Die Gemeinde Adelsdorf hat durch ihr Neubaugebiet viele Bürger dazubekommen. Die Mitgliederzahlen beim Sportclub boomen - und dennoch ist nicht alles rosig.
Ein Verein lebt von seinen Mitgliedern, so auch der SC Adelsdorf. In der Region ist der SCA für seine Mitgliederstärke bekannt: "Die Mitgliederzahlen beim SCA im Kinder- und Schülerbereich boomen. Wir freuen uns aktuell über mehr als 1000 Vereinsmitglieder", sagt Vorsitzender Johannes Nagengast. "Damit geht eine jährliche Fluktuation von circa 100 Mitgliedern einher, die aus dem Verein ein- und austreten." Nach solch einer Mitgliederzahl würden sich andere Vereine die Finger lecken. Wieso das in Adelsdorf so ist, erklärt Nagengast: "Das liegt zum einen am breiten Angebot - der SCA hat sieben Abteilungen -, zum anderen aber natürlich am Neubaugebiet SeeSide, das Adelsdorf um die 1800 Neubürger beschert hat."
Gerade junge Familien sind in die Gemeinde gezogen. So auch Nanni Höppner im Jahr 2015 mit ihrem Mann und den drei Kindern. "Wir wollten wieder in die Region ziehen, in der ich aufgewachsen bin, und hatten Glück, ein Grundstück in Adelsdorf zu bekommen", sagt Höppner.
Sie stammt ursprünglich aus Großgründlach, hat danach aber mit ihrer Familie eine Zeit in Amerika gelebt. "Meine Söhne haben in den USA Fußball gespielt, deswegen habe ich sie nach unserem Umzug beim SC Adelsdorf angemeldet. Meine Tochter hat beim SCA Kinderturnen mitgemacht, so bin ich selbst zum Verein gekommen", sagt Höppner. Denn sie engagiert sich beim SCA: Im Jahr 2017 übernahm Höppner die Abteilungsleitung der Sparte Gymnastik.
Vereinsleben wird bei ihr groß geschrieben: "Mein Mann und ich kennen das Vereinsleben von früher, außerdem machen wir gerne etwas zusammen mit unseren Kindern. Wir packen ohne Weiteres an und helfen mit, wo wir können. Da hat es sich angeboten, dass wir uns ehrenamtlich beim SCA engagieren."
Gerade die Sparte Gymnastik verzeichnet einen regen Zuwachs: "Der Gymnastik-Bereich hat mittlerweile sogar mehr Mitglieder als die Fußball-Abteilung", bestätigt SCA-Vorsitzender Johannes Nagengast. "Das liegt vor allem am Kinderturnen, das eine breitere Masse an Kindern und Jugendlichen anspricht als Juniorenfußball." Und weil die Zahlen in beiden Sparten konstant hoch sind, hat der SCA ein Platzproblem. Da kommt ein alter Mitstreiter aus vergangenen Fußballtagen gerade recht: die DJK Olympia Adelsdorf. "Wir haben seit einiger Zeit mit dem SCA das Abkommen, dass die Schüler- und Jugendmannschaften unsere Plätze nutzen dürfen", sagt Manfred Schock, Vorsitzender der DJK, die seit mehr als 15 Jahren keine eigene Fußball-Mannschaft außer den Alten Herren hat.
Spieler verließen Verein
Die Fußball-Abteilung wurde 2005 geschlossen, weil die finanziellen Vorstellungen einiger Fußballer nicht kompatibel mit denen des Vereins waren. Viele Spieler verließen die DJK. Heutzutage ist das Problem ein ganz anderes: "Wir würden sogar wieder eine Mannschaft zusammenbringen, aber wir hätten kein ehrenamtliches Personal, sprich Spielleiter, Betreuer und so weiter", sagt Schock.
Dieses Problem kennt auch der SC Adelsdorf: "Die Bindung zum Verein ist nicht mehr dieselbe wie früher bei denen, die von Geburt an dem SCA angehören", sagt Johannes Nagengast. "Es ist natürlich schön, dass so viele Kinder neu dazukommen, aber wir haben auch Probleme, ehrenamtliche Betreuer und Trainer zu finden. Dass Eltern ihren Kindern zum Verein folgen und sich ehrenamtlich engagieren, ist heute nicht mehr selbstverständlich. Und genau wie viele andere Vereine lebt der SC Adelsdorf vom Ehrenamt. Hier müssen wir Verständnis bei den Familien schaffen, dass Vereinsleben nur in der Gemeinschaft funktioniert."
Kommunikation ist A und O
Nanni Höppner kennt dieses Problem, auch wenn sich die Eltern jederzeit bereit zeigen anzupacken: "Wenn ich Eltern angesprochen habe, ob sie aufbauen helfen oder einen Kuchen backen können, war die Unterstützung immer da." Um die Eltern noch mehr einzubinden, veranstaltete Höppner in den beiden vergangenen Jahren ein Mitmach-Fest. "Wir haben extra keine Stühle in die Halle gestellt, damit die Eltern mit den Kindern zusammen turnen. Mir war und ist es sehr wichtig, die Eltern ins Boot zu holen." Denn der Verein ist zwar die erste Anlaufstelle für Bewegung, aber für die Eltern kann er eine Plattform zum Austausch sein.
Nagengast teilt diese Auffassung: "Ein Verein ist der Kitt der Gesellschaft, worüber Kontakte und Freundschaften gepflegt werden. Aber auch gesellschaftlich wird ein wertvoller Beitrag geleistet, sei es im Sport oder mit kulturellen Veranstaltungen." Er ist besonders denjenigen Mitgliedern dankbar, die sich im Frühjahr und aktuell während des Lockdowns solidarisch gezeigt haben: "Unsere Übungsleiter und Minijobber haben während des Lockdowns auf ihr Gehalt verzichtet. Somit sind wir mit einem blauen Auge davongekommen."
Durch den zweiten Lockdown steht alles Sportliche erneut auf Null, "manche haben und werden ihre Mitgliedschaft kündigen, weil wir aktuell keine Sportmöglichkeiten anbieten dürfen. Zum Glück sind das wenige Ausnahmen", sagt Nagengast.