Adelsdorfer SPD hatte einen schweren Start

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Jörg Bubel, Johannes Käßer, Dieter Schönwald, Friederike Schmidt und Norbert Lamm (v. l.) haben nur wenige Dokumente, um die Geschichte des Ortsvereins zu rekonstruieren. Sie hoffen auf Hilfe durch die Bevölkerung. Foto: Pauline Lindner
Jörg Bubel, Johannes Käßer, Dieter Schönwald, Friederike Schmidt und Norbert Lamm (v. l.) haben nur wenige Dokumente, um die Geschichte des Ortsvereins zu rekonstruieren. Sie hoffen auf Hilfe durch die Bevölkerung. Foto: Pauline Lindner

Als Adelsdorfer Handwerker 1891 einen sozialdemokratischen Wahlverein ins Leben rufen wollten, bekamen sie von der Obrigkeit viel Gegenwind.

Die Archivalien sind überaus bescheiden, aus denen die Vorstandsmitglieder des SPD-Ortsvereins Adelsdorf die 125-jährige Geschichte rekonstruieren können. "Selbst den, der vor 25 Jahren im Staatsarchiv Dokumente suchte und sie in Maschinenschrift übertrug. kennen wir nicht mit Namen", sagt Vorsitzender Johannes Käßer.
Von der Parteifahne aus der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg wissen sie nur vom Hörensagen. Kein Foto hat sich erhalten, geschweige denn die Fahne selber. "Sie wurde nach dem Parteiverbot unter den Nazis versteckt und tauchte nie wieder auf", weiß Beisitzer Dieter Schönwald. Die SPD bittet deshalb, dass man ihnen eventuell in Privatbesitz befindliche Dokumente oder Gegenstände mit Bezug zur Partei zur Verfügung stellt.
Der Gründungsakt dagegen ist dokumentiert und vor allem auch die Reaktionen der Obrigkeit auf das kühne Unterfangen, im ländlichen Adelsdorf einen sozialdemokratischen
Wahlverein ins Leben zu rufen. Von "Subjekten" schreibt da im Jahr 1891 ein Bürgermeister Maier, die "Weib und Kind darben lassen, während sie in den Wirtshäusern herumkrakeelen und Ärgernis geben". Aber auch: "Sämtliche sind übrigens Mitglieder der freiwilligen Feuerwehr und einzelne auch im Veteranen- und Genossenverein." Von der Ablehnung durch die Bevölkerung schreibt er noch an das Königliche Bezirksamt Höchstadt.
Aus der Distanz von mehr als 100 Jahren stellt es sich etwas anders dar, liest man die erhaltenen Liste der 26 Gründungsmitglieder. Es waren im Wesentlichen Handwerker aus der Baubranche, die schon damals vom Wohnort auf oft weit entfernte Baustellen zogen. Vermutlich lagen viele davon im Raum Nürnberg-Fürth, wo den Adelsdorfer Männern dann die Ideen der Sozialdemokratie begegneten. Aus Berichten alter Adelsdorfer weiß Schönwald, dass die Bauhandwerker oft schon um vier Uhr morgens aufbrachen und nach zehnstündiger Arbeit und dem langen Rückweg nach Hause zurückkehrten.
Die Berufe erklären auch, weshalb der Bürgermeister Maier schrieb, "die trotz reichlichen Verdienstes ständige Schuldner der Gemeinde sind, Schulgeldbefreiung und Armenunterstützung beantragen": Sie standen nur im Sommer in Arbeit und hatten den Rest des Jahres keinen Verdienst. Von so etwas wie Schlechtwettergeld wagten sie nicht einmal zu träumen. Ihr Engagement in der Feuerwehr zeigt, dass sie allerdings sehr wohl in das Gemeindeleben integriert waren.
Dem ersten Gründungsversuch war keine lange Dauer beschieden. Erst 1906 konstiuierte sich die Sektion Adelsdorf des Wahlvereins Bamberg der Sozialdemokratie. Den Namen des dokumentierten Vorstands nach waren es (jüngere) Mitglieder der Erstgründung.


Lange den Bürgermeister gestellt

Ihre Blütezeit hatte die Adelsdorfer Sozialdemokratie nach dem Zweiten Weltkrieg, als nach Hans Hofmann Alfons Trapp 1948 zum Bürgermeister gewählt wurde und 1949 der SPD beitrat.
Von wegen kein Rückhalt in der Bevölkerung, wie es 1891 geheißen hatte: Fünf Mal wurde Trapp wiedergewählt. Die Adelsdorfer verbinden seine Zeit mit Ansiedlung von Industrie und Häuserbau, Schulhausneubau und Errichtung einer Abwasserversorgung. Zu der Zeit, in der auch die Gebietsreform mit der Angliederung der heutigen Gemeindeteile erfolgte, war die SPD die stärkste Fraktion im Gemeinderat.
Die Adelsdorfer SPD begeht ihr Jubiläum mit einer Feier am Freitag, 7. Oktober, um 18 Uhr im Sportheim des SC Adelsdorf. Festrednerin ist die Generalsekretärin der Bayern-SPD, Natascha Kohnen. Für Unterhaltung sorgen die Adelsdorfer Musikanten und der Chor Reif und Rüstig.
Zum Jubiläum veranstaltet die SPD ein Preisrätsel. Hauptgewinn sind eine dreitägige Fahrt zum Bundestag nach Berlin und eine Fahrt zum bayerischen Landtag, die von der Bundestagsabgeordneten Martina Stamm-Fibich und der Landtagsabgeordneten Alexandra Hiersemann gestiftet wurden.