Erlangen (ots) -
Seit Januar 2024 führt das Fachkommissariat der Erlanger Kriminalpolizei, in enger Abstimmung mit der Staatsanwaltschaft Nürnberg-Fürth, intensive Ermittlungen gegen ein mutmaßliches Netzwerk von Fälschern. Die Täter stehen unter anderem im Verdacht mit gefälschten Meisterbriefen Beute in sechstelliger Höhe gemacht zu haben. Zwischenzeitlich ist es den Ermittlern gelungen, mehrere Tatverdächtige zu identifizieren und festzunehmen.
Bereits im Jahr 2020 wurden der Handwerkskammer Oberfranken vereinzelt gefälschte Meisterbriefe aus Mittelfranken zur Eintragung in die Handwerksrolle vorgelegt. Durch eine Nachfrage bei der HWK Mittelfranken fiel der Schwindel auf, woraufhin Anzeige bei der Polizei erstattet wurde. Im Jahr 2021 führten die ersten Spuren nach Erlangen. In diesem Zusammenhang wurden auch dort vermehrt Anzeigen wegen gefälschter Sprachzertifikate und Meisterprüfungszeugnisse erstattet.
Die intensiven und aufwendigen Ermittlungen führten zu einem 47-jährigen türkischen Tatverdächtigen. In einem ersten Gerichtsverfahren wurde er im April 2024 wegen gewerbsmäßiger Urkundenfälschung von Meisterprüfungszeugnissen und Sprachzertifikaten in 48 Fällen sowie wegen mehreren Fällen der Fälschung beweiserheblicher Daten zu einer Bewährungsstrafe verurteilt.
Nachdem noch vor Beendigung dieses Gerichtsverfahrens erneut Fälschungen im ganzen Bundesgebiet (Schwerpunkt Bayern, Nordrhein-Westfalen und Berlin) in Umlauf gebracht worden waren, fiel der Verdacht wieder auf den 47-Jährigen und sein Netzwerk aus Zwischenhändlern, unter anderem seine 41-jährige türkische Lebensgefährtin. Aufgrund der hohen Zahl neuer Fälle rief die Kriminalpolizei in Erlangen im November 2024 die Arbeitsgruppe (AG) "Fälschung" ins Leben.
Bei einer von der AG Fälschung initiierten und organisierten, bundesweiten Durchsuchungsaktion konnten im Januar 2025 umfangreiche Beweismittel und abholbereite Fälschungen sichergestellt werden. Im bayerischen Raum konzentrierten sich die Maßnahmen auf Erlangen, Nürnberg, das Nürnberger Umland, den Landkreis Erlangen-Höchstadt und München. Unter anderem wurden Privatwohnungen, Büroräumlichkeiten und Copyshops durchsucht. Neben der Kriminalpolizei waren auch Einsatzzüge der Polizei und Digitalforensiker beteiligt.
Während der 47-Jährige vor seiner Verhaftung das Land verließ, konnten gegen seine Lebensgefährtin und einen weiteren, mutmaßlichen Zwischenhändler, Haftbefehle vollzogen werden.
Die Beamten der Kriminalpolizei Erlangen werteten in akribischer Arbeit zahlreiche Unterlagen aus den vorausgegangenen Durchsuchungen aus. Dabei konnten sie dem 47-Jährigen eine Vielzahl von Taten nachweisen und ein hinter ihm stehendes Netzwerk aufdecken. Neben Meisterbriefen und -zeugnissen stehen die Täter im Verdacht unter anderem auch "Leben in Deutschland"-Zertifikate, Sprachzertifikate für die Einbürgerung und Bescheinigungen für das Sicherheitsgewerbe sowie Fachkundenachweise gefälscht zu haben. Die Käufer der Fälschungen bezahlten zum Teil fünfstellige Beträge, um Prüfungen und den Nachweis von Deutschkenntnissen zu umgehen. Die Ermittler gehen davon aus, dass durch das betrügerische Handeln Gewinne in sechsstelliger Höhe erzielt wurden.