Rund 600 Fahrer trafen sich beim MC Mühlhausen und durchpflügten die Buckelpiste. Für die Lokalmatadoren gab es einige Achtungserfolge bei den Anfängern und in der Quad-Klasse.
Dröhnende Motoren, atemberaubende Stunts und jede Menge Schlamm - auf dem Pfennigstein-Gelände nahe Mühlhausen ging es am Wochenende wieder einmal heiß her. Rund 600 Motorsportler aus ganz Europa hatten sich auf den Weg gemacht, um an insgesamt sieben Läufen zur Deutschen Cross-Country-Meisterschaft teilzunehmen. Für Fans wie Fahrer stellt die von "Baboons" veranstaltete Rennserie einen absoluten Pflichttermin im Jahreskalender dar.
Bereits zum sechsten Mal hatte der Motorradclub (MC) Mühlhausen zu seiner Rennveranstaltung auf die 1750 Meter lange Motocross-Strecke zwischen Mühlhausen und Decheldorf eingeladen. Die Vorbereitungen für das Großevent liefen bereits Wochen im Voraus auf Hochtouren. Strecken mussten abgesperrt, Äcker abgesteckt und die Bodenkonsistenz getestet werden.
Um eine solche Herausforderung überhaupt erst meistern zu können, packten fast alle 100 Mitglieder des MC Mühlhausen tatkräftig mit an.
Am Samstagmorgen fiel der Startschuss für die Meisterschaftsrennen in insgesamt 14 verschiedenen Klassen. Lange auf diesen Moment hingefiebert hatte Andy Hartrumpf. Wegen eines gebrochenen Fingers musste der 20-jährige Motocross-Pilot mehrere Monate auf einen Einsatz verzichten. So verwunderte es kaum, dass der Mühlhausener in seiner Klasse, den Beginners, mit besonderem Elan an den Start ging. Als Bester seines Vereins erreichte er mit seiner Suzuki 250 RMZ einen äußerst respektablen achten Platz.
Eine schnelle Strecke Doch was macht den Reiz dieser Sportart aus? "Für mich ist es auf jeden Fall die Geschwindigkeit", erklärt Hobbyfahrer Hartrumpf.
Auf seiner "Heimatstrecke" seien die Bedingungen optimal, um hohes Tempo zu erreichen. Am Samstag absolvierte der junge Fahrer insgesamt 21 Runden während des zweistündigen Rennens. 80 Meter Höhenunterschied am Pfennigstein bescherten auch allen anderen Startern die Möglichkeit schöner Sprünge.
Aus Sicht der Veranstalter macht das Zusammentreffen von Profis und Amateuren den außergewöhnlichen Reiz bei dieser Serie aus. Von jugendlichen Anfängern bis hin zu erfahrenen Senioren erhielten schließlich alle die Möglichkeit, sich in unterschiedlichen Läufen an beiden Tagen zu messen. Die Einteilung nach fahrerischem Können mache diese Serie auch für Piloten mit geringer Sporterfahrung lohnend. "Interessant für die Fahrer ist der große Motocross-Anteil", weiß auch Andy Hartrumpf aus eigener Erfahrung.
Im jährlichen Wechsel finden reine Motocross-Kurzstreckenrennen und - wie heuer - eine Mischung aus Cross- und Enduroläufen statt.
Auch Zehnjährige fahren mit Über Nachwuchsprobleme kann der MC Mühlhausen hierbei nicht klagen. In diesem Jahr erstmals mit dabei war der zehnjährige Daniel Günl. Der Nachwuchsfahrer aus Steppach ging erfolgreich in der Wild-Child-Klasse an den Start. Seine Begeisterung für den Motorsport hat sich Daniel bei seinem Vater Stefan abgeschaut. Dieser ist selbst langjähriges Mitglied des Vereins und unterstützt seinen Sprössling mit Leidenschaft.
Bei den insgesamt 18 Mühlhausener Startern stach aber ein ganz anderer hervor: Martin Karmann. Er trat als einziger in der Quad-Klasse für seinen Verein an und erzielte einen hervorragenden fünften Platz. Sein Handicap erkannte man erst bei genauem Hinsehen.
Doch auch ein amputierter Unterschenkel hielt den ehrgeizigen Mann nicht davon ab, viele seiner Sportskollegen hinter sich zu lassen. Einzig die Frauenquote ließ auch in diesem Jahr zu wünschen übrig. Lediglich 14 Frauen wagten sich an den Start und traten somit in recht geringer Zahl dem Vorurteil entgegen, wonach Motorsport reine "Männersache" sei.
Der tatsächliche Showdown um den Meistertitel folgte aber erst am Sonntagnachmittag. Fast im Alleingang fuhr Cornel Nemeth aus Ungarn einen verdienten Sieg nach Hause. Der Gewinner von 2009 dominierte das Rennen in der Profiklasse deutlich. Das XC-Pro-Rennen gilt als Königsdisziplin und wurde in Mühlhausen unter 15 Sportlern ausgemacht. Vom Start weg ging es aber nicht ganz so schnell für Nemeth. Allerdings brauchte es nur eine Runde mit seiner 450er KTM, um ans Hinterrad von Keviz Zdon zu kommen und nur eine weitere, um den Kawasaki-Fahrer schließlich hinter sich zu lassen.
Am Ende der so genannten Zwei-Stunden-Zuverlässigkeitsfahrt hatte der Ungar dann mehr als drei Minuten Vorsprung gegenüber der Konkurrenz. Der amtierende Cross-Country-Europameister Mike Hartmann hatte weniger Glück und schied bereits nach zwölf Runden und damit kurz vor der Halbzeit vorzeitig aus.
Kritik an manchen Hindernissen "Größere Verletzungen blieben aber das ganze Wochenende über aus", berichtet Rennleiter Harald Scheidig, Vorsitzender des MC, erleichtert. Einziger Kritikpunkt der aktiven Fahrer an der Veranstaltung: der Einbau künstlicher Hindernisse in die Rennstrecke. Zumindest beim Publikum schienen diese Gebilde aus Reifen jedoch äußerst beliebt.
Auch in diesem Jahr verfolgte schließlich, neben vielen Cross- und Endurofans, auch eine große Zahl Schaulustiger das Spektakel.
Ebenfalls vom Streckenrand aus beobachtete Andy Hartrumpf das finale Geschehen am Sonntagnachmittag. "Meine jetzige Klasse ist natürlich nicht so fordernd wie solche Profiläufe", gesteht der junge Sportler. Doch auch wenn er inzwischen mehr als 30 Rennen absolviert hat, steht der Ehrgeiz für ihn keineswegs im Vordergrund. Seine Freizeit genießt er schließlich nicht nur auf dem Offroad-Gelände, sondern gerne auch auf dem Fußballplatz.