Die "Soli" lädt am Vatertag zum legendären Schweinskopfessen. Eine Vegetarierin hält die fleischige Tradition aufrecht.
Wenn eine Vegetarierin beim Gedanken an ein Schweinskopfessen leuchtende Augen bekommt, dann muss es sich um eine ganz besondere Veranstaltung handeln. Auf das legendäre Schweinskopfessen der "Soli" am Vatertag trifft das zu.
Seit fast vier Jahrzehnten locken die gekochten Köstlichkeiten aus dem Kessel nicht nur die Väter, sondern ganze Familien auf das Gelände des Radsportvereins Solidarität an der Nutzung. Heuer allerdings drohte die Aktion zu scheitern. Bis eine Vegetarierin einsprang und sich entschloss, den Brauch unbedingt fortzusetzen.
Daniela Welker ist vielen Jahren bei der "Soli" und war dort auch Jugendleiterin. Sie befürchtete, dass die Tradition in Vergessenheit geraten könnte, wenn man in diesem Jahr pausieren würde. Denn nach dem überraschenden Tod ihres Vaters Rudi Hirsch, einem der zuverlässigen Köpfe im Verein, sind die gesellschaftlichen Aktionen etwas weniger geworden.
Schon im vergangenen Jahr hat man beispielsweise die "Soli-Kerwa" auf einen Tag reduziert, heuer entfällt sie gar komplett. Und mit ihr das Johannisfeuer. Was allerdings nicht nur an der mangelnden Helferzahl liege, sondern auch an der in diesem Jahr außergewöhnlich kurzen Zeit zwischen Altstadtfest und Sommerkirchweih. Gefährdet war aber auch das Schweinskopfessen, und das hatte zunächst mit fehlenden Akteuren zu tun. Nur Bratwürste sollte es geben, doch das genügte der Herzogenauracherin nicht. Immerhin hilft sie schon seit 17 Jahren bei der Veranstaltung mit. "Ich möchte die Tradition beibehalten", sagt sie. "Schon wegen meinem Papa!"
Hilfe über den Zaun
Der würde sich über die Entscheidungsfreudigkeit seiner Tochter sicherlich freuen. Als sich das Vorhaben herumsprach, fand sich auch schnell ein Unterstützer. Die Zusage erfolgte quasi "über den Zaun", von der benachbarten Musikinitiative. "Ich helf euch", habe er gerufen, sagt Hörg Heydt, einer der Aktiven bei der MIH. Und schon war die Aktion gebongt. "Ich mach das wegen der Alten", ergänzt der Bassist und betont, dass man so eine Tradition auf keinen Fall aufgeben dürfe.
Also wird es auch heuer das Schweinskopfessen geben, zum 40. Mal inzwischen. Man kann also auch noch ein Jubiläum feiern. Früh um fünf Uhr werden die beiden Kessel angeschürt und später wird Heydt "zweieinhalb Stunden Vollgas kochen." 16 halbe Köpfe hat er bestellt, dazu 15 Kilo Bauch, drei Kilo Zunge und genauso viel Herzen. Und ein paar Ohren und Rüssel lässt er sich extra geben. Blut- und Leberwürste gibt's obendrein, die werden im Topf gekocht, und Sauerkraut und Brot natürlich. Und wer Bratwürste vom Grill mag: Die gibt's freilich auch.
Und wie kommt man auf die Zahl 16? Das sei ihm von den erfahrenen Köchen so gesagt worden. Ursprünglich habe er 30 holen wollen, aber "das ist mir verboten worden", schmunzelt Heydt, der in seiner Freizeit viele Stunden mit der Zubereitung von Fleisch zubringt, sei es beim Grillen mal schnell für vierzig Leute oder beim Räuchern diverser Schinken. Das "Material" für den Vatertag holt er beim Uehlfelder Fleischhändler Matthes. "Der kauft die Schweine nur bei Bauern aus dem Umland", weiß Heydt. Es gibt also fränkische Säu.