Heute feiert TÜV-Süd seinen 150. Geburtstag. Georg Kainer und Thomas Hamann sind Fahrzeugtechniker in der Höchstadter Niederlassung.Ein Besuch bei den Hütern der Plakette.
Hinten rumpelt gerade noch ein Mercedes mit Pferdeanhänger aus der Halle, da fährt vorne schon der nächste Kunde auf den Hof. Ein Mann steigt beim TÜV im Lappacher Weg in Höchstadt aus seinem Seat Leon. Thomas Hamann im Blaumann mit TÜV-Aufschrift schaut auf sein Klemmbrett. HU und AU stehen an. Zwei Abkürzungen, die so manchem Autofahrer den Schweiß auf die Stirn treiben.
Heute vor 150 Jahren, lange bevor es Haupt- und Abgasuntersuchungen gab, hat sich in Baden die "Gesellschaft zur Ueberwachung und Versicherung von Dampfkesseln" gegründet. Die Geburtsstunde des TÜV-Süd, jener technischen Prüfeinrichtung, die mittlerweile als weltweiter Konzern für deutsches Ingenieurwesen und Gründlichkeit steht.
In Höchstadt gibt es den TÜV-Süd seit 1983.
Niederlassungsleiter Matthias Jordan hat seinen Sitz in Nürnberg und ist für elf Standorte in der ganzen Metropolregion zuständig. Seine Angestellten der Sparte Kraftfahrzeuge vergeben nicht nur die Plaketten, ohne die in Deutschland kein Fahrzeug auf die Straße darf. Die TÜV-Mitarbeiter nehmen Anträge an für die Karten der Lkw-Fahrtenschreiber, genehmigen Änderungen an Fahrzeugen, vergeben Feinstaubplaketten und führen Führerscheinprüfungen durch.
"In Höchstadt führen wir im Jahr durchschnittlich 6300 Hauptuntersuchungen durch", sagt Jordan. Das sind rund 30 Fahrzeuge täglich, die auf die zwei Prüfstände im Lappacher Weg rollen. Langeweile komme da nicht auf, sagt Angestellter Georg Kainer. Er hat an der Fachhochschule Maschinenbau und Fahrzeugtechnik studiert. Seit 2008 arbeitet er beim TÜV-Süd.
"Jedes Fahrzeug ist anders, hat einen anderen Verschleißpunkt.
Auch jeder Kunde ist anders." Lieblingsauto habe er keines. Natürlich sei es einfacher, wenn viele Wagen einer Konzerngruppe kämen, da sich die Modelle stark ähneln. Doch der Reiz liege in der Abwechslung.
Wie fährt ein Ferrari rückwärts?
Wer denkt, dass ein italienischer Sportwagen bei den TÜV-Mitarbeitern besondere Begeisterung auslöst, der irrt. Sicher sei etwa ein Lamborghini etwas Besonderes, sagt Kainer. "Aber haben Sie schon einmal versucht, den Rückwärtsgang bei einem Ferrari einzulegen?" Das gehe nur mit einem speziellen Hebel. Da müsse man schon wissen, wo man hinlangen muss.
Was passieren kann, wenn man sein Fahrzeug nicht in Ordnung hält, zeigt sein Kollege Hamann. Der Kfz-Meister hält eine Lkw-Bremsscheibe in der Hand. Besser gesagt das, was von ihr übrig geblieben ist, als beim TÜV-Test eine Vollbremsung simuliert wurde.
"Die ist auf dem Prüfstand in zwei Teile zerbrochen. Nicht auszudenken, was passiert wäre, hätte der Lasterfahrer im Verkehr stark bremsen müssen."
Dass es sich dabei aber um einen Extremfall handelt, zeigen die Zahlen: Die Wiedervorführquote liege in Höchstadt bei 16 bis 18 Prozent, sagt Jordan. Aber mehr als der Hälfte aller Autos könne die Plakette ohne Mängel aufgeklebt werden. Das restliche Drittel seien Fälle mit "geringen Mängeln". In der amtlichen TÜV-Sprache bedeutet das: Der Fahrzeughalter kann es selbst beheben.
"Es ist ganz wichtig, den Kunden die Mängel zu erklären", sagt Jordan. Sicher gebe es die Kunden, die etwas aufbrausend reagieren, wenn sie noch einmal vorfahren müssen. Aber die allermeisten seien sowieso zuvor in einer Werkstatt gewesen. So auch die nächste Kundin. Kainer steht gerade in der Grube und begutachtet ihren Passat. "Die Bremsen sind okay. Das ist schon einmal die halbe Miete", sagt die Dame und lacht. Ihre Werkstatt habe das Auto schon auf Herz und Nieren geprüft. Sie sei guter Dinge, dass die Hüter der Plakette bei ihr nichts finden.