Ein weiterer Schlag ins Gesicht

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Mit dieser Anzeige scheint Murk auf den Artikel im Fränkischen Tag reagiert zu haben. Foto: Screenshot mb
Mit dieser Anzeige scheint Murk auf den Artikel im Fränkischen Tag reagiert zu haben.  Foto: Screenshot mb

Der Artikel über das Wachenrother Bekleidungsgeschäft hat für Diskussionen gesorgt. Es gab viele Reaktionen, die hier zusammengefasst sind. Lediglich der Betroffene hüllt sich mit wenigen, ausgewählten Worten weiter in Schweigen.

Fassungslosigkeit herrscht bei den ehemalig Beschäftigten des Wachenrother Bekleidungshauses Murk. Da wird dem Unternehmen vorgeworfen, dass es gut 40 Mitarbeiter entlässt, ohne eine Massenentlassung bei der Agentur für Arbeit anzuzeigen. Da wird dem Unternehmen vorgeworfen, in einem nicht nachvollziehbaren Stil mit den Mitarbeitern umzugehen. Da wird dem Unternehmen vorgeworfen, dass es unbegründete Entlassungen vollzieht und es wird vorgeworfen, dass es zustehenden Lohn an Mitarbeiter nicht bezahlt. Und wie reagiert das Unternehmen? Mit einer Werbeanzeige auf sozialen Medien mit dem Hinweis: "Glauben Sie nicht alles, was in der Zeitung steht, aber glauben Sie an uns!"

Bereits der erste Kommentar zeigt, wie viele Leser das aufnehmen. "Mich würde ja interessieren, welche Punkte aus der Zeitung nicht stimmen sollen?" Eine Frage, die im Netz unbeantwortet bleibt. Auch die direkte Anfrage an die Geschäftsführung bleibt unbeantwortet. Auf die Frage, "was man denn nicht glauben solle? In welchen Teilen oder Aussagen die getätigten Aussagen nicht zutreffen?", schreibt Johannes Murk: "Vielen Dank für Ihr erneutes Interesse an unserem Haus. Noch einmal: Wegen der laufenden Ermittlungen und der laufenden Gerichtsverfahren bitten wir erneut um Verständnis dafür, dass wir die Rechtsstreitigkeiten sicher nicht in der Zeitung austragen werden."

Sichtweise ist unterschiedlich

Zur Frage, was in der Berichterstattung nicht richtig sei, gibt es keine Erklärung. Wohl aber den Hinweis: "Wir dürfen Ihnen aber versichern, dass wir berechtigte Ansprüche der Arbeitnehmer erfüllen werden und erfüllt haben." Das ist aus Sicht der Betroffenen ein Hohn. "Mitte des Jahres hat Murk alle Zahlungen, auch an die Krankenkasse eingestellt, obwohl der Kündigungszeitpunkt erst viel später ist", erklärt eine der ehemaligen Mitarbeiterinnen unter Tränen. Dokumente des Arbeitsgerichtes untermauern die Aussagen, Anwaltsschreiben, die Murk auffordern, seinen Verpflichtungen nachzukommen. "Das ist asozial, aber keine Erfüllung der berechtigten Ansprüche", meint eine weitere Mitarbeiterin.

Auch in der Öffentlichkeit wird das Thema entsprechend kommentiert. "Solche Aktionen hätte es zu Zeiten von Anton (ehem. Seniorchef des Unternehmens Anm.d. Red.) nicht gegeben! Es kommt nie etwas Besseres nach! Leider bewahrheitet sich dieses Sprichwort immer wieder! Kein Charakter, kein soziales Gewissen!", schreibt einer der Kommentatoren. Ein Weiterer ergänzt: "Das Verhalten dieses Geschäftes ist nicht nur moralisch, sondern auch rechtlich unter aller Sau. Anscheinend wird dort in der Führung ziemlich stümperhaft gearbeitet, was sich schon daran erkennen lässt, dass man verschiedene Kündigungsformen benutzt, um ein und demselben Mitarbeiter zu kündigen." Zur Reaktion des Unternehmens ist zu lesen: "Eine Stellungnahme zu verweigern mit Hinweis auf den Datenschutz ist lächerlich, da bereits Klagen anstehen."

Es gibt aber auch Fürsprecher: "Solange man nicht genau weiß, wie was abgelaufen ist, sollte man nicht urteilen." Das Unternehmen schweigt auch auf der eigenen Internetseite und reagiert auf keinen Kommentar.

Kommentar von Michael Busch Chance auf Transparenz vertan

Es ist der blanke Hohn. Diese Reaktion einer Betroffenen gibt im Grunde alles wieder, was es im Falle Murk zu sagen gibt. Statt die Ungereimtheiten aufzuklären, sich zu sammeln, um vielleicht den bereits bestehenden Scherbenhaufen kleiner zu machen, gibt es eine Anzeige. Nein, nicht gegen mich als Autoren des ersten Artikels, sondern eine Werbeanzeige, in der man die Welt wieder heile machen möchte, indem der Kunde 20 Prozent Rabatt im Sonderverkauf erhält. Und dem Hinweis: "Glauben Sie nicht alles, was in der Zeitung steht!"

Es wäre überraschend, wenn Murk damit lediglich die Zuverlässigkeit des Wetters meint. Mit der Offerte, die das Kundenherz höher schlagen lassen soll, will man offensichtlich von der eigenen Wetterlage, den dunklen Worten über dem Unternehmen, ablenken. Kein Wort, was unwahr sein soll. Lediglich per kurzer Mail auf Nachfrage die verbale Zusicherung von Johannes Murk, "dass wir berechtigte Ansprüche der Arbeitnehmer erfüllen werden und erfüllt haben". Akten, Anwaltsschreiben und Gerichtsverhandlungen zeichnen da allerdings ein anderes Bild. Seit der Veröffentlichung sind es nochmals deutlich mehr ehemalige Mitarbeiter geworden, die die geschilderten Vorgänge bestätigen. Klar, der Kunde freut sich auf den Preisnachlass. Er sollte aber auch wissen, dass dieser auf dem Rücken von (ehemaligen) Mitarbeitern ausgetragen wird. Oder mal anders formuliert mit einem Tipp zur Krisenberichterstattung: "Empathie, Geschwindigkeit und Transparenz zählen zu den neuen Erfolgsfaktoren." Aber sicher keine derartige Reaktion.