Aufregende Tage vor der Papstwahl

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Manfred Welker mit seiner Frau Marion besuchten Rom. Im Hintergrund ist der Petersdom zu erkennen. Fotos: p
Manfred Welker mit seiner Frau Marion besuchten Rom. Im Hintergrund ist der Petersdom zu erkennen.  Fotos: p
Auffallend viele Kleriker, Ordensleute, Seminaristen und Alumnen waren in Rom unterwegs.
Auffallend viele Kleriker, Ordensleute, Seminaristen und Alumnen waren in Rom unterwegs.
 

Es herrscht ein ganz besonderes Flair in der Stadt Rom, wenn sich Kardinäle in dem Konklave befinden. Davon konnte sich der Kreisheimatpfleger von Erlangen-Höchstadt, Manfred Welker, bei einem Besuch zusammen mit seiner Frau überzeugen.

Wer nach Rom fährt, kann immer mit zahlreichen Reiseeindrücken rechnen. Jetzt sogar mit der Durchführung zu einem Konklave. Kreisheimatpfleger Manfred Welker, der auch als Freier Mitarbeiter für den Lokalteil Höchstadt/Herzogenaurach im Einsatz ist, hat zusammen mit seiner Frau Marion die "Ewige Stadt" besucht. Im folgenden Bericht schildert er seine Eindrücke.

Eigentlich sollte es für Marion und Manfred Welker eine einfache und schöne Reise nach Rom werden. Mit dem Nachtzug ab München nach Rom, mit dem Nachtzug auch wieder in die Heimat zurück. Der März, auch wenn es der Anfang war, versprach halbwegs schönes Wetter, und es waren auch noch nicht zu viele Touristen in der Ewigen Stadt zu erwarten. Bei der Heimfahrt sollten sich Pasta, Gewürze und Käse im Gepäck finden.
Alles in allem also gute Voraussetzungen für die Reise über die Alpen.

Platz im Schlafwagen wird eng

Aber dann kam der Amtsverzicht von Papst Benedikt XVI. Sofort wurde merklich das Platzangebot in den Schlafwagen der Bahn eng. Zu viele wollten entweder noch beim letzten Empfang in Rom mit dabei sein oder das Konklave und die Vorstellung des neuen Papstes vom Balkon des Petersdoms aus miterleben. Auch bei den Übernachtungsmöglichkeiten machte sich das gestiegene Interesse bemerkbar. Aber mit etwas Glück konnte ein Quartier am Campo de' Fiori gebucht werden.

Die Anreise von Marion und Manfred Welker verlief unproblematisch. Das Abteil war mit einem Völkergemisch, das an die Babylonische Sprachverwirrung erinnerte, vollständig belegt.

In der Stadt selbst war von der Aufregung nur wenig zu spüren. Die Zahl der Touristen hielt sich in Grenzen. Mit dem Roma-Pass, einer Art Dreitagesticket, konnte man sich mit Bussen und Bahnen in der Stadt ganz problemlos bewegen. Wenn nur nicht die Busse so überfüllt gewesen wären - wie immer. Allerdings waren auffallend viele Kleriker, Ordensleute und Alumnen in der Ewigen Stadt unterwegs.

Sonderbriefmarken

Je näher man dem Petersplatz kam, desto präsenter wurden die Journalisten und Fernsehteams. Am Ende der Via della Conciliazione waren Gestelle für Fernsehkameras mit direkter Sichtachse zum Petersplatz aufgebaut.
Dort wurden schon die Fernsehkameras fest installiert, um dann ja die ersten Bilder in die Welt übermitteln zu können.

Sonderbriefmarken der Sedisvakanz von der Vatikanischen Post konnten auf dem Petersplatz wegen des erwarteten Ansturms in einem Anhänger erworben werden. Daneben war vorsorglich gleich der Briefkasten postiert.
"Wer weiß, ob wir so etwas noch einmal miterleben. Die Ansichtskarten mit Papst Benedikt und den Sonderbriefmarken sind eine gute Erinnerung an diese Reise," erklärte ein Philatelist, der ein ganzes Bündel Karten stempeln ließ.

Im Vatikan selbst war viel Kardinalsrot zu sehen. Auffallend war auch die Nervosität, die sich zunehmend breit machte. Wer in den Vatikanstaat wollte, ganz egal, ob in den Petersdom oder in einen anderen Bereich, musste sich von Sicherheitsbeamten unter anderem mit einem Metalldetektor genau untersuchen lassen, ebenso wurden die mitgebrachten Taschen durchleuchtet.

"Bitte nicht weitergehen!"

Auch die Mitglieder der Schweizer Garde forderten höflich, aber mit Nachdruck zum Weitergehen auf, niemand durfte stehen bleiben oder gar zusehen, wie die Kardinäle in die Audienzhalle zu ihrem ersten Treffen zusammenkamen. "Bitte weitergehen", lautete ihre Aufforderung in Schweizerdeutsch. Prognosen werden natürlich gestellt. Aber ein bekannter Spruch wird gerne zitiert: "Wer als Papst ins Konklave geht, kommt als Kardinal wieder heraus!"

Das Vatikanische Museum hatten Marion und Manfred Welker in diesem Jahr von der Prioritätenliste gestrichen. Denn die Sixtinische Kapelle, der Ort der Wahl für den neuen Papst, konnte da schon gar nicht mehr besichtigt werden. Die Restauratoren und Handwerker zum Einbau der Infrastruktur für die Wahl hatten das Feld übernommen. Eigentlich schade, denn die Sixtina mit den berühmten Fresken von Michelangelo, aber auch Pinturicchio, Perugino, Ghirlandaio und Botticelli ist eigentlich ein Muss auf dem Besuchsprogramm von Romfahrern.
Auf dem Petersplatz versuchten viele, einen Blick auf den Vatikan zu erhaschen. "Wo ist denn die Sixtinische Kapelle?", fragen sie sich. Auch der Kamin, der mit seinem Rauch das Ergebnis eines Wahlgangs verkündet, wurde natürlich gesucht. Bei schwarzem Rauch war die Wahl ohne Erfolg. Quillt aber weißer Rauch aus dem Schornstein, dann verkündet ein Kardinal der wartenden Menge: "Habemus Papam!" Wir haben einen neuen Papst!

Wünsche gibt es natürlich viele. "Er soll viele Sprachen können, um die Menschen auf der ganzen Welt anzusprechen", ist einer davon. Aber auch Reformen soll er vorantreiben. Die Ökumene ist vielen ein Anliegen, der Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen für andere.

Verwirrung am Bahnhof

Aber noch bevor die Kardinäle ihre Wahl treffen, hieß es wieder die Heimfahrt anzutreten. Dafür, dass der Besuch in Rom auch noch auf eine andere Art in Erinnerung bleibt, hat die Italienische Bahn gesorgt. Laut Fahrplan sollt der Zug um 19.12 Uhr auf Bahnsteig 12 in Stazione Termini abfahren, wo allerdings zahlreiche Fahrgäste vergeblich warteten.

Da keine Ansage erfolgte, hieß es, die große Tafel im Hauptgebäude des Bahnhofs auf Hinweise abzusuchen. Erst waren dort 10 Minuten, dann 20 Minuten, schließlich 40 Minuten Verspätung angesagt.
Dass der Zug außerdem auf einem anderen Bahngleis abfuhr, bemerkte auch das auf dem Bahnsteig wartende deutsche Zugpersonal eher durch Zufall. Mit eineinviertel Stunden Verspätung ging es dann endlich wieder zurück in Richtung Heimat.