Asüls Boxenstopp kommt an

2 Min
Django Asül zieht die Zuhörer nicht nur mit Worten in seinen Bann, sondern auch mit Mimik. Fotos: Andreas Dorsch
Django Asül zieht die Zuhörer nicht nur mit Worten in seinen Bann, sondern auch mit Mimik.  Fotos: Andreas Dorsch
Fotos: Andreas Dorsch
Fotos: Andreas Dorsch
 
Fotos: Andreas Dorsch
Fotos: Andreas Dorsch
 
Fotos: Andreas Dorsch
Fotos: Andreas Dorsch
 
Fotos: Andreas Dorsch
Fotos: Andreas Dorsch
 
Fotos: Andreas Dorsch
Fotos: Andreas Dorsch
 
Fotos: Andreas Dorsch
Fotos: Andreas Dorsch
 

Der Niederbayer mit türkischen Wurzeln testet sein neues Programm erstmals im Adelsdorfer Drei-Kronen-Saal.

"Als Niederbayer bist du Ausländer - fast überall!" Django Asüls Feststellung trifft allerdings nur bedingt zu. Die Besucher im Adelsdorfer Landhotel Drei Kronen, wohin Hotelier Christian Pöllmann ihn bereits zum dritten Mal eingeladen hatte, schienen den Kabarettisten aus Bayerns östlichster Region sehr wohl zu verstehen. Kein Wunder auch, denn laut Asül ist hier (in Adelsdorf) "das intellektuelle Niveau ganz weit oben". "Wenn's da funktioniert, kann man auch mal nach Nürnberg oder Fürth gehen."

Es hat funktioniert: Die Premiere von Django Asüls neuem Programm "Boxenstopp" begeisterte am Mittwochabend im Drei-Kronen-Saal. Am Donnerstag gab es eine weitere Auflage.


Ein "Best of" aus zwei Jahrzehnten, ein Jubiläumsprogramm sozusagen - und das durchaus nicht wegen des hundertsten Geburtstags von Franz Josef Strauß, wie Asül betonte.

Nein, seit 1995 steht der in Deggendorf geborene, in Hengersberg aufgewachsene Kabarettist auf der Bühne. Allein seine türkische Abstammung und seine niederbayerische Vita sind ein schier unerschöpflicher Pool für den Kabarettisten.


Ein seltsames Volk

Immer dann, wenn er seine Bi-Nationalität in schönstem niederbayerischen Dialekt auf der Bühne auslebt, wird es für den Zuhörer besonders amüsant. "Die Türken sind schon ein seltsames Volk: reden nicht bayrisch, kennen Franz Josef Strauß nicht und haben nicht mal ein Weißbier." Kein Wunder, dass ihm als Kind der alljährliche Aufenthalt in der Türkei einem "Kulturschock" gleichkam. "Da wirst du automatisch zum bayerischen Fundamentalisten."

Als solcher wurde er zunächst Bankkaufmann - übrigens zusammen mit dem SPD-Landesvorsitzenden Florian Pronold, mit dem er bereits die Schulbank drückte. Dann trennten sich die Wege: "Der eine macht Karriere, der andere geht zur SPD."

"Daheim war ich quasi Randgruppe", als der einzige, der einen türkischen Pass besaß, nachdem die Eltern bereits die deutsche Staatsbürgerschaft hatten. Das sollte sich 2010 ändern: Asül strebte die Einbürgerung an. Was dem Kabarettisten natürlich unzählige Episoden bescherte, die nach einer satirischen Aufarbeitung geradezu schrien.

Ebenso wie die Pisa-Studie, die ein türkischer Bekannter so kommentierte: "Wenn du hast Pech, Lehrer ist aus Sachsen." Was gleichbedeutend sei mit "Lehrer versteht Schüler nicht, Schüler versteht Lehrer nicht".
Überhaupt beschäftigt ihn der Umgang mit den Jugendlichen, für die heute immer mehr Experten zu Hilfe genommen werden. "I sog immer", lässt Asül einen Fußballfunktionär zu Wort kommen. "I sog immer, hock di mit dem Buam hin und sauf mal mit dem fünf Hoibe, dann kannst du mit dem a über Drogen reden." Denn "Präventivität" - vorher - sei das Wichtigste überhaupt.

Dass Kabarettist und Politiker "ein symbiotisches Verhältnis" vereint, stellt Asül an diesem Abend anhand seiner Nachlese aus zwanzig Jahren unter Beweis. Vor allem auf die bayerische Politik lenkt er sein Augenmerk. "Stoiberdämmerung" nennt er das Jahr 2007, als er den Bayerischen Ministerpräsidenten praktisch "aus dem Amt hinausbegleiten durfte".

Neben dem "Klimawandel" bei der CSU bringt er auch den "Problembär Bruno" ins Spiel. Fazit des Kabarettisten: "Wer sich bei der CSU nicht einfangen lässt, wird zur Strecke gebracht." Was er auch auf Gabriele Pauli anzuwenden nicht versäumt. Dem auf die Ära Stoiber folgenden "Tandem Beckstein-Huber" hätten, so Asül, "ein paar Stützräder und ein Navi durchaus gut getan".

Nach einer beinahe historischen Starkbier-Rede 2007 auf dem Nockherberg, die auch seine einzige blieb, ereilte den "anatolischen Florian Silbereisen" schließlich Hubers Ruf zum Maibockanstich im Hofbräuhaus, einer Institution in Staatseigentum.

Womit einer seiner niederbayerischen Freunde wieder Recht behält, wenn er sagt: "Für mich worst du nie a Türke. Und des maan i jetzt net als Kompliment!" Denn, "wenn aaner bei uns geboren ist, macht es doch keinen Sinn, dass so aaner a Türk werd". Django Asüls bierdumpfe Mimik dazu spricht Bände. Da hätte es die abschließende Sequenz über "Golf spielende Frauen" gar nicht mehr gebraucht.