Herzogenaurach: Geplantes Wohngebiet verärgert die Nachbarn

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Auf der freien Fläche links des Weges soll ein kleines Wohngebiet entstehen. Die angrenzenden Nachbarn sind darüber nicht erfreut. Die Obstbaumwiese rechts soll erhalten bleiben. Foto: Bernhard Panzer
Auf der freien  Fläche links des Weges soll ein kleines Wohngebiet entstehen.  Die angrenzenden Nachbarn sind darüber nicht erfreut.  Die Obstbaumwiese rechts soll  erhalten bleiben.    Foto: Bernhard Panzer

Die Bewohner der letzten Häuserzeile in der Gleiwitzer Straße in Herzogenaurach bekommen ein kleines Wohngebiet ins Grün gesetzt.

Es ist nur ein kleines Wohngebiet. Entstehen sollen acht Doppelhäuser für 16 Familien. Dringend benötigter Wohnraum, wie Bürgermeister German Hacker (SPD) vor dem Planungsausschuss ausführte. Und dennoch gab's nicht nur Zustimmung.

Denn es hatten sich zur öffentlichen Sitzung am Dienstagabend zahlreiche Bürger eingefunden, die Zuschauerreihen waren gut besetzt. Vorwiegend Anwohner aus der Gleiwitzer Straße. Ihnen wird das Baugebiet vor die Nase gesetzt.

Es handelt sich um eine knapp 7000 Quadratmeter große Fläche, die zum Grünraum im Dambachtal gehört und direkt an eine Häuserzeile angrenzt. Deren Bewohner sind wohl davon ausgegangen, dass dort nicht gebaut werde. "Das hat uns der Bürgermeister so gesagt", stellte nach der Sitzung Rene Petermann fest, der vor drei Jahren aus Nürnberg nach Herzogenaurach gezogen war. Er habe Hacker damals bei einer Stadtführung für Neubürger darauf angesprochen.

Absehbare Abrundung

In der Tat war das Areal bislang als landwirtschaftliche Fläche im Flächennutzungsplan eingetragen. Doch Hacker hatte schon im Vorfeld der Sitzung betont, dass es absehbar gewesen sei, dass dort irgendwann gebaut werden würde. Zumal es sich um eine Abrundung des Wohngebietes handle. Die Stadt kaufte die Grundstücke, und nun soll Bauland daraus werden.

Auch in der Sitzung am Dienstagabend ging der Bürgermeister darauf ein. Es sei eine kommunale Aufgabe, Wohnraum zu schaffen. "Wir haben eine Warteliste mit vielen hundert Menschen, die ein Grundstück suchen", sagte der Bürgermeister. An der Gleiwitzer Straße könne man nun wenigstens 16 Familien ein Angebot machen. Der Beschluss im Planungsausschuss und danach im Stadtrat sei der Startschuss für das formale Verfahren zur Aufstellung eines Bebauungsplans. Die Bürger forderte Hacker auf, ihre Anregungen und auch Einwände in diesem Verfahren vorzutragen, "gern auch gebündelt."

Ein Park wäre möglich

Gleichzeitig versprach er, dass der Erhalt des weiteren Grünraums im Dambachtal als wesentlich erachtet werde. Hacker: "Da dürfen Sie mich dran messen." Das Grün könnte dort nicht nur Wiese bleiben, sondern werde zu einem späteren Zeitpunkt vielleicht sogar zum Erholungsraum respektive Park umgestaltet. Hacker sprach auch die benachbarte "Dreiecksfläche" an, die ökologische Qualität habe und von der Stadt mit Apfelbäumen bepflanzt wurde.

Eine Kritikerin fand das Vorhaben in Retta Müller-Schimmel von den Grünen. "Es ist nicht schön, wenn man den freien Blick verbaut", sagte sie zunächst grundsätzlich. "Bisher konnte man die Kinder springen lassen." Freilich räumte sie ein, dass noch genügend Fläche übrig sei, um dort Drachen steigen zu lassen.

Ihre Kritik galt vor allem der vorgesehenen Bauweise. Denn für die Grünen wäre ein Wohngebiet zwar schon vorstellbar, "aber anders." Man sollte mal was anderes planen als immer nur solche Doppelhaus-Reihen. "Denn viele kleine Familien haben nur ein Kind und können sich das nicht leisten in der Größe." Konkret schlug die Stadträtin kleine Wohnwürfel vor, mit viel Garten außen herum.

Hacker antwortete auf die Idee solcher "Tiny Houses" mit zwölf Quadratmetern Wohnfläche, die eher "bessere Wohnwagen" seien. Man müsste schon eine Grundsatzdebatte führen, ob eine derartige Wohnform in einer Kleinstadt wie Herzogenaurach überhaupt nachgefragt würde. Für das vorliegende Gebiet käme das jedenfalls nicht in Betracht. Hier müsse man effizient erschließen und habe eine klassische Wohnform gewählt. Außerdem lasse der Bebauungsplan ja zu, beispielsweise ohne Keller oder in Holz zu bauen oder einfach das kleinste Grundstück zu kaufen. Auch Kurt Zollhöfer (CSU) meinte, dass die grüne Idee vielleicht ein Thema für den nächsten Flächennutzungsplan sein könnte.

Die Zuschauer standen nach der Sitzung vor dem Rathaus noch zusammen und besprachen sich. Man wolle die Einwände nun formulieren und einreichen. Befürchtet wird, dass die Lebensqualität sinkt. Man habe sich unter anderen Voraussetzungen dort angesiedelt. Die mitgebrachten roten Karten indes wurden nicht hochgehalten, sie wurden auf den Stühlen zurück gelassen.