Pfarrer Wilfried Lechner-Schmidt versuchte, den Weisendorfern eine Spende für die Renovierung der evangelischen Kirche schmackhaft zu machen, indem er die Eurosumme in den Wert eines Geldstücks von 1717 umrechnete.
Manchmal begegnet man auf ganz kuriosen Wegen unversehens der Geschichte. Im Rahmen der Sanierung der evangelische Kirche in Weisendorf waren Grabungen notwendig, die auch einen Blick auf die Historie werfen. So ergaben sich bei der Innensanierung einige archäologische Überraschungen, der große "Schatz" wurde allerdings nicht gefunden. "Die evangelische Kirchengemeinde war schon früher eine arme Gemeinde", erklärte Pfarrer Wilfried Lechner-Schmidt beim Baustellentermin schmunzelnd.
Erste Erwähnung 1358
Die Anfänge der Weisendorfer Kirche liegen im Dunkeln der Geschichte verborgen, allerdings ergeben sich Hinweise auf einen sehr frühen Beginn. Im Jahr 1358 wird die Kirche im Zusammenhang mit der Beurkundung, dass die Pfarrei eigenständig wird und den Filialkirchenstatus von Büchenbach verliert, erstmalig erwähnt. Damit kann zu diesem Zeitpunkt bereits eine Kirche vorausgesetzt werden. Ob sich schon vorher auf dem Platz der heutigen Kirche eine Kapelle mit Begräbnisplatz befand, lässt sich zwar nicht eindeutig beweisen, kann aufgrund der Grabungen aber vorausgesetzt werden.
Zwischen 1450 und 1500 wurde die Kirche in Richtung Süden erweitert und vermutlich am vorhandenen Chorraum eine Grabkapelle für die Familie von Seckendorff (damals Besitzer des Schlosses) angefügt. Damit wurde das Kirchenschiff auf die doppelte Größe verbreitert. Dort wurde 1558 Hans von Seckendorff auch beigesetzt und ein Renaissance-Doppelgrabmal im südlichen Chorraum an der Ostwand aufgestellt. Das Grabmal bildet den verstorbenen Hans sowie seinen Vater Friedrich-Joachim von Seckendorff-Nold ab. Allerdings wurde der Vater erst 20 Jahre später in der Jochsberger Kirche (bei Ansbach) beerdigt.
Im 18. Jahrhundert wurde die Kirche im Barockstil umgebaut und drei große Kirchenfenster im Norden und Süden eingefügt. Gleichzeitig erhielt die Kirche die zwei Emporen und der Zugang ging über eine Stiege außerhalb der Kirche. Der Haupteingang war auf der Südseite, wo sich heute noch der kleinere Eingang befindet.
In den Jahren 1884/85 erfolgte wieder ein grundlegender Umbau, diesmal im neugotischen Stil. Dazu wurden die beiden Durchgangsbögen zu den Chorräumen und der Grablege derer von Seckendorff auf ein einheitliches Niveau als gotischer Spitzbogen gesenkt. Ziel der Renovierung war, möglichst hohe Symetrie herzustellen. Dazu wurde auf der Westseite ein neuer Haupteingang geschaffen. Die Stiege zu den Emporen wurde abgerissen und durch eine Treppe im Innern ersetzt.
Zweites Chorfenster im Osten
Im südlichen Chorraum wurde das Seckendorff-Doppelgrabmal von der Ostwand an die Südseite versetzt. So konnte in die Ostwand ein zweites Chorfenster, ähnlich wie im nördlichen Chorraum, eingesetzt werden. Auch die Empore wurde an der Nordwand auf die Hälfte gekürzt und dafür auf der Südseite in der gleichen Länge wieder angebaut. Dazu wurde der Kirchenraum mit Malereien im neogotischen Stil geschmückt. Die Stuckdecke erhielt dadurch das Aussehen einer Holzdecke. Die Freifläche der Stuckdecke versah der damalige Restaurator Johann Böhner aus Nürnberg mit einem Auferstehungsbild.
Eine weitere Generalsanierung gab es 1956/57 unter Pfarrer Gottfried Kühhorn, bei der das neogotische Dekor vollständig entfernt wurde. Der Pfarrer ließ die Kanzel und den Altar neu aufmauern, der Boden wurde flächendeckend mit gebrannten Fliesen ausgelegt. Damals wurden oberhalb des Altars die nahezu mannshohe Christusfigur am Kreuz sowie Johannes und Maria unter dem Kreuz angebracht.