Alexander Tritthart setzt alles auf eine Karte

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Alexander Tritthart vor dem Weisendorfer Schloss Fotos: Matthias Hoch
Alexander Tritthart vor dem Weisendorfer Schloss Fotos: Matthias Hoch
 
 
 
 
 

Alexander Tritthart (CSU) ist seit sechs Jahren Bürgermeister in Weisendorf. Diesen Job gibt er jetzt auf. Der 44-Jährige möchte Landrat werden. Zur Ruhe kommt er mit seiner Hündin "Chilli".

Für einen kurzen Smalltalk nimmt sich Alexander Tritthart immer Zeit. Auch, wenn es mal ein bisschen länger dauert. Einfach mal so inkognito durch Weisendorf zu laufen, das geht schon lange nicht mehr. Und ist auch nicht sein Ding. Manche grüßen ihn nur kurz, als er in seinem dunklen Mantel vorbeiläuft, andere werden ihr Anliegen direkt auf der Straße los. "Ich mag das", sagt der 44-Jährige gut gelaunt, als er gerade in Richtung Schule abbiegt.

Was genau hier in den sechs Jahren seiner Amtszeit erreicht wurde, darauf ist er besonders stolz: Schulgebäude und -turnhalle saniert, Sportplatz erweitert, Spielplatz gebaut. Nicht zu vergessen der neue Kinderhort, der in diesen Tagen fertig wird. Gerade noch rechtzeitig. Das war Tritthart wichtig. Denn in ein paar Wochen ist er nicht mehr Weisendorfs Bürgermeister. Sondern, wenn es nach ihm geht: neuer Landrat.


Bereits vor anderthalb Jahren hatte der CSU-Kreisvorsitzende Stefan Müller ihn gefragt, ob er sich eine Kandidatur als Landrat vorstellen könnte. "Es ist anscheinend aufgefallen, was wir hier in Weisendorf erreicht haben." Tritthart fühlte sich geehrt und zögerte nicht lange: "Wenn man diesen Schritt machen darf, reizt einen das schon." Der Kandidat besprach sich mit seiner Frau Angelika und seinen Kindern, zwei Tage später rief er bei Müller an - und sagte zu. Trittharts Augen beginnen zu glänzen: "Es ist eine Herausforderung, für den gesamten Landkreis Verantwortung übernehmen und Repräsentant sein zu dürfen. Das ist der Antrieb."

Ein bisschen Wehmut
Gleichzeitig wieder als Bürgermeister für Weisendorf zu kandidieren, kam für ihn nicht in Frage. Er wollte eine Kandidatur ohne Wenn und Aber. Wollte nur als Landrat antreten. Wollte signalisieren, dass er nur dieses Amt erreichen möchte, nicht zwei gleichzeitig. "Wenn ich auf beiden Stimmzetteln stehen würde, hätten die Leute das nicht verstanden", ist der CSU-Ortsvorsitzende überzeugt, während er inzwischen vor seinem Lieblingsort in Weisendorf, dem Schloss Notre-Dame de Vie, steht. Ein bisschen Wehmut, das Amt als Bürgermeister definitiv aufzugeben, schwingt bei ihm dennoch mit: "Es gibt natürlich immer noch Aufgaben, die zu erledigen sind."

Was ein Landrat so alles zu tun hat, bekam der gebürtige Herzogenauracher schon während seiner Zeit im Landratsamt mit. Dort arbeitete er als Diplom-Verwaltungswirt (FH) zunächst im Jugendamt, später als stellvertretender Sachgebietsleiter in der Kommunalaufsicht und schließlich über zehn Jahre - bis er in Weisendorf Bürgermeister wurde - als Wirtschaftsreferent und Leiter des Bereichs Wirtschaft, Öffentlichkeit und Kultur. In dieser Funktion war er zuerst Landrat Franz Krug (CSU), dann Eberhard Irlinger (SPD) direkt zugeordnet. "Ich habe Aufgaben direkt von ihnen bekommen und ihnen direkt berichtet."

