Die Zeit der Notunterkünfte ist vorbei. Jetzt geht es für anerkannte Flüchtlinge darum, eine Wohnung zu finden. Doch die Suche gestaltet sich schwierig.
Fehlbeleger. Es ist kein schönes Wort, das sich die Verwaltung für jene Flüchtlinge ausgedacht hat, deren Asylantrag zwar anerkannt ist, die aber keine Wohnung finden und daher noch in einer Gemeinschaftsunterkunft wohnen. Notfalls bis zum Sanktnimmerleinstag. Wenn es keine Hilfe gäbe.
So wie die von Wolfgang Kümmeth. Der ehrenamtliche Flüchtlingshelfer, der sich zusammen mit dem Helferkreis um die Menschen in den Unterkünften in der Engelgasse, der Beethovenstraße und im Birkenweg kümmert, kann ein Lied davon singen, wie schwierig es ist, Vermieter zu überzeugen. "Viele blocken sofort ab, wenn sie hören, dass es Flüchtlinge sind, die einziehen wollen." Es seien immer wieder Wohnungen ausgeschrieben. Zum Abschluss komme es aber selten.
Kümmeth will darum werben, sich einen Ruck zu geben.
"Man muss den Vermietern ein bisschen mehr Mut zusprechen." In den Fällen, in denen eine Wohnung vermittelt wurde, seien alle Seiten zufrieden. Es sei daher umso bedauernswerter, dass nach dem Angriff eines Asylbewerbers im Regionalzug in Würzburg, ein Pauschalurteil über alle Flüchtlinge gefällt werden könnte. "Die Tat ist bis zur letzten Faser der Gedanken zu verurteilen. Die große Mehrheit der Flüchtlinge ist friedlich und lehnt Gewalt ab."
Fast zwei Drittel hoffen noch
Im Landkreis gibt es derzeit 362 anerkannte Flüchtlinge. "220 davon leben noch in Asylunterkünften, sind also noch auf der Suche nach Wohnraum", sagt Norbert Ratzke, Geschäftsführer des Jobcenters Erlangen-Höchstadt. Die meisten Flüchtlinge wohnen in Wohnungen, die der Landkreis angemietet hat.
Ob Flüchtlinge eine Wohnung finden, hänge von verschiedenen Faktoren ab.
Von der Unterstützung durch Ehrenamtliche, dem eigenen Antrieb, etwas zu finden, aber auch von der Bereitschaft in "Randgebiete" zu gehen, so Ratzke.
Je weiter man nach Erlangen kommt, umso schwieriger wird es. Der Mietmarkt ist dort noch viel umkämpfter, als im Landkreis, sagt Kümmeth, der unter anderem einem jungen Syrer geholfen hat, der nun in Erlangen studiert. Doch auch innerhalb von Höchstadt habe der Helferkreis erfolgreich Wohnungen vermittelt. So etwa kürzlich, als zwei syrische Familien aus der Engelgasse ausziehen konnten. Trotzdem: Noch etliche anerkannte Flüchtlinge - darunter auch Familien mit Kindern - hoffen auf eine Wohnung.
Die Miete zahlt, wie auch bei Hartz-IV-Empfängern das Amt. "Da wir relativ viele alleinstehende Personen im Asylverfahren haben, werden viele kleine Wohnungen bis 360 bis 400 Euro Brutto-Kaltmiete gesucht", sagt Jobcenterchef Ratzke.
Ein Blick in Immobilienportale im Internet offenbart: Das Angebot ist nicht groß. Immerhin 16 Treffer gibt es bei der Suche "Mietwohnungen bis 400 Euro" landkreisweit. Die Stadt Höchstadt will zwar mit 15 Millionen in den sozialen Wohnungsbau investieren. Eventuell mit einer eigenen Wohnungsbaugesellschaft. Doch das wird noch dauern.
"Es ist noch nicht endgültig beschlossen", sagt Günter Schulz, Zweiter Bürgermeister von Höchstadt (SPD). Der Stadtrat sei sich einig, dass bezahlbarer Wohnraum - nicht nur für Flüchtlinge - geschaffen werden müsse. Allein über den Weg (Wohnungsbaugesellschaft oder konventionell) sei noch nicht entschieden.
Bis diese Wohnungen bezugsfertig sind, wird es wohl weiterhin auf die Unterstützung der Ehrenamtlichen ankommen. Und auf den Ruck bei den Vermietern, um aus Fehlbelegern neue Nachbarn zu machen.