bräutigam und der Fahne war auch eingeschlafen. "Sie ist auch jetzt nicht mehr aufrechtzuerhalten", meint Petra Wichert. Es gebe nicht mehr so viele Trauungen, und manche der frisch Vermählten würden auch wegziehen. Darum ist sie froh, wieder zwei junge Männer als Träger gefunden zu haben. Die Brüder Stefan und Michael Roppelt wollen dieses Amt übernehmen. Die beiden aus Oberalbach sind zwar noch nicht verheiratet, aber für die Kirchenpflegerin ist das nicht ausschlaggebend.

"Die Bürger wollen diese Fahne sehen", steht für Werner Kaiser fest. Schon als er in seiner Jugend die Feuerwehrfahne im Fronleichnamszug trug, sei beim anschließenden Frühschoppen das Gespräch immer wieder auf die Bürgerfahne gekommen. Niemand habe gewusst, wo sie geblieben ist.

Seit er vor fünf Jahren in den Pfarrgemeinderat kam, hat er deshalb nach der Fahne geforscht. "Wir haben alles umgedreht, jede Schublade in der Sakristei durchsucht", sagt er. Die Kirchenpflegerin war dabei und kann das bestätigen. Von der Fahne keine Spur. Bis vor etwa eineinhalb Jahren: Kaiser öffnete eine Lade in der Sakristei, und obenauf sei eine Tüte mit der Aufschrift "Bürgerfahne" gelegen. Er sei total aufgeregt gewesen, erzählt der Mesner. In der Tüte sei aber nicht die rote Bürgerfahne, sondern die blaue, ebenfalls verschollene für die Bittgänge gewesen. Dann habe er seinen älteren Bruder befragt. "Es muss noch eine rote Fahne geben", sagte der, ein ehemaliger Ministrant. Etwa ein halbes Jahr habe es gedauert, dann sei plötzlich in dem gleichen Fach die rote Fahne gelegen. "Zuvor war da nichts, wir haben alle gesucht", bestätigt Petra Wichert.

Spender helfen bei Restaurierung

Die Fahne war in einem ziemlich schlechten Zustand. Der heilige Josef hatte überhaupt kein Gesicht mehr, und auch sonst musste einiges repariert werden. Nachdem sie lange gesucht, aber niemanden gefunden hatte, der die Fahne reparieren konnte, bat die Kirchenpflegerin Ehrenbürger Anton Murk um Rat. Murk fand die Firma Kübler in Neustadt/Aisch, die die Stickerei ausbessern konnte. In Hans Philipp, Altbürgermeister und ebenfalls Ehrenbürger, fand die Kirchenpflegerin einen Spender für die Reparaturkosten. "Wir müssen ja sparen, und dem Hans war die Fahne ein Anliegen", sagt Wichert. Es setzten sich auch noch andere ein: Den Ersatz für den vorhandenen, aber wurmstichigen Fahnenmast schuf die Schreinerei Wichert, den Traggurt restaurierte Reinhard Dresel und die Knöpfe für die Querstange drechselte Adam Hart. Bleibt noch das Metallkreuz, das in Reichmannsdorf von der Firma Schaller neu vergoldet wurde.