Die Fische, die im Blätterweiher bei Mohrhof aufgewachsen sind, weisen einen sehr geringen Fettgehalt auf. Auf dem Teller landen sie trotzdem.
Ein Traum! "Fischdoktor" Martin Oberle ist ganz begeistert von den Messwerten eines Karpfens aus dem Blätterweiher. 3,3 Prozent Fett hat der Fisch nur. "Das ist Premiumqualität", sagt er Fachmann vom Institut für Teichwirtschaft gleich zweimal. Die gesunden Werte sind der Bewirtschaftung des Weihers geschuldet.
Teichwirt Lorenz Möhring setzt im Auftrag des Bunds Naturschutz (BN) dort die jungen Karpfen ein, deutlich weniger pro Hektar als für den Aischgründer Karpfen zulässig ist. Und Möhring füttert nicht zu. Die Fische müssen sich den Sommer über selbst mit Nahrung versorgen. Damit im Herbst die Karpfen "Pur Natur" abgefischt werden können.
Tierärztin passt auf
Das Karpfenprojekt wird von Manfred Ludwig betreut, der diese Aufgabe von Siegfried Liepelt übernommen hat.
Die Naturschutzorganisation verbindet mit dieser natürlichen Fischzucht den Vogelschutz. Ein Teil der Weiherfläche des großen Blätterweihers ist mit Schilf bestanden und bildet eine Rückzugsstätte für viele Wasservögel.
Am diesjährigen Abfischen stand allerdings nicht der Naturschutzgedanke im Vordergrund, sondern die Methode der Nahrungsgewinnung.
"Anstrengend" ist auf der Miene von Johanna Moritz zu lesen, als sie zusammen mit der Amtstierärztin Susanne Oswald fest eingepackt in Anorak und achsellanger Gummiwathose einmal durch den Modder am Teichboden stapft. Johanna Moritz nimmt am Abfischen im Auftrag der Landesanstalt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit teil. "Das Abfischen ist eindeutig körperliche Schwerarbeit", sagt auch die Amtsärztin. Noch dazu bei Temperaturen so um die zehn Grad. "Wir sind alle froh, dass es so kühl ist", ergänzt Helmut König, der Kreisvorsitzende des BN.
"Wenn es wärmer wäre, müssten alle möglichst schnell arbeiten, damit die Karpfen nicht leiden." Tierschutzgerechtes "Ernten" ist allen ein Anliegen.
So läuft alles "wie geschmiert". Mit Netzen und Fischhammern fassen etliche Teichwirtskollegen von Möhring und Teichgenossenschaftsvorsitzendem Walter Jakob die Karpfen im Restwasser. Andere stehen mit großen Kübeln bereit, um sie über den Weiher-damm zu tragen. Am Rande des Nachbarweihers haben sie eine vorübergehende Hälterung aus Netzen aufgebaut.
In das eine Fach kommen die zum Verkauf bestimmten Karpfen, in das andere allerhand Beifische wie Hechte, Barsche, Zander und Schleien, aber auch Seltenheiten wie der Schlammpeitzger. Und am Mittag gibt es kross gebacken die ersten Blätterweiher-Karpfen zum Essen. Denn weil sie in Bewegung aufgewachsen sind, müssen sie nicht erst gewässert werden, bevor man sie zubereiten kann.