Zwietrachtgesang beim Tambacher Sommer

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Da geht's zu, wie im echten Leben: Ein Teil der Familie Well, jetzt zum Auftakt in Tambach. Fotos: Albert Höchstädter
Da geht's zu, wie im echten Leben: Ein Teil der Familie Well, jetzt zum Auftakt in Tambach.  Fotos: Albert Höchstädter
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Der Familie kommt keiner aus.Moni, Burgi, Bärbi, Michael, Christoph und Karl Well können Lieder davon singen, was es heißt, eines von 15 Geschwistern zu sein. Die Wells hauten sich und dem Publikum zum Auftakt des Tambacher Sommers ihre Familiengeschichte(n) um die Ohren in ihrem Stück "Fein sein, beinander bleib‘n!".

Zueinander haben sie in dieser Sechser-Formation erst gefunden, nachdem die Biermösl-Blosn, das erfolgreiche Volksmusikkabarett-Trio der Brüder Hans, Michael und Christoph, auseinander gegangen waren. Der Hans, der am meisten politisch-intellektuelle, ist jetzt nimmer dabei. Dafür haben die Brüder den Karl (vorher ihr Tonmeister) mit auf die Bühne geholt und sich mit den drei Wellküren-Schwestern vereinigt. Für etwas Neues.

Die Geschwister Well standen schon als Kinder auf den Bühnen der Wirtshaussäle, sangen und spielten. Mei, wie liab! Vielleicht hätte aus den Wells eine zweite Trapp-Familie werden können, hätte der Vater nicht damals den Auftritt bei Dalli-Dalli abgesagt. Obwohl das auch schon wieder so eine Familienlegende sein könnte. So wie die Geschichte vom Stofferl und dem Schürhaken auf seiner Nase, die jeder auf der Bühne anders erzählt.


Jeder erzählt seine Geschichte

Die Schürhaken-Story ist eine inhaltliche Klammer des Stücks, die andere: Die Well-Geschwister proben 50 Jahre nach ihren Kindheitserfolgen für neue Auftritte. Da gibt's dann eben auch Zoff und Zwietrachtgesang, und nebenbei verhandeln die sechs auf der Bühne die Probleme der Generation 50+: Wer pflegt die Oma? Wie rauskommen aus der längst abgestorbenen Ehe? Überhaupt: Was hat das Leben noch zu bieten? Eine Tournee nach Texas und China vielleicht?

Das Ganze passiert natürlich auf höchstem musikalischen Niveau, mit Jazz, Dreher und Rock'n‘Roll. Da gibt's den "Highway to Hell" mit Harfe, Gitarre und Hackbrett, drei Alphörner schwingen umstandslos von Beethovens 9. Sinfonie zu "We will Rock you", der Stofferl rappt und plattelt in einem für höhere Milchpreise, und wenn der Streit gar zu heftig wird, bringt der Andachtsjodler alle wieder runter.

Ein Sing- und Schauspiel, ja. Aber bei allem Vergnügen sehr nah dran am wahren Geschwisterleben und damit am eigenen, selbst bei Einzelkindern. Da bieten die eingestreuten Gags über Busendorf, den Coburger Schlachthof und Thüringer Bratwurst auf Coburger Festen heitere Erleichterung. Und vielleicht gäbe es ja gar keinen Zwist zwischen dem Coburger Oberbürgermeister und dem Brose-Chef, hätten die zwei nur mal miteinander Stub‘nmusi gemacht.

Die Wells jedenfalls singen immer noch gern mitnand "Fein sein, beinander bleibn!" Da nimmt das Publikum gern noch zwei Zugaben, darunter die tagesaktuellen Spottgstanzln wie einst bei den Biermösl-Blosn. Familientradition halt.