Marscholik hofft nun darauf, dass die Firmenpläne noch eine Weile warten können und er die Chance auf mehr Zeit bekommt. "Wenn wir wüssten, ab wann was konkret geschieht, wäre das schon hilfreich", sagt seine Frau Brigitte. Denn nichts wäre für die Beiden schmerzhafter, als dass sie den Bahnhof räumen, aber das Gebäude steht dann noch längere Zeit leer und es tut sich dort nichts, sagte der 62-Jährige im FT-Gespräch. Das wiederum hält Bürgermeister Hacker für unrealistisch. Ohne eine Zeitperspektive hätte man auch nicht kündigen müssen", sagte er. So unglücklich das für Marscholik jetzt auch kommt.
Doch die Vorüberlegungen für die Entwicklung des Areals dauern laut Hacker schon mehrere Jahre, unerwartet schnell sei das jetzt also nicht gegangen. Auch habe er Marscholik gegenüber schon vor ein Jahren ein Signal gegeben. Mehrere Stadträte sehen das aber offenbar anders. In der Septembersitzung wollte beispielsweise Stephan Wirth (CSU) nicht erkennen, weshalb der Beschluss zur Flächengestaltung dort so dringlich sein solle. Die Stadt-Umland-Bahn brauche doch noch lange Zeit.
Ungewisse Zeit
Für die Betreiber beginnt jetzt eine ungewisse Zeit. Einige tausend Artikel hat man im Sortiment, darunter auch viele Ersatzteile. Man müsse sich nun auf den Abverkauf vorbereiten. Denn ob Brigitte und Dietmar Marscholik die Kraft aufbringen, an einem anderen Ort weiter zu machen, ist fraglich. "Der Camping-Bahnhof ist unser Lebenswerk", sagt die 58-Jährige.
Bürgermeister German Hacker, als VW-Bus-Fahrer vor Jahrzehnten selbst Kunde in dem Laden, wollte bei der Suche nach einem alternativen Objekt helfen, wie er sagte. "Da gibt es aber leider nichts von Seiten der Stadt."
Camping-Bahnhof als Lebenswerk
Brigitte und Dietmar Marscholik haben viel Herzblut in den Camping-Bahnhof gesteckt. Er sei ihr Lebenswerk. Als sie den Laden eingerichtet haben, erinnert sich der 62-Jährige, habe er jede einzelne Schraube mit der Hand reingedreht. "Mein Vater hat mir 200 DM geschenkt", berichtet er, "damit ich mir einen Akkuschrauber kaufen kann." Was machte der Sohn? "Ich hab' mir Holz gekauft, um zu heizen. Und mir weiterhin blutige Hände geholt."
Im Lauf der Zeit ist die einstige Güterhalle, die Marscholik erst von der Bahn und ab 1993 dann von der Stadt als neuer Eigentümerin mietete, proppenvoll geworden. Einige tausend Artikel stapeln sich dort. "Vor 32 Jahren haben wir die Sachen noch quer in die Regale gestellt, dass was drin war", erinnert Marscholik. Jetzt werde jeder Zentimeter genutzt.
Vor allem sei es die Vielfalt des Sortiments, auf das immer Wert gelegt wurde. "Es gab Zeiten, da hatten wir allein 70 verschiedene Kocher", berichtet der Inhaber. In dieser Angebotsbreite sei der Laden schon fast einmalig, sagt er weiter. Es sei ein Fachgeschäft aus mehreren Fachgeschäften.
Diese Philosophie haben die Beiden von Anfang an vertreten. Schon 1991, als der FT über den boomenden Laden berichtete, stellte Marscholik fest: "Von Beginn an verfolgten wir die Philosophie, nicht als Camping-Konsumer einzusteigen, sondern ganz individuell für die Belange der Fernreisenden, Mobilisten, Rucksacktouristen und Bergsteiger das Angebot zu konzipieren." Durch die Wünsche und Anregungen der Kunden und ihre Spezialwünsche habe sich das Sortiment der Ausrüstung praktisch von selbst erweitert.
Und auch heute noch legen die Macher des Camping-Bahnhofs Wert auf das persönliche Gespräch. Die Anregung, doch auch ein Café aufzumachen, haben sie allerdings nicht erfüllt. So langsam sich der Laden zu einem "Kulturgut" entwickelte (Aussage eines Kunden), so schnell soll nun der Abverkauf von statten gehen. Auch da brauchen die Marscholiks den persönlichen Kontakt, denn "das Internet ist nicht so unsere Welt."
Das ist ja furchtbar !!!
So ein toller Laden sollte in jedem Fall eine Möglichkeit erhalten, an anderer Stelle in Herzogenaurach weiter zu machen. Die Idee von "dertom" mit einer Möglichkeit im neuen Industriegebiet wäre doch super. Solche Geschäfte dürfen nicht einfach verschwinden. Der Camping Bahnhof ist weit, weit über die Grenzen Herzogenaurachs bekannt und sehr beliebt. Hier sollte die Stadt dringend unterstützen. Bitte lasst den Caming Bahnhof und somit alle Camper nicht hängen, liebe Stadt. Es gibt bestimmt eine Möglichkeit, Räumlichkeiten zu schaffen und an Fam. Marscholik zu verpachten. Es ist schon traurig genug, dass der alte Bahnhof aus dem Stadtbild verschwinden wird, dann aber bitte nicht noch den Camping Bahnhof sterben lassen. DANKE
Schön wäre es, wenn er Weisendorf käme, dort stehen mittlerweile doch einige Läden leer. Oder die Stadt könnte im Norden (Industriegebiet) mal schauen ob es da kein Grundstück gibt was man, wie an der Schütt für die Imbissbuden, bebauen und vermieten könnte.