Christian Pech, der entschlossene Visionär

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Christian Pech in Herzo Base Fotos: Barbara Herbst
Christian Pech in Herzo Base  Fotos: Barbara Herbst
 
 
 
 

Auf der Herzo Base träumt Christian Pech von der Stadt-Umland-Bahn. Der Landratskandidat der SPD setzt große Hoffnung auf die Schienenanbindung zu Erlangen und Nürnberg. Auch in der Bundespolitik durfte er schon mitmischen.

In einem Affenzahn ist Christian Pech ganz oben. Mit nur ein paar großen Schritten. Dass der steile Hang gegenüber vom Novina Hotel mitten auf der Herzo Base voller Matsch und Schnee ist, ist dem SPD-Landratskandidaten ziemlich egal. Dazu ist er viel zu spontan, als dass er sich davon abhalten lassen würde. Außerdem: Was tut man nicht alles für ein gutes Foto. Auf Geschäftsreisen hat er immer ein Paar winterfeste, robuste Boots dabei. Heute hat er sich allerdings für seine feineren Halbschuhe aus braunem Leder entschieden. Die sind jetzt nass. "Macht doch nichts", winkt Pech ab und muss lachen.

Dass der Möhrendorfer sich ausgerechnet auf der Herzo Base treffen will, ist kein Zufall. Für ihn ist es die entscheidende Schnittstelle des Landkreises. Hier kommt alles zusammen, ist alles vereint, das ganze Potenzial Erlangen-Höchstadts. Auf der einen Seite die internationale Geltung, verkörpert durch die großen Weltfirmen Adidas und Puma. Andererseits viel ländliches Flair mit dem neuen Wohnbaugebiet und den Gemeinden Haundorf und Beutelsdorf im Hintergrund. Doch die größte Chance für den Landkreis kommt ja erst noch: "Genau hier wird die Trasse der Stadt-Umland-Bahn durchführen", sagt er und deutet mit ausgestrecktem Arm hinter das Novina Hotel.

Viele Gedanken über die Wahl
Dort geht es auch erstmal rein. Auf einen warmen Kaffee. Draußen wird es bei Minus fünf Grad doch etwas zu kalt. Obwohl Pech schon von Berufs wegen so ziemlich jedes Wetter gewohnt ist. Gerade erst ist der Projektmanager für Photovoltaikanlagen zurück aus London. Dort und überall in Europa begutachtet er neue potenzielle Flächen für Solarparks für eine kleinere Firma in Nürnberg. Prüft den Bau von Freilandanlagen vor allem unter technischen, genehmigungsrechtlichen und ökonomischen Aspekten. "London, Mailand, Kopenhagen - ich bin oft unterwegs", sagt der Diplom-Politologe mit angehängtem betriebswirtschaftlichem Master.

Viel unterwegs, das könnte er auch nach dem 16. März sein. Nur vielleicht nicht ganz so international. "Neue Herausforderungen haben mich schon immer gereizt", erklärt der 37-Jährige in dem großen schwarzen Ledersessel der Hotelbar. Die Entscheidung, als Landrat zu kandidieren, war allerdings keine spontane Sache. Pech wurde schon länger gefragt, lehnte aber zunächst ab. Bis letztes Jahr im April. "Es ist ein schönes Amt, in dem man viel bewegen und eigene Akzente setzen kann."

Mit Noch-Landrat und Parteikollege Eberhard Irlinger stimmt er sich in bestimmten Punkten immer wieder ab, telefoniert mit ihm, bespricht sich bei Terminen - soweit das möglich ist. "Der Gedanke an einen Nachfolger ist ihm, glaube ich, schon schwer gefallen", meint Pech. Er selbst macht sich viele Gedanken über den Ausgang der Wahl, rechnet fest mit einer Stichwahl. Wahrscheinlich mit Tritthart, hoffentlich mit ihm selbst.

