Terror in Istanbul: Soll die Studienfahrt abgesagt werden?

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Letztes Jahr verbrachte eine Gruppe von Höchstadter Gymnasiasten ihre Studienfahrt in Istanbul. Im Hintergund zu sehen: Die Hagia Sophia, erst Kirche, dann Moschee, heute ein Museum. Das Terrorattentat vor zwei Tagen fand in unmittelbarer Nähe zu der Sehenswürdigkeit statt. Foto: privat
Letztes Jahr verbrachte eine Gruppe von Höchstadter Gymnasiasten ihre Studienfahrt in Istanbul. Im Hintergund zu sehen: Die Hagia Sophia, erst Kirche, dann Moschee, heute ein Museum. Das Terrorattentat vor zwei Tagen fand in unmittelbarer Nähe zu der Sehenswürdigkeit statt.  Foto: privat
Stephan Erhardt ist seit 2010 Lehrer für Geografie und Deutsch am Gymnasium in Höchstadt. Foto: Christian Bauriedel
Stephan Erhardt ist seit 2010 Lehrer für Geografie und Deutsch am Gymnasium in Höchstadt. Foto: Christian Bauriedel
 

Im Sommer will eine Schülergruppe des Gymnasiums Höchstadt nach Istanbul reisen. Nach dem Bombenattentat steht die Frage im Raum, ob die Studienfahrt noch stattfinden kann.

Als Stephan Erhardt im Internet die ersten Nachrichten vom Bombenattentat in Istanbul gelesen hat, sei ihm sofort die geplante Studienfahrt im Sommer in den Kopf gekommen.

Seit 2010 unterrichtet der 47-Jährige Deutsch und Geografie in Höchstadt. Schon die letzten beiden Jahre organisierte er eine Schülerreise nach Istanbul. Und auch heuer wird die Studienfahrt - fester Bestandteil der elften Klassenstufe - wieder an den Bosporus führen. Oder soll man angesichts der schockierenden Bluttat an einer deutschen Touristengruppe lieber noch umbuchen?

Ein Selbstmordattentäter riss vor zwei Tagen zehn deutsche Touristen in den Tod. Ob die Tat speziell gegen Deutsche ging, ist noch nicht bekannt.

Am Höchstadter Gymnasium sind mehrere Studienfahrten geplant. Nach Barcelona, in die Toskana und ans Ijsselmeer in Holland. 18 Schüler wollen zusammen mit Erhardt und einer zweiten Lehrkraft für eine knappe Woche Istanbul besuchen. "Daran hat sich auch noch nichts geändert", sagt Erhardt.


Reisehinweise beachten

Es habe noch keine Möglichkeit gegeben, mit den Schülern zu sprechen. Aber momentan wolle er nicht vorschnell die Fahrt absagen. Schulleiter Bernd Lohneiß betont, dass noch nichts entschieden sei. Dafür seien die Ereignisse noch zu aktuell. Geografielehrer Erhardt will die Lage in der Türkei im Auge behalten und die Hinweise des Auswärtigen Amts beachten. Sicher werde - sollte es von Schülern und Eltern zu viel Bedenken wegen der Sicherheit geben - eine andere Lösung gefunden.

Erhardt ist allerdings der Meinung, man solle jetzt nicht panikartig handeln. "Das Perfide am Terrorismus ist, dass er nicht nach Regeln vorgeht. Wer hätte gedacht, dass es in Paris genau diese Musikveranstaltung trifft?"
Wenn man nicht nach Istanbul fahren würde, wohin dann? Auch anderswo in Europa besteht jederzeit die Gefahr terroristischer Anschläge. "Dann kann man künftig auch nicht mehr nach Berlin fahren, samstags ins Stadion gehen oder auf den Christkindlmarkt", sagt der Geografielehrer, der auch privat schon häufiger in Istanbul gewesen ist. Er habe immer nur positive Erfahrungen gemacht.

Die Idee einer Schülerreise nach Istanbul, sei in einer achten Klasse entstanden, die sich im Unterricht mit dem Orient beschäftigt hatte. In der elften Klasse sei dann der Vorschlag von Schülerseite gekommen in die Bosporusmetropole zu reisen.

Die Fahrten der letzten beiden Jahre seien sehr gut angekommen. "Es geht natürlich auch darum, den Schülern die Kultur näher zu bringen", sagt der Geografielehrer. In der Blauen Moschee konnte die Schülergruppe letztes Jahr dabei sein, als der Imam predigte. Zum Fastenbrechen war das, ein wichtiger Feiertag der Muslime. "Dann versammeln sich tausende Muslime auf dem Platz rund um die Moschee und feiern", sagt Erhardt. Genau dort, wo vor zwei Tagen das Attentat passierte.


Fahrt ohne Sehenswürdigkeiten?

Blaue Moschee, Hagia Sophia, ägyptischer Obelisk, Deutscher Brunnen: Alles ein Muss für Istanbul-Touristen. Ginge es auch, die Studienfahrt zu machen, ohne diese Highlights? "Klar ist das eigentlich das Pflichtprogramm. Aber man kann auch Punkte auslassen und etwa eine Bosporusfahrt machen oder einen Ausflug ins Umland", sagt Erhardt, der auch schon Erfahrung mit Einschränkungen in Istanbul gemacht hat.


Friedliche Reise trotz Krawalle

Im Jahr 2013 hatte es Krawalle auf dem Taksimplatz in Istanbul gegeben (Ausgangspunkt war Polizeigewalt gegen Demonstranten im Gezi-Park). Die Studienfahrt der Höchstadter Gymnasiasten war für einige Wochen später geplant. Und man hat sich entschieden, sie zu machen.

Erhardt hatte die Order herausgegeben, dass die Schüler, die auf den Fahrten in Gruppen alleine ausschwärmen dürfen, den Taksimplatz unbedingt meiden sollen.

Es handelte sich um eine friedliche Reise von Jugendlichen, die eine andere Kultur kennengelernt haben. Passiert ist nichts.