Seit dem 1. Januar 2023 sind Gastro-Betriebe verpflichtet, ihrer Kundschaft bei Abholung und Lieferung Mehrweggeschirr anzubieten. Die Umsetzung bereitet der Wirtin der "grünen Au" in Erlangen jedoch Kopfschmerzen.
- Erlanger Restaurant-Chefin sieht Probleme bei Umsetzung der Mehrweggeschirr-Pflicht
- "Geht nicht von heute auf morgen": Lager noch mit Einweggeschirr voll
- Kosten, Verpackung und Kundenzufriedenheit werfen Fragen auf
- Deutliche Kritik an Politik - "jetzt hat unsere Regierung"
Im Kampf gegen den Verpackungsmüll ist am 1. Januar 2023 ein neues Gesetz in Kraft getreten: Restaurants, Cafés und Co. sind verpflichtet, für ihre Speisen zum Mitnehmen neben der Einwegverpackung auch eine Mehrwegverpackung anzubieten. Den Umweltgedanken findet die Geschäftsführerin desErlanger Restaurants "Zur grünen Au", Barbara Palmer, gut, doch die Frage nach der Umsetzung habe ihr und dem Team "schon schlaflose Nächte bereitet". Viel zu viele Unsicherheiten habe die Politik offengelassen, kritisiert sie.
Erlanger Gastronomin sieht Mehrweggeschirr bei fränkischer Küche problematisch - "müssen überlegen, wie wir es machen"
Das fränkische familiengeführte Restaurant versorgt seine Gäste mit Schäufele, Schnitzel, Braten und Co. und verpacke die Speisen bei Auslieferung bisher in versiegelten Styroporbehältern, wie Palmer inFranken.de erklärt. Ihre Aussagen zu dem neuen Gesetz machen deutlich, wie stark es sich auf den Gastronomie-Alltag auswirkt. "Das geht nicht von heute auf morgen. Es muss ein gewisses System da sein." Sie spricht dabei die Lager der Lieferanten an, die noch voll mit Einweggeschirr seien. So müsse erst einmal Platz für das neue Geschirr gemacht werden.
Zudem sei das Angebot von Mehrweggeschirr noch sehr gering. "Alle, die uns beliefern, sagen 'wir haben noch nichts Genaues'. Der Markt gibt es noch nicht her", das höre sie auch von ihren Gastronomie-Kollegen und -Kolleginnen. Ihre fränkischen Gerichte stellten außerdem eine besondere Herausforderung da: "Jetzt hat unsere Regierung das umgesetzt, aber wir müssen überlegen, wie wir es machen. Ich kann keinen Schweinebraten mit Sauerbraten zusammenpacken, genauso bei Sauerkraut und Blaukraut, Klößen, Pommes oder Bratkartoffeln", zählt sie auf. Dazu kämen die Soßen. "Wenn der Kunde die Qualität haben will, muss ich alles separat verpacken."
"Für uns ist es beschwerlich. Weil wir einfach nicht wissen, wie wir so vorgehen, dass der Kunde zufrieden ist, sein Essen warm bekommt und es seine Qualität hält." Immerhin hänge der Erfolg an der Zufriedenheit der Kundschaft, zu der auch viele Stammgäste gehörten. Auch die Beschaffenheit der Dosen stellt Palmer noch vor Rätsel: "Sind sie robust? Nehmen sie Gerüche an? Plastikgeschirr kann sich mit der Zeit vom Blaukraut verfärben. Man macht sich so viele Gedanken", so die Gastronomin.
"Woher weiß ich, dass es meines ist?" Chefin der "grünen Au" rätselt über Pfand-System
Ein großes Thema sei auch die Hygiene. "Das ist uns sehr wichtig. Das Geschirr kommt zu verschiedenen Haushalten und nicht jeder Haushalt ist, wie man es sich wünschen würde. Man weiß nicht, wie die Leute mit dem Geschirr umgehen." Nach dem Spülen in der Maschine mit 100 Grad müsse man jedenfalls sicher sein, dass "es für den nächsten Gast sauber ist", erklärt sie.
Dann seien da noch die Frage nach den Kosten für das Restaurant und die Sache mit dem Pfand - "zusätzliche Unkosten für den Kunden", wie Palmer es beschreibt. "Wenn in Erlangen zehn Gastronomen das gleiche Geschirr haben, woher weiß ich, dass es meines ist, wenn ich es vom Kunden zurückbekomme? Bekomme ich es zurück, oder kriegt es ein anderer? Irgendwann habe ich gar keines mehr."
Man muss sich nur die Strassenränder ansehen. Dort sehe ich immer (!) Verpackungen der Fastfoodriesen, aber nie Müll aus normalen Restaurants. Selbst Pizzakartons finde ich nicht. Aber die Politik nimmt die Probleme nicht wahr. Bei den Mehrwegverpackungen kann ich es verkraften, beim Militär, Energie und Sozialtourismus sehe ich Deutschland grundsätzlich gefährdet
@Ratogen
Die Gastro hat die letzten Jahre sehr viel wegstecken müssen, dass haben Sie bestimmt vergessen und betrifft Sie wahrscheinlich nicht.
Energiepreise, Einkaufspreise etc. müssen auf die Gäste umgelegt werden und immer neue Verordnungen halt auch.
Soll ein Schnitzel irgendwann 25€ kosten oder wie?
Sie wären der Erste der sich beschweren würde, wenn Sie aufgrund einer Neuregelung plötzlich mehr bezahlen sollen.
Auf Gäste wie Sie kann man getrost verzichten.
Die Umsetzpflicht zum Mehrweggeschirr was seit über 1 Jahr bekannt. Warum hat man sich nicht gekümmert und heult jetzt unnötig die Medien voll. Die Gastronomen sollten sich lieber beschweren, dass sie ihr Lobbyverband DHOGA sie nicht ausreichend unterstützt hat.
Überregionale Dienstleister mit etablierten Systemen gibt es zur Genüge, einfach "mehrweg lösungen anbieter" in eine Suchmaschine der Wahl eingeben, Vertrag abschließen und zack gesetzlicher Pflicht nachgekommen.
Ist es jetzt Mode, dass man stolz auf seine Unzulänglichkeit ist? Quasi der Nachfolger "ich bin zu dumm den Videorekorder zu programmieren aus den 1990ern"