Inzwischen sitzt Tritthart im Brothaus. Direkt am Kreisverkehr - eine weitere Errungenschaft während seiner Amtszeit, auf die er stolz ist. Statt einer Querung im Ort gibt es jetzt fünf, darunter zwei neue Ampeln. Fußgänger sind sicher, der Verkehr fließt, Tritthart ist zufrieden. Sehr zufrieden. Der Kandidat bestellt sich einen Cappuccino. Wird auch hier von allen Seiten begrüßt. Nimmt sich auch hier Zeit für einen kurzen Smalltalk. Seinen Wahlkampf macht er hauptsächlich am Wochenende und abends. Seiner Tätigkeit als Bürgermeister gibt er nach wie vor Vorrang.

Überall vor Ort
"Im Wahlkampf ist mir der direkte Kontakt zu den Menschen wichtig. Ich will auf die Leute zugehen", sagt Tritthart. Deshalb ist der Kandidat derzeit überall unterwegs. Will sich in den Gemeinden vorstellen, mit den Bürgern diskutieren, ihre Sorgen und Erwartungen an ihn als möglicher Landrat erfahren. "Gegen 21.30 Uhr versuche ich aber immer zuhause zu sein. Dann unterhalte ich mich mit meiner Frau und meinen Kindern über was ganz anderes."

Sind seine beiden Söhne, Pascal und Marc (15 und 17), aber auf ihren Zimmern, dreht sich doch nochmal alles um seine Kandidatur, oft beim gemeinsamen Gassigehen mit dem Familienhund Chilli, einem Golden Retriever. "Meine Frau ist meine beste Beraterin." Sie kandidiert heuer zum ersten Mal für den Weisendorfer Gemeinderat. Während er sich aus der Weisendorfer Kommunalpolitik verabschiedet.

Als Landrat will Alexander Tritthart an die Zukunft denken, will vor allem junge Familien an den Landkreis binden. Nachholbedarf sieht der Politiker bei der Anbindung an die Metropolregion: "Wir könnten uns noch viel besser positionieren." Dazu gehört für ihn auch eine Schienenanbindung an Erlangen und Nürnberg - ob in Form einer Stadt-Umland-Bahn oder einer S-Bahn. "In erster Linie profitiert davon Herzogenaurach", denkt Tritthart. Damit auch der Seebach- und Aischgrund etwas davon haben, braucht es ihm zufolge eine bessere Busvernetzung und Park-and-Ride-Parkplätze. "Die Kommunen dürfen dabei aber nicht in den finanziellen Ruin geraten", findet Tritthart. Für eine Stadt-Umland-Bahn ist er deshalb nur, wenn es eine 90-prozentige Förderung von Bund und Land gibt. "Ansonsten bin ich dagegen."

Auf den Prüfstand stellen - sofern er gewählt wird - möchte Tritthart auch nochmal die Kosten für das neue Landratsamtsgebäude in Erlangen. "Wir wollen kein Luxus-, sondern ein Funktionsgebäude." Dass es ein neues Landratsamt braucht, daran zweifelt er allerdings nicht: "Ich kenne die dortigen Arbeitsbedingungen. Die sind absolut nicht mehr zeitgemäß."

Tritthart gibt keine Prognose
Jetzt geht es aber erstmal zurück ins Rathaus. Vorbereitungen für die nächste Gemeinderatssitzung und ein Gespräch mit dem geschäftsleitenden Beamten warten auf ihn. Vorbei geht es wieder an der Schule und an den Plakaten der Gegenkandidaten. Der 16. März ist bei Tritthart präsent, macht ihn, knapp vier Wochen vorher, schon ein bisschen nervös. "Wenn ich es nicht wäre, wäre das auch nicht normal. Es ist gerade eine aufregende Zeit, es geht ja um was", gibt er zu.

Eine Prognose, wie die Wahl ausgehen könnte, möchte er allerdings nicht abgeben. Auch nicht, was er macht, wenn die Stimmen nicht zum Landrat reichen. "Darüber mache ich mir Gedanken, wenn es so weit wäre", sagt Tritthart. Schließlich hat er dann Zeit bis zum 30. April, solange er noch Bürgermeister in Weisendorf ist. Momentan will er sich aber nicht damit auseinandersetzen, auch wenn er schon ein paar Überlegungen im Kopf hat. Klingt siegessicher. Tritthart will aber nicht überheblich wirken: "Ich gehe nicht automatisch davon aus, dass ich gewinne."