Gewinnmaximierung gegen Lebensqualität?

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Dieses Haus Am Spratzer (Mitte) soll abgerissen und durch ein deutlich größeres Sechsfamilienhaus ersetzt werden. Foto: Andreas Dorsch
Dieses Haus Am Spratzer (Mitte) soll abgerissen und durch ein deutlich größeres Sechsfamilienhaus ersetzt werden.  Foto: Andreas Dorsch

Ein geplantes Sechsfamilienhaus Am Spratzer in Höchstadt ist den Anwohnern zu groß und zu hoch.

Die Häuser im Wohngebiet Am Spratzer in Höchstadt sind gut 50 Jahre alt. Der Baustil identisch: zweigeschossig mit Satteldach, für ein oder zwei Familien. Darunter gibt es auch Exemplare, in die im Laufe der Jahre kaum investiert wurde und die jetzt mehr oder weniger abbruchreif sind.

Ein solches ist das Anwesen Am Spratzer 22. Dem Bauausschuss des Stadtrates lag in seiner jüngsten Sitzung ein Antrag der Firma Killi Wohnbau aus Hirschaid vor, dieses Haus abzureißen und durch ein Sechsfamilienhaus zu ersetzen.

Dass dieses Vorhaben in der Nachbarschaft nicht gerade auf Begeisterung stößt, ist verständlich. Bei einer Grundstücksbreite um die 25 Meter soll das neue Sechsfamilienhaus 14 Meter breit, 15 Meter lang und 13 Meter hoch werden, berichtete eine Nachbarin - deren Haus übrigens acht Meter hoch ist - dem Fränkischen Tag.
Der Bauausschuss schaute sich vor Ort um, hörte sich die Bedenken der Anwohner an und hatte zumindest für die Kritik wegen der zu großen Höhe Verständnis. Der Ausschuss stimmte dem Antrag wie er vorlag auch nicht zu und stellte ihn erst einmal zurück.

Das Gebäude sollte niedriger werden, sagte Zweiter Bürgermeister Günter Schulz. Das Dach müsse abgespeckt und eventuell die Form geändert werden. Theoretisch könnte man mit dem Keller auch tiefer rein, da das Grundstück am Hang liegt. Für jede der sechs Wohnungen müssten 1,5 Stellplätze auf dem Grundstück geschaffen werden. Platz für die neun Kfz-Stellflächen wäre an der Straßenseite vorhanden.

Der Zweite Bürgermeister vertritt mit seinen Kollegen im Bauausschuss die Meinung, das Vorhaben müsse so gestaltet werden, dass es verträglich ist. Gleichwohl sei die Stadt angehalten, verdichteter zu bauen. "Wir achten aber auch auf die Nachbarn", sagte Schulz.

Die haben gegen dieses Mehrfamilienhaus Am Spratzer erhebliche Bedenken und als Nachbarn auch die Baupläne noch nicht unterschrieben. "Zu groß, zu hoch und eine Verschandelung des Baugebiets", bekam der FT von verschiedenen Seiten zu hören. Ein Nachbar, dessen Haus 50 Jahre da steht, bekomme dann Mauern vor Balkon und Terrasse. Befürchtet wird auch, dass der Keller ein weiteres Geschoss werden könnte.

Die Anwohner glauben auch nicht, dass die neun Stellplätze reichen. Bei sechs Familien gebe es mindestens zwölf Autos.

"Dem Antragsteller geht es nur um Gewinnmaximierung", ist eine Anwohnerin überzeugt. "Und dabei geht unsere Lebensqualität den Bach runter", fügt ein anderer hinzu.

Nicht gefallen hat den Anwohnern auch der Druck, mit dem der Antragsteller ihre Unterschriften unter die Pläne bekommen wollte. Er habe mit "Flüchtlingen" und "Sozialwohnungen" gedroht. Der FT wartete vergebens auf den angekündigten Rückruf.