Die Erlanger Arbeiterwohlfahrt (AWO) hat einen Brief an die Eltern aller zugehörigen Kindergärten geschickt. Anlass war ein Mann, der in Herzogenaurach wohl einen Jungen auf der Straße bedrängt hatte.
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Einem Jungen in Herzogenaurach geschah am Montag (20. März 2023) etwas auf offener Straße, vor dem viele Eltern Angst haben. Ein Mann mittleren Alters sprach ihn an und lockte mit einem Hund, der zu Hause auf das Kind warte und den es streicheln könne. Das gleiche Angebot habe ein weiteres Kind am Donnerstag (16. März 2023) erhalten, wie der Dienststellenleiter der Polizeiinspektion Herzogenaurach Reimund Mehler gegenüber inFranken.de bestätigt. Daraufhin erging ein Brief an die Familien der AWO-Kindergärten in Erlangen.
"Kinderliebe oder mehr"? Fall in Herzogenaurach bringt Arbeiterwohlfahrt zum Handeln
Das Schreiben verfasste Einrichtungsleitung Julia Brendel am Dienstag (21. März 2023) - auf Initiative der Mutter des am Vortag betroffenen Kindes. Denn diese sei eine Kollegin und habe die Kontakte zur Sensibilisierung für das Thema nutzen wollen. In dem Brief ist auch der Verlauf der Begegnung auf dem Nachhauseweg des Jungen zu lesen: "Der Junge hat ihn ignoriert und ist weitergegangen. Der Mann hatte glücklicherweise auch keinen Erfolg, als er den Jungen an der Jacke packen wollte."
Die Polizei spricht gegenüber inFranken.de nur von einem verbalen Angebot. Die Personalien des Mannes seien inzwischen bekannt. Mehler betont, dass der Mann noch keine Straftat begangen habe. Es sei nicht abzuschätzen, ob es sich um reine "Kinderliebe oder mehr" gehandelt habe. Wer eine verdächtige Person beobachte, solle in jedem Fall direkt die Polizei informieren und "keine Selbstjustiz" anwenden. Das könne nämlich schnell in Verletzung von Datenschutz (Bild der Person speichern) oder Verleumdung enden. Darauf weise die Polizei auch gegenüber Schulrektoren und der Eltern-Community hin.
"Gott sei Dank gibt es in den wenigsten Fällen einen ernsthaften Hintergrund", so Mehler. Julia Brendel habe nach dem jüngsten Vorfall von keinem weiteren gehört, berichtet sie inFranken.de. Sie schreibt in dem Brief weiter: "Die Situation ist in Herzogenaurach passiert. Trotzdem war es mir wichtig, dass Sie Bescheid wissen und vermehrt Acht geben." Dass Eltern sich an Bushaltestellen zur Wache positionieren, findet Reimund Mehler unterdessen nicht angebracht und weist erneut auf den simplen Rat hin, sich bei einem Verdacht schlicht umgehend bei der Polizei zu melden.
Im Kreis Bamberg kursieren indessen aktuell Gerüchte, wonach einem Kindergarten die baldige Schließung drohen könnte. InFranken.de ist der Sache jetzt auf den Grund gegangen.