Heute Abend soll beschlossen werden, dass die musikalische Förderung im Verein künftig nicht mehr nur auf die Jugend beschränkt wird.
Wolfgang Niewelt ist erleichtert und zuversichtlich. Die schwierige Zeit vor einem guten halben Jahr, als der Verein einer ungewissen Zukunft entgegen blickte, scheint überstanden. Eine neue, personell verstärkte Mannschaft an der Spitze, steuert das Schiff Stadtjugendkapelle wieder in ruhiges Fahrwasser.
Niewelt ist seit März Präsident des Vereins, der mit seinen 837 Mitgliedern, darunter rund 300 Aktiven, zu den festen Größen in der Herzogenauracher Vereinswelt zählt. Bei der letzten Wahl ist er vom Vize aufgerückt. "Wir waren damals unterbesetzt", sagt der 57-Jährige. Man habe den Verein, den es seit mehr als einem halben Jahrhundert gibt, gerade so am Laufen halten können. Perspektiven gab es wenige, zeitweise auch personell. Mit einem Rundschreiben hat das Präsidium auf die laut Niewelt "schon durchaus kritische" Lage aufmerksam gemacht, und dann gab es den Neubeginn.
"Wir sind auf einem guten Weg", sagt der Präsident heute, der diese Bezeichnung gar nicht so gern mag und sich lieber als "normalen" Vorsitzenden bezeichnet. Er lobt vor allem sein Team, das in dem halben Jahr sehr gut gearbeitet habe: "Mit der bisherigen Arbeit können wir schon zufrieden sein." Man habe neue Aufgaben in Angriff genommen, um den Verwaltungsaufwand und damit auch die Kosten zu reduzieren.
Das bedeutet auch, dass man die Strukturen aufbrechen und sich öffnen will. Deshalb hat der Vorstand beschlossen, die Satzung zu ändern. Künftig soll der Zweck der Stadtjugendkapelle nicht mehr allein auf die Erziehung und Förderung der Jugend beschränkt werden. Man will die musikalische Förderung auf alle Altersgruppen erweitern. In einer außerordentlichen Versammlung am heutigen Montag um 19.30 Uhr sollen die Mitglieder der Satzungsänderung zustimmen.
"Die Welt hat sich geändert", sagt Schatzmeisterin Claudia Neuner, die die Vorschläge mit ausgearbeitet hat. Die Anforderungen an die Vereine sind anders geworden. Gerade ein "toller Verein wie die Stadtjugendkapelle, die ja in Herzogenaurach eine Institution ist", müsse reagieren und die Attraktivität steigern, sagt Neuner. Konkret bedeutet das, dass man verstärkt die Erwachsenen mit ins Boot nehmen will.
"Es ist an der Zeit, dass wir die Türen aufmachen", sagt die 44-Jährige. Man wolle sich öffnen und das Spektrum ausweiten. Und damit auch ein Signal geben. Das Angebot reicht zwischenzeitlich von der musikalischen Früherziehung von Kleinkindern bis hin zur musikalischen Ausbildung von Erwachsenen und Senioren. Und das soll nun in der Satzung entsprechend festgehalten werden. "Die Nachfrage ist da", weiß Präsident Niewelt. Er sei wiederholt von älteren Menschen angesprochen worden, die in der Kapelle musizieren möchten.
Freilich gibt es musizierende Erwachsene in der Stadtjugendkapelle schon länger. Vor acht Jahren habe sich die Seniorband gegründet, berichtet Niewelt. Inzwischen gibt es auch eine zweite Seniorband, von den "Ehemaligen" und der Herzophonics Bigband ganz zu schweigen. All diese erwachsenen Mitglieder gehörten auch jetzt schon zum Verein. Aber sie mussten sich laut Niewelt bisher selber tragen. Mit der Satzungsänderung könne man die Förderung dieser Mitglieder vereinfachen.