Baustellenfund: Brücke aus dem 16. Jahrhundert

2 Min
Die eine Mauer ist auf alt gemacht, die andere original: Im Hintergrund die "neue" Mauer mit dem Brunnenheiligen, vorne die Brückenwand aus dem 16. Jahrhundert. Fotos: Bernhard Panzer
Die eine Mauer ist auf alt gemacht, die andere original: Im Hintergrund die "neue" Mauer mit dem Brunnenheiligen, vorne die Brückenwand aus dem 16. Jahrhundert.  Fotos: Bernhard Panzer
Marco Goldhausen deutet an: Es sind zwei unterschiedliche Steinreihen gefunden worden. Einmal Reste der Brücke, und zum andern wohl das Fundament des mittleren Stadttors.
Marco Goldhausen deutet an: Es sind zwei unterschiedliche Steinreihen gefunden worden. Einmal Reste der Brücke, und zum andern wohl das Fundament des mittleren Stadttors.
 
 
 
 
 
 
Die eine Mauer ist auf alt gemacht, die andere original: Im Hintergrund die "neue" Mauer mit dem Brunnenheiligen, vorne die Brückenwand aus dem 16. Jahrhundert.
Die eine Mauer ist auf alt gemacht, die andere original: Im Hintergrund die "neue" Mauer mit dem Brunnenheiligen, vorne die Brückenwand aus dem 16. Jahrhundert.
 
 
 
 
 
 
 
 

Die Baustelle im Steinweg förderte altes Mauerwerk zutage. Es handelt sich wohl um eine Brücke über den Schlossgraben und das Fundament des mittleren Tors.

Es sind wahre Fundgruben, die die Archäologen zurzeit in der Innenstadt vorfinden. Bei der Fülle von aktuellen Baustellen, vor allem rund ums Schloss, tauchen regelmäßig Schätze aus der Vergangenheit auf und werden aus ihrem dunklen Grab ans Tageslicht befördert. Zumindest vorübergehend.

Nicht alle Funde werden aufgrund alter Katasterpläne auch so erwartet, manche kommen überraschend. So wie die Mauer einer Brücke, die vor vielen Jahrhunderten über den einstigen Schlossgraben geführt hat. Fundort: Kanalbaustelle am Übergang des Marktplatzes in den Steinweg. Freilich ist bekannt, dass entlang der Stadtmauer dort der Schlossgraben verlief und ja irgendwie überbrückt werden musste. Im wahrsten Sinne des Wortes. Aber dass von der damaligen Brücke noch Reste vorhanden sind, davon konnte nicht ausgegangen werden. Schließlich ist der dortige Bereich in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder umgegraben worden.

Original und Replik

Silke Stadter, die Leiterin des Bauamts im Rathaus, hat sich am Freitagvormittag die Baustelle betrachtet. Bei der Menge an Kabeln und Rohren und Leitungen, die dort verlaufen, hätte man nicht erwartet, dass noch Relikte aus alter Vergangenheit erhalten sein könnten. Man ging davon aus, dass Baumaschinen dort alles schon zerstört haben.

Marco Goldhausen, der alle Baumaßnahmen für das neue Rathaus rund ums Schloss archäologisch betreut, gibt ihr recht. Ein paar Meter versetzt wäre so ein Fund eher denkbar gewesen, stellt er fest. Denn dort verläuft die "historisierende Mauer" mit der Figur des Brunnenheiligen obendrauf. Also eine Mauer, die viel später gebaut und auf alt gemacht wurde, wie es Silke Stadter kommentierte.

Dass die alte Brücke sich aber weiter innen fand, sei so nicht zu erwarten gewesen. Und schon gar nicht, dass man überhaupt auf ein noch ein gut erhaltenes Mauerwerk stieß. Denn im 20. Jahrhundert habe die Archäologie keinen hohen Stellenwert genossen. Bei Baustellen in dieser Zeit sei viel zerstört worden.

So aber hatte Goldhausen Grund zur Freude. Er analysierte den Fund vor Ort. Es handelt sich seiner Meinung nach um die westliche Stirnseite der Brücke, also um eine Außenmauer. Das Gewölbe selbst, unter dem das Wasser im Graben durchfloss, vermutet der Archäologe tiefer im Erdreich. Und die eigentliche Geh- beziehungsweise Fahrbahn auf der Brücke sei damals oft nur aufgeschüttetes Material gewesen, was heute nicht mehr nachgewiesen werden könne.

Und wie alt sind die Brückenreste? Goldhausen schätzt auf das frühe 16. Jahrhundert. Auch Keramik ist aus der Baugrube gesichert worden. Auch diese Funde sollten aus der frühen Neuzeit stammen, also aus dem 16. oder 17. Jahrhundert.

Fundament des Stadttors

Fast noch interessanter ist ein weiterer Fund. Denn unterhalb der Brückenwand fanden sich weitere Steinreihen. Offensichtlich das Fundament und ein Aufbau eines älteren, wohl quaderförmigen Gebäudes.

Auch wenn der Archäologe sich so kurz nach dem Fund noch bedeckt gibt und darauf hinweist, dass er vorerst nur Vermutungen anstellen könne, hat er doch eine konkrete Vorstellung. Diese Steine müssen wesentlich älter sein. Und da man davon ausgeht, dass in dem dortigen Bereich ein Tor zur Altstadt war, das mittlere Tor, muss der Fund just dieses Bauwerk sein. Eine Tafel weist darauf hin, dass im 14. Jahrhundert zwischen der Bäckerei Römmelt und dem Gasthaus Glass eben jenes mittlere Tor gestanden hat. Goldhausen kann sich vorstellen, dass von dem Gebäude knapp außerhalb der Stadtmauer eine Zugbrücke bedient wurde, über die Besucher der Stadt in den Bereich innerhalb der Stadtmauern gelangten. Erst später sei dann eine feste Brücke aus Stein errichtet worden.

So fanden sich jetzt wohl Relikte aus zwei verschiedenen Zeiten: von einer spätmittelalterlichen Zugbrücke und von einer steinernen Brücke. Genaues allerdings könne man jetzt, so kurz nach dem Fund, noch nicht sagen, meinte Goldhausen. Aber er wolle über die Ergebnisse berichten. Spannend sei die Arbeit hier im Stadtkern allemal, denn es könnte ja immer "etwas auftauchen, was nicht unbedingt zu erwarten ist."