Bis es soweit sein könnte, hat der Kandidat bereits jetzt Termine noch und nöcher. Um den Hals hat er dabei am liebsten seine SPD-rote Krawatte. Auch heute hat er sich für sie entschieden. Auf Brusthöhe eine ebenfalls rote Brosche in der Form des Landkreises. Bereits 1992 ist Pech den Sozialdemokraten als 16-jähriger junger Mann beigetreten. Sein Interesse für Politik weckte sein damaliger Sozialkundelehrer. Zur Leidenschaft wurde es während des Studiums in Erlangen und Wien und seiner Zeit in Berlin. Dort war er drei Jahre lang, seit 2008, Büroleiter der ehemaligen Bundesministerin Renate Schmidt, zum damaligen Zeitpunkt Mitglied im Bildungsausschuss. "Es war eine tolle Zeit. Ich habe viel Gespür dafür bekommen, was Menschen bewegt."


Auch heute hat er mit Schmidt noch ein "herzliches Verhältnis". Sie telefonieren immer wieder mal, zu seiner Kandidatur gratulierte sie ihm. "Wobei sie die Bundespolitik immer spannender fand, weil dort tiefgreifendere Entscheidungen getroffen werden", erzählt Pech. Doch das ist es nicht, was ihn an der Politik imponiert. "In der Kommunalpolitik rettest du nicht die Menschheit, aber du bist viel näher am Menschen dran", erklärt er fast schwärmerisch.

Im Dezember geheiratet
Privat kommt der Politiker nur bei einer Frau ins Schwärmen: seiner Claudia. Die beiden sind frisch verheiratet, haben sich am 28. Dezember nach dreieinhalb Jahren Beziehung das Ja-Wort gegeben. Für Pech ist es das zweite Mal. "Ich hab' ihr an meinem Geburtstag, am 17. Juli, einen Antrag gemacht", plaudert er aus dem Nähkästchen. Dabei spielt er an seinem Ehering - wie fast während des ganzen Gesprächs. Derzeit sehen sie sich nur am Wochenende, entweder in Möhrendorf oder in Weiden in der Oberpfalz, wo seine Frau derzeit berufsbedingt noch lebt. "Meine Frau ist nicht in der SPD. Das ist ganz gut, wenn man nicht ständig über Politik diskutieren muss", schmunzelt Pech. Der Kandidat ist gut gelaunt, lacht gerne und viel, frei heraus. Und lässt sich durch nichts so schnell aus der Ruhe bringen: "Ich bin eher der geerdete Mensch, polarisiere nicht."

Das hat er auch beim Thema Stadt-Umland-Bahn nicht vor. Schon vor dem Hotel verwies er immer wieder auf den möglichen Verlauf der Trasse. Dass er ein klarer Befürworter des Verkehrsprojekts ist, daraus macht er keinen Hehl. Muss er auch nicht. Die Vorfreude auf eine Realisierung ist ihm ohnehin ins Gesicht geschrieben: "Wir leben von der Nähe zu Nürnberg und Erlangen. Das soll auch so bleiben. Wir können es uns gar nicht leisten, sie nicht zu bauen", findet Pech. Mit ihr könne man den Ansprüchen der Firmen vor Ort gerecht werden. "Oder sollen wir denen sagen: Sorry, wir haben dafür schöne Busse?"

Verständnis für die Gemeinden, die sich gegen die Stand-Umland-Bahn aussprechen, weil sie Angst vor einer erhöhten Kreisumlage haben, hat er dennoch: "Viele denken, sie haben nichts davon. Aber letztlich profitieren alle von einem starken Standort", erklärt Pech. Die Busverbindungen in den umliegenden Gemeinden müssten natürlich angepasst werden. Außerdem wäre die Strecke von Nürnberg bis Herzogenaurach ja erst der Anfang: "Sie könnte weiter bis nach Eckental oder Höchstadt gehen."

Und die StUB ist nicht sein einziges Thema. Der Fraktionsvorsitzende der SPD-Kreistagsfraktion möchte günstigen Wohnraum für alle schaffen, möchte Mehrfamilienhäuser in Kooperation mit Wohlfahrtsverbänden, möchte mit Kreiswerken die Versorgung übernehmen - um den Gewinn in Erneuerbare Energien wie Photovoltaikanlagen und Windkraft zu stecken.

Inzwischen ist Pech wieder zu Fuß unterwegs. Steht wieder vor dem steilen Hang gegenüber vom Novina Hotel. Ein letzter Blick auf den möglichen Trassenverlauf der Stadt-Umland-Bahn. Eine letzte Frage: Wird es sie wirklich geben? Pech antwortet prompt: "Das kommt drauf an, wer Landrat wird."