Nicht alle Handy-Verbote sind überholt

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Am Steuer telefonieren ist seit 2001 verboten. Unser Bild ist nicht während der Fahrt entstanden. Foto: Pauline Lindner
Am Steuer telefonieren ist seit 2001 verboten. Unser Bild ist nicht während der Fahrt entstanden. Foto: Pauline Lindner
 

Neuere Mobiltelefone lösen weder Explosionen an Tankstellen aus noch bringen sie Herzschrittmacher zum Aussetzen. Beim Autofahren sollte man sie allerdings nicht benutzen. Denn das Ablenkungspotenzial ist groß und es drohen zudem empfindliche Strafen.

Er hat ein Diensthandy, Gerhard Backert, der stellvertretende Dienststellenleiter der Polizeiinspektion Höchstadt. Aber er nutzt es kaum mehr. "Nicht, weil das Bußgeld für Handy am Steuer so teuer geworden ist. Nein, der neue Digitalfunk ist technisch so gut, so es keine Funklöcher mehr gibt", erklärt er lachend.
60 Euro kostet es seit 1. Mai, wenn man mit dem Handy in der Hand erwischt wird. "In der Hand", betont Backert. "Man darf also auch keine SMS unterwegs lesen." Oder gar eine SMS tippen. Zwar muss man nicht beide Hände am Lenkrad haben, aber ein Blick auf den Verkehr, einer aufs Display, das hält Backert nun wirklich für gefährlich. Wenn man es als Ersatznavi nutzt, muss es festangebracht sein.
Bei einem Verstoß gibt es einen Punkt in Flensburg. "Vorsicht, bei acht Punkten muss man den Führerschein abgeben", setzt Backert als Warnung hinzu. Dann differenziert er die Fälle.
Strafbewehrt ist nur die Nutzung durch den Fahrer während des Fahrens. Fährt er zur Seite und der Motor läuft noch, während er einen Anruf entgegen nimmt, zählt das für Backert nicht dazu. Sehr wohl aber, wenn jemand an der roten Ampel zum Handy greift. "Das ist streng genommen auch nicht erlaubt, denn der Fahrer befindet sich zwar stehend, aber doch im Verkehr."

Es gibt viele Ablenkungen

Freilich kennt Backert noch viele andere Ablenkungsfaktoren beim Autofahren. Schwatzhafte Beifahrer zum Beispiel. Da können genauso viele Emotionen im Spiel sein wie bei einem Telefonat. Damit wird ja normalerweise das Handynutzungsverbot begründet. "Aber nur beim Handy ist es gesetzlich geregelt", sagt Backert und ergänzt die Liste der gängigen, durchaus gefährlichen "Ablenkungen". Wenn man niesen muss, kann man das Lenkrad verreißen; wenn eine Wespe im Wagen herumschwirrt, ebenso.
Man kann also sagen, Lkw-Fahrer haben einen Arbeitsplatz mit Handy-Verbot. Beim Tanken dürfen sie es auch nicht benutzen, sieht man allenthalben an Tankstellen Verbotsschilder. "Das ist schon älter, als die Handys noch nicht geschützt waren", sagt dazu Jesika Sentner von der Shell-Tankstelle in Höchstadt. Die Gefahr einer Benzinexplosion besteht weder im Innenraum noch im Freien. "Aber uns ist es lieber, wenn sie das Telefonieren lassen, nicht dass sie abgelenkt sind und daneben tanken."
Auch am Höchstadter St.-Anna-Kreiskrankenhaus hängt ein Schild, das ein Handy-Verbot anzeigt. Es gilt für alle, für Besucher, Patienten und das Personal. Verwaltungschef Albert Prickarz hält neuere Geräte für unproblematisch. Früher hatte man berechtigte Befürchtungen, vor allem dass Herzschrittmacher durch die Handy-Signale gestört werden. Durch die Signale, die sie stumm geschaltet regelmäßig abgeben.
"Die Abschaffung wird in Klinikkreisen diskutiert, aber keiner will vorpreschen", sagt er. Es sei zwar extrem unwahrscheinlich, dass ein medizinisches Gerät ein Problem durch Handy-Signale bekäme, aber "Deutschland ist ein Haftungsland", beschreibt Prickarz die Lage.