Grüne gründen Ortsverband in Höchstadt - das sagen die anderen Parteien

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Symbolbild: dpa
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Die Grünen haben in Höchstadt einen Ortsverband gegründet. Surfen die Umweltschützer 2020 in den Stadtrat?

2020 finden Kommunalwahlen statt. Möglicherweise schüttelt es dann den Höchstadter Stadtrat durch. Das Gremium könnte möglicherweise statt aus aktuell drei aus fünf Fraktionen bestehen.

Denn zwei neue Ortsverbände sind aufs politische Parkett getreten. Die AfD hat einen solchen 2017 aus der Taufe gehoben und angekündigt, in den Kommunalwahlkampf ziehen zu wollen. Vergangene Woche gründeten die Grünen einen Ortsverband.

"Ich bin meiner Heimat sehr verbunden. Mir blutet das Herz, wenn ich sehe, wie mit der Natur umgegangen wird. Man muss etwas tun", erklärt Sonja Koenigk den Antrieb für ihr kommunalpolitisches Engagement. Besonderer Dorn im Auge: Flächenfraß im Aischtal.

Die 52-jährige Kunstlehrerin am Gymnasium ist Vorsitzende des frisch gegründeten Ortsverbands. Dieser hat derzeit erst sieben Mitglieder. Doch man wolle schnell mehr Menschen für sich gewinnen - explizit auch jüngere.

Ambitionen auf Kandidatur

Und wird man 2020 antreten? "Soweit will ich noch gar nicht denken", sagt Koenigk. Doch man habe Ambitionen, etwas zu erreichen. Falls es personell Sinn macht, wolle man natürlich ins Rennen gehen. Das werde sich in den nächsten Monaten klären.

Und was sagen die anderen Fraktionen zum plötzlichen (Wieder-)Auftauchen der Grünen an der Aisch? Müssen sie um Stimmen bangen? "Ich würde es nicht als Konkurrenz sehen", sagt CSU-Fraktionsvorsitzender Alexander Schulz.

CSU sieht Schnittmengen

Die Grünen seien ein Mitbewerber, der den Stadtrat nur "befruchten" könne. Er habe keine Angst, dass die CSU im größeren Maß Stimmen verlieren könnte. Man sei ja thematisch gar nicht so weit auseinander, so Schulz. "Wir haben beim Flächenverbrauch schon lange den mahnenden Finger gehoben oder erneuerbare Energien wie etwa die Hackschnitzelheizung gefordert." Sollten die Grünen im Stadtrat ankommen, würde er sich über Debatten genauso wie über die Zusammenarbeit freuen.

Ähnlich sieht es Michael Ulbrich, Sprecher der JL im Stadtrat. "Konkurrenz belebt das Geschäft", sagt Ulbrich. Es sei nur begrüßenswert, wenn sich Bürger kommunalpolitisch engagieren. "Im politischen Spektrum Höchstadts haben die Grünen, wenn man so will, gefehlt." Ob die Grünen der JL Stimmen abluchsen würden, da müsse man aber abwarten. Kommunalwahlen würden nicht partei- sondern eher personen- und themenbezogen funktionieren. Und was grüne Themen angeht, habe "die JL versucht, dieses Feld zu bespielen, soweit es geht", so Ulbrich. Bei der Debatte Erdbeerfeld oder Edeka beziehungsweise Wohnbebauung oder Obstwiese in der Kerschensteiner Straße habe man eben das kommunale Interesse vorrangig gesehen.

SPD bleibt gelassen

Andreas Hänjes, SPD-Sprecher im Stadtrat, sieht durchaus Chancen für die Grünen. "Wenn sie sich zur Wahl stellen, kann ich mir vorstellen, dass es Stadträte der Grünen gibt." Auf Kosten der SPD? Falls seine Fraktion verlieren sollte, dann sei das eben so. "Aber es wird nach der Wahl gezählt, nicht schon eineinhalb Jahre vorher."

Höchstadt: keine grüne Hochburg

In Bund und Land surfen die Grünen auf einer Welle. In ERH sind sie in etlichen Kommunen vertreten. In Herzogenaurach sind sie fest verankert (vier Sitze, Dritter Bürgermeister). Auch in Eckental (drei Sitze). In Weisendorf (zwei Sitze) führen sie eine Initiative gegen eine Rindermastanlage. In Erlangen (acht Sitze) trägt die Grüne Liste die Ratshauskoalition mit. Im Kreistag stellt man neun Sitze. Höchstadt ist für die Grünen aber ein schwieriges Pflaster.

Kommunalpolitisch waren die Grünen hier zuletzt um die Jahrtausendwende aktiv.

1996, dem Jahr als die JL mit Gerald Brehm die Stadtspitze übernahm, hatten die Grünen zum ersten und einzigen Mal eine Liste aufgestellt.

Einen Sitz konnten sie erreichen. Karl-Heinz Biendarra zog in den Stadtrat ein. "Es haben nicht viele Stimmen gefehlt, um zwei Sitze zu bekommen", erinnert er sich. Er (selbst kein Parteimitglied) machte dann 2001 einer Nachrückerin Platz. Bei den Wahlen 2002, 2008 und 2014 kam keine grüne Liste zustande. Es habe an Personen gemangelt.

Biendarra hat sich entschlossen als Sprecher des Energieteams klimapolitisch etwas zu erreichen. Ambitionen für eine Kandidatur 2020 habe er "eher nicht". Zwei bis drei Sitze im Stadtrat traue er den Grünen zu. Vor allem, falls der Hype um die Partei anhält und, noch wichtiger, sich genügend Personen finden, die mitmachen.