Die steigende Zahl der Covid-19-Patienten ist derzeit nicht die einzige Sorge am Regiomed-Klinikum in Coburg. Zur dünnen Personaldecke kommen zunehmend auch finanzielle Probleme.
Alexander Schmidtke wählte am Freitag deutliche Worte: "Die vierte Corona-Welle hat uns voll im Griff", sagte der Regiomed-Hauptgeschäftsführer bei einer virtuellen Pressekonferenz. Das Infektionsgeschehen in der Region sei "extrem dynamisch" und zwinge den Klinikverbund deshalb zur Verschärfung einiger Maßnahmen. So gelten bereits ab diesem Samstag noch strengere Besucherregeln für die beiden Regiomed-Krankenhäuser in Coburg und Neustadt.
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Wie angespannt die Lage ist, wird auch daran deutlich, dass für das Regiomed-Klinikum in Coburg ab der nächsten Woche die "Stufe 2" im sogenannten Eskalationsplan gelten wird, wie Schmidtke ankündigte. Das bedeutet vor allem: Hinter der Aufnahme sogenannter Elektivpatienten steht ab sofort immer erst einmal ein Fragezeichen. Bei wem also eigentlich eine Operation anstehen würde, die allerdings keine lebensbedrohende Erkrankung als Ursache hat, muss jeweils im Einzelfall geprüft werden, ob dieser Eingriff tatsächlich jetzt erfolgen kann oder ob er sich verschieben lässt.
Im weiteren Pressegespräch wurden vor allem vier Punkte angesprochen, die derzeit große Sorgen bereiten.
Sorge 1: Die Patienten
Die Zahl der Corona-Patienten, die stationär behandelt werden müssen, ist zuletzt wieder stark gestiegen. Am Freitag waren es in allen Regiomed-Kliniken zusammen 79 Personen; davon lagen acht Personen auf Intensivstationen, und alle acht mussten dort auch beatmet werden. Alleine am Regiomed-Klinikum in Coburg gab es am Freitag 21 Corona-Patienten, davon drei auf der Intensivstation. Das Durchschnittsalter der Intensivpatienten liegt nach Angaben von Geschäftsführer Alexander Schmidtke bei 70 bis 75 Jahre. Bei den Corona-Patienten, die auf Normalstation behandelt werden, seien aber auch deutlich jüngere mit Anfang 40 Jahren dabei.
Was laut Schmidtke auffällt: Auf den Intensivstationen handele es sich durchgehend um ungeimpfte Personen. Auf den Normalstation betrage der Anteil der Ungeimpften allerdings bei nur etwa 50 Prozent. Heißt im Umkehrschluss: Die anderen 50 Prozent der "normalen" Patienten sind an Covid-19 erkrankt, obwohl sie geimpft sind. Josef Woidich, der Pandemie-Beauftragte am Regiomed-Klinikum in Lichtenfels, versuchte diese Zahl zu relativieren: Diese geimpften Patienten seien oft aus einem anderen Grund stationär aufgenommen worden und hätten sich dann erst während des Krankenhausaufenthalts infiziert. Für Woidich ist das ein weiterer Grund, die Hygienevorschriften zu verschärfen, etwa durch strengere Besucherregeln.
Sorge 2: Das Personal
Die Personalsituation an den Regiomed-Kliniken ist weiterhin sehr angespannt. Zum einen lässt sich das an Zahlen festmachen: Alleine am Klinikum in Coburg haben sich aktuell fast 50 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter krank gemeldet. Zum anderen sind da aber auch die Worte von Geschäftsführer Alexander Schmidtke, die nachdenklich stimmen: "Wir merken eine echte Erschöpfung bei unserem Personal, vor allem im Pflegebereich." Außer der physischen sei zunehmend eine psychische Belastung festzustellen: "Wir spüren, dass die Situation von vielen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern nicht mehr akzeptiert wird. Viele resignieren." Dieser Zustand ist nach Schmidtkes Einschätzung vor allem der Länge der Pandemie geschuldet - aber eben auch einem regelrechten Teufelskreis, der damit verbunden ist. Schmidtke skizzierte das wie folgt: Ein Mitarbeiter, der zunehmend an seine Belastungsgrenze gehen muss, ist irgendwann erschöpft. Und wer zunehmend erschöpft ist, muss sich irgendwann krank melden. Doch das hat dann zur Folge, das die Personaldecke noch dünner wird, während die Arbeitsanforderungen durch Corona weiter steigen - somit muss das verbliebene, noch gesunde Personal noch mehr leisten als wenn die Arbeit auf mehrere Schultern verteilt werden kann. Was Schmidtke ebenfalls festgestellt: Die Bewerbungen für Tätigkeiten auf der Intensivstation gehen derzeit stark zurück.