Fränkische Forscher mit neuer Therapie gegen aggressiven Krebs- vielversprechende Ergebnisse

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Fränkische Forscher mit neuer Therapie gegen aggressiven Krebs- vielversprechende Ergebnisse
Forscher aus Erlangen und Würzburg sitzen derzeit an einer neuen Therapie gegen aggressiven Krebs und dessen Metastasen ...
Fränkische Forscher mit neuer Therapie gegen aggressiven Krebs- vielversprechende Ergebnisse
David Hartfiel (FAU); Tima Miroshnichenko (Pexels, Symbolbild)/Collage: inFranken.de

Wissenschaftler der FAU Erlangen-Nürnberg und der Uni Würzburg forschen aktuell an einer neuen Therapie gegen Krebs. Auch aggressive Krebsarten sollen damit in Zukunft behandelt werden können. Die ersten Ergebnisse sind offenkundig vielversprechend.

Die Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) ist aktuell an einem großen Forschungsprojekt zu einem Mittel gegen aggressiven Krebs beteiligt. Auch metastasierende Krebsarten, die bereits "gestreut" haben, sollen damit in Zukunft behandelt werden können, teilt die FAU nun in einer Pressemitteilung mit. Gemeinsam mit Forschern der Universität Innsbruck, dem Massachusetts Institute of Technology (MIT) und der Universität Würzburg konnten die Wissenschaftler bereits erste, vielversprechende Ergebnisse erzielen. Erst kürzlich erhielt die FAU Erlangen-Nürnberg zwei Humoldt-Proffesuren für "noch mehr Spitzenforschung"

Dank moderner Chemo- und Immuntherapien können verschiedenste Krebsarten zunehmend besser behandelt werden, die Überlebensraten seien in den letzten Jahren erheblich gestiegen. Allerdings stehe die Medizin bei aggressiven Krebsarten wie Bauchspeicheldrüsenkrebs und bestimmten Formen von Brustkrebs weitgehend machtlos gegenüber, erklärt die FAU. "Diese Tumoren bilden sehr schnell Metastasen, bleiben aber selbst oft lange unentdeckt", erklärt Prof. Dr. Thomas Brabletz, Inhaber des Lehrstuhls für Experimentelle Medizin I an der FAU und korrespondierender Autor der Studie. "Das macht sie besonders tückisch und tödlich."

FAU Erlangen-Nürnberg: Krebs-Therapie gegen Metastasen - "Schwachstelle der wandernden Zellen"

Laut Angaben der FAU entdeckte Brabletz bereits vor rund 20 Jahren, dass Metastasen von wandernden Krebs-Stammzellen gebildet werden. Dabei müssen sich einzelne epitheliale Krebszellen, die einen kompakten Tumor bilden, in Krebszellen mit mesenchymalen Eigenschaften umwandeln. Solche Krebszellen können sich im Körper verbreiten und an verschiedenen Stellen Metastasen formen, wofür sie sich wieder in epitheliale Krebszellen zurückverwandeln müssen, heißt es in der Verlautbarung der Friedrich-Alexander-Universität.

Brabletz erläutert: "Diese wesentliche Fähigkeit der Transformation von einem Zelltyp in einen anderen bezeichnen wir als Zellplastizität." Gemeinsam mit Forschern der FAU, der Universität Innsbruck, des MITs und der Universität Würzburg entdeckte das Team um Thomas Brabletz nun eine Schwachstelle der wandernden, metastasenbildenden Zellen: Während ihrer Metamorphose ändern mesenchymale Zellen ihren Stoffwechsel und speichern eine hohe Konzentration mehrfach ungesättigter Fettsäuren in ihrer Zellmembran.

Dies mache sie elastisch, aber auch anfällig für die sogenannte Ferroptose - ein durch Eisen und Sauerstoffradikale vermittelter nicht-programmierter Zelltod, der auch mit neurologischen und anderen degenerativen Erkrankungen in Verbindung steht, erklärt Brabletz. "Dabei oxidieren die Fettsäuren, beschädigen die Zellmembran und zerstören schließlich die gesamte Zelle", so der Studienautor. Doch wann und wie kann der Mechanismus in der Krebstherapie genutzt werden?

"Kombination mit Chemo- und Immuntherapien": Aktueller Stand des neuen Mittels gegen Krebs

Der Zelltodmechanismus wurde erst im Jahr 2012 entdeckt und ist bis heute nicht richtig verstanden, so die FAU. In Laborexperimenten gelinge es jedoch bereits, mesenchymale Tumorzellen durch Ferroptose gezielt abzutöten. "Während erste Laborversuche äußerst vielversprechend sind, erfordert die Nutzung dieser Mechanismen in Medikamenten weitere Forschung und klinische Studien", heißt es vonseiten der FAU. "Aktuell arbeiten wir daran, bestimmte Enzyme pharmakologisch so zu manipulieren, dass die Krebszellen noch empfindlicher gegen die Ferroptose werden", sagt Brabletz. 

Weil die epithelialen Zellen des primären Tumors aufgrund ihrer geringen Konzentration mehrfach ungesättigter Fettsäuren nicht auf die Ferroptose ansprechen, sei bei der Krebsbehandlung langfristig eine Kombination mit klassischen Chemo- und Immuntherapien geplant. Die bisherigen Ergebnisse wurden als Artikel im Wissenschaftsjournal Nature Cell Biology veröffentlicht. Derweil wurde die FAU Erlangen-Nürnberg in einem Ranking als Teil der "Weltspitze" gekürt. Weitere Nachrichten aus Erlangen-Höchstadt liest du in unserem Lokalressort.