Höchstadter Realschulleiterin geht in den Ruhestand

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Jutta Romeis räumt zum Schuljahresende ihren Schreibtisch in der Realschule Höchstadt. Foto: Johanna Blum
Jutta Romeis räumt zum Schuljahresende ihren Schreibtisch in der Realschule Höchstadt. Foto: Johanna Blum

Jutta Romeis hat sechseinhalb Jahre lang die Realschule Höchstadt geleitet und versucht, jedem Schüler ein passendes Angebot zu machen.

Die Leiterin der Realschule Höchstadt, Jutta Romeis, wurde am Dienstag im Rahmen einer internen Lehrerkonferenz mit dem Landrat, dem Bürgermeister, ihrem Ehemann und dem Bruder in den Ruhestand verabschiedet. Der FT traf sie zum Gespräch.

Warum haben Sie den Lehrerberuf gewählt ?

Jutta Romeis: Ich hatte gute Vorbilder.

Was zog Sie an die Realschule Höchstadt und seit wann wirkten Sie hier?

Seit dem 15. Februar 2014 bin ich Realschuldirektorin in Höchstadt. Ich finde Höchstadt ist ein wunderbares Städtchen und hat genau die richtige Größe und Infrastruktur für eine Realschule, die in den Ort und seine Lebenswelt und in die Region eingebunden sein möchte. Das ist für die Schule, die Schüler und die Eltern eine gute Situation - man kennt sich und kann leichter gemeinsame Wege gehen.

Hierher gezogen hat es mich, weil die Schule eine moderne, sehr gut aufgestellte Schule ist - hell, offen, auf einem tollen Areal im Grünen, das Schulklima freundlich nach Innen und Außen. Und beeindruckt hat mich bei meiner ersten Besichtigung an einem Sonntag, bevor ich mich beworben habe, dass der "Walk of Fame" - eine Verewigung von einer Abschlussklasse - alle Schüler aller zehnten Klassen dieses Jahres nennt mit ihrem jeweiligen Klassenleiter. Wo sich Schüler und Lehrer gemeinsam verewigen, da ist das Schulleben in Ordnung, da funktioniert das Miteinander.

Was gefällt Ihnen an dieser Schule? Was könnte vielleicht besser sein?

An unserer Schule ist das Miteinander im Lehrerzimmer sehr gut, aber auch das Miteinander von Schülern, Elternhäusern und vor allem auch den Schulgremien, die die Schule jederzeit unterstützen, wie gerade auch Corona wieder gezeigt hat. Man findet offene Türen, man erhält Unterstützung - als Schüler und auch als Lehrer. Schüler, Lehrer und Elternschaft sind engagiert, das Schulleben ist vielfältig und lebendig, Verantwortung lokal und global sowie soziales Engagement und Zivilcourage werden großgeschrieben, Nachhaltigkeit und Umweltgedanken sind uns wichtig. Die Schüler können und sollen mitgestalten und tun das auch.

Besser machen kann man sicher immer etwas, vieles, was uns als verbesserungswürdig aufgefallen ist, haben wir auch schon angegangen.

Was waren Ihre Lieblingsprojekte?

Lernbüros, unser selbstbestimmtes Lernen (genannt Fuxzeit), Lern-Inseln in den Gängen, der Aufbau unsere sehr erfolgreichen Mountainbike-AG, unser Weihnachtseuro für die "Kinderhilfe Nepal e.V.", unser Spendenlauf für die Ein-Dollar-Brille, unsere Präsentationsprojekte der neunten Klassen.

Wunderbar finde ich auch, dass in jedem Schuljahr jede Klasse eine Autorenlesung hat - Leseerziehung ist enorm wichtig (ich bin gelernte Buchhändlerin). Jedes Jahr kommt ein Musical zur Aufführung und immer beschert uns ein neues Theaterstück im Frühsommer einen tollen Abend. Es gibt eine Schülerzeitung, sogar digital inzwischen, und viele AGs, und wir machen unseren Apfelsaft für den Mittagstisch und unseren Honig in der Bienen-AG selbst.

Wie war die Arbeit als Schulleiterin?

Niemals langweilig, immer herausfordernd und zeitintensiv, manchmal sehr stressig - meist sehr erfüllend und bereichernd. Niemals vorher in meinem Leben habe ich selbst so viel gelernt in kurzer Zeit wie als Schulleiterin. Leider ist oft der Verwaltungsanteil der Arbeit enorm hoch - es wäre schöner, man hätte mehr Zeit für den Einzelnen.

Wie steht es heute mit dem Unterrichten und Lehren?

Das Zauberwort ist natürlich auch in der Schule "Digitalisierung", und wir werden dabei von unserem Sachaufwandsträger, dem Landratsamt, gut unterstützt und ausgestattet. Und Corona hat ja gezeigt, wie wichtig das doch auch ist. Dennoch glaube ich, dass die Vielseitigkeit der Angebote entscheidend ist. Jeder Schüler muss etwas finden, worin er gut ist, was ihn trägt und ihm Mut macht. Die Grundlagen haben sich nur scheinbar verschoben: Lesen, Schreiben, Rechnen, Experimentieren, Natur und Umwelt, Wissen von der Erde und von der Vergangenheit, und besonders Kunst, Musik und Sport sind natürlich immer die Voraussetzung dafür, dass man in einer modernen Welt moderne Methoden erlernt und nutzt.

Und ja, wir unterrichten bilingual im Fach Informationstechnologie (freiwillig) und im Fach Geschichte im Rahmen des Sprachenzweiges.

Für das Bestehen im Berufsalltag setzen wir aber natürlich auf Präsentationsmethoden, auf Kooperation und Ergebnisfähigkeit in Gruppen, auf Internetrecherche, auf selbstorganisiertes Lernen und Initiative - Corona lehrt uns auch hier, dass das in einer globalen Welt nötig sein wird. Der Austausch ist ja durch moderne Medien vielfältig möglich und nötig.

Ich meine, wir machen an der Realschule Höchstadt das alles sehr gut.

Wie geht es nun weiter?

Vieles angehen, was in den vergangenen Jahrzehnten wegen Zeitnot nicht möglich war: Reisen mit dem neuen Wohnmobil, Zeit für meinen Rosengarten in Bamberg - mit 800 Rosen ein kleines Rosarium, mehr Zeit mit meinem Mann und mit meiner Hündin, kreativ sein, das Meer, endlich wieder Tanzen und Singen und Lesen, Lesen, Lesen: ,Es gibt keine Seligkeit - ohne Bücher.‘ Das Gespräch führte Johanna Blum.