Steine und Paletten auf Autobahnen geworfen: 20-Jähriger räumt Taten ein

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Den beiden heute 17 und 20 Jahre alten Männern wirft die Staatsanwaltschaft unter anderem versuchten Mord vor, weil sie im Mai vergangenen Jahres Steine und Holzpaletten von Brücken auf die A3 und die A73 geworfen haben sollen. Foto: Daniel Karmann/dpa
Den beiden heute 17 und 20 Jahre alten Männern wirft die Staatsanwaltschaft unter anderem versuchten Mord vor, weil sie im Mai vergangenen Jahres Steine und Holzpaletten von Brücken auf die A3 und die A73 geworfen haben sollen.  Foto: Daniel Karmann/dpa
Die Scheibe eines Lkws wurde durch einen Stein eingeschlagen.Polizeipräsidium Mittelfranken
Die Scheibe eines Lkws wurde durch einen Stein eingeschlagen.Polizeipräsidium Mittelfranken
 
 

Der Prozess um die Steinewerfer findet unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Der 17-jährige und der 20-jährige Angeklagte beschuldigen sich gegenseitig, auf die Idee zu den Taten im Raum Erlangen gekommen zu sein.

Mit Sichtschutz und Hand vor dem Gesicht betreten die beiden Angeklagten den Gerichtssaal. Die beiden jungen Männer, ein 17-Jähriger und ein 20-Jähriger aus dem Landkreis Erlangen-Höchstadt, müssen sich seit Montag vor der Jugendkammer I des Landgerichtes Nürnberg-Fürth unter anderem wegen mehrfachen versuchten Mordes und Brandstiftung verantworten.

Die im Mai vergangenen Jahres begangenen Taten erregten große Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit, die Einsatzkommission (Eko) "Stein" ermittelte mit Hochdruck.

Wegen des großen medialen Interesses beantragte die Verteidigung, die Öffentlichkeit vom Prozess auszuschließen. Dieter Weidlich, der Vorsitzende Richter, gab dem Antrag der Verteidigung kurz nach Prozessbeginn statt. Dem mit 17 Jahren noch jugendlichen Angeklagten sollen dadurch Nachteile für seine soziale und berufliche Entwicklung erspart bleiben.

Auffälligkeiten in Persönlichkeit

Außerdem habe der 17-Jährige "erhebliche Auffälligkeiten" bei seiner Persönlichkeit, nannte der Richter als weitere Begründung. Friedrich Weitner, Justizpressesprecher, verfolgt das Verfahren und informiert die Medien: Beide Angeklagten haben ausgesagt. Der 20-Jährige, der arbeitssuchend ist, habe zunächst über seinen Anwalt die Taten eingeräumt, dann ruhig auf Nachfragen geantwortet. Der 17-jährige Schüler habe eine Erklärung verlesen und dann auf die Fragen des Gerichts, auf weitere Nachfragen aber nicht, geantwortet.

Die Idee zu den Steinwürfen sei vom 17-Jährigen gekommen, so der 20-Jährige in seiner Anhörung. Der 17-Jährige dagegen bestreitet diese Vorwürfe. Beim Legen des Brandes habe er nur beim Stapeln von Holz geholfen. Die Europaletten habe er lediglich getragen.

Am Montagnachmittag sollten noch ein Lokführer und eine Zuginsassin als Zeugen vernommen worden, so Justizpressesprecher Weitner. Vier Verhandlungstage sind für den Prozess angesetzt, zu dem voraussichtlich 20 Zeugen, Mitarbeiter des Jugendamtes und Gutachter befragt werden sollen. Für Montag, 11. Februar, wird ein Urteil erwartet.

Seit Juli in U-Haft

Seit Juli 2018 sitzen die beiden Jugendlichen in Untersuchungshaft. Dem war eine hochintensive Fahndung vorausgegangen. Unter anderem durch Fahndungsplakate, mehrere Anwohner- und Verkehrsbefragungen erhoffte sich die Eko "Stein" Hinweise aus der Bevölkerung.

Die Ermittlungsgruppe war den Tätern unter anderem mit Videoaufzeichnungen von Kameras in der Nähe der Tatorte auf die Schliche gekommen.

Die Staatsanwaltschaft wirft den beiden Männern unter anderem versuchten Mord vor, weil sie im Mai vergangenen Jahres Steine und Holzpaletten von Brücken bei Baiersdorf und Erlangen auf die A3 und die A73 sowie auf einen Zug geworfen haben sollen.

Am 9. Mai gegen Mitternacht sollen die Jugendlichen 15 mal 20 Zentimeter große Pflastersteine von einer Brücke über die A 3 bei Erlangen auf die Fahrbahn geworfen haben. Dann setzten sie ihr gefährliches Vorhaben in Baiersdorf fort: Sie sollen von Brücken über die A 73 bei Baiersdorf Pflastersteine und Europaletten auf die Autobahn geworfen haben.

Der Beifahrer in einem Lkw wurde damals leicht verletzt, als ein rund 3,6 Kilo schwerer Stein die Windschutzscheibe seines Lastwagens durchschlug. "Wenige Zentimeter weiter und der Beifahrer wäre tot gewesen. Er hat nur durch großes Glück überlebt", sagte Polizeipräsident Roman Fertinger im Juli bei einer Pressekonferenz.

Mindestens sieben Autos wurden von den Steinen getroffen oder beschädigt, als sie über die Gegenstände fuhren. Der Sachschaden beträgt über 20 000 Euro.

Dies war nicht der einzige Tatort: In den Nächten zuvor sollen die Angeklagten auf einen fahrenden Zug in der Nähe des Bahnhofes Eltersdorf (Strecke Nürnberg-Bamberg) Steine geworfen haben.

Außerdem sollen sie mit Brandbeschleuniger ein leerstehendes Fabrikgebäude bei Erlangen in Brand gesetzt haben. Deshalb wird ihnen auch Brandstiftung, Sachbeschädigung, Körperverletzung und gefährlicher Eingriff in den Straßenverkehr vorgeworfen.