Wie der Satiriker Eckhard Henscheid sein Talent als Entertainer beweist

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Auf Einladung des Literaturkreises Coburg gastierte Eckhard Henscheid mit einer Lesung im Kunstverein.Fotos: Jochen Berger
Auf Einladung des Literaturkreises Coburg gastierte Eckhard Henscheid mit einer Lesung im Kunstverein.Fotos: Jochen Berger
Eckhard Henscheid im GesprächFoto: Jochen Berger
Eckhard Henscheid im GesprächFoto: Jochen Berger
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

"Jean Paul, Richard Wagner und ich" - unter diesem Motto gastierte der Satiriker und Autor Eckhard Henscheid beim Literaturkreis Coburg. Sein Auftritt war Beitrag zum Jubiläumsjahr zum 250. Geburtstag von Jean Paul. Zugleich erinnerte er an den 200. Geburtstag Richard Wagners.

Täuscht der Eindruck wirklich nicht? Ist der alte Satzdrechsler Eckhard Henscheid, dieser das Wort-Florett so erbarmungslos präzis führende Satiriker, ein wenig streitmüde geworden? Oder ist das gar schon - kaum auszudenken - die Altersmilde, die den Mitbegründer des Satire-Magazins "Titanic" befallen hat?

Beim Coburg-Gastspiel auf Einladung des Literaturkreises jedenfalls gibt sich Henscheid geradezu konziliant. Wer den gnadenlos treffend formulierenden Polemiker Henscheid sucht, darf sich fast ein wenig wundern. Denn gnadenlos ist der 1941 in Amberg geborene Autor an diesem Abend mitnichten. Das mag am Thema seines Leseprogramms liegen. "Jean Paul, Richard Wagner und ich" - unter diesem Motto huldigt Henscheid den Jubilaren Jean Paul (250. Geburtstag) und Richard Wagner (200. Geburtstag) mit einer durchaus bunt anmutenden Text-Mischung.
Darunter findet sich auch die Dankesrede aus dem Jahr 2009, als Henscheid den Jean-Paul-Preis des Freistaats Bayern erhielt. Eine Zeitreise in die eigene Vergangenheit als Jean-Paul-Bewunderer ist ein Artikel aus dem Jahr 1980 über das Jean-Paul-Museum in Bayreuth, garniert mit einem Zitat des Jean-Paul-Kenners Philipp Hausser: "Wagner macht Krach, Jean Paul nicht."

Knapper und zugleich treffender lässt sich das ungleiche Bayreuther Jubilars-Paar des Jahres wohl kaum charakterisieren. Ganz so lapidar dagegen ist Henscheids Wortkunst nicht.
Das Faible des Autors Henscheid für girlandenreiche Satzkonstruktionen ist selbst für versierte Rezitatoren noch immer eine heikle Herausforderung. Wer beim Lesen von Henscheids fintenreich verschachtelten Syntax-Ungetümen gelegentlich bei der Betonung falsch abbiegt, sollte sich freilich nicht allzu sehr grämen. Denn auch der Autor selbst gerät als Vortragender gar nicht so selten ins Stolpern.

Henscheid lässt sich davon freilich nicht irritieren, beweist vielmehr Entertainer-Qualitäten mit einem Wagner-Quiz und gerät gar ins Staunen über die Textsicherheit seines Publikums in Sachen Wagner ("Ich werde den Ruhm Coburgs in aller Welt verkünden.").

Richtig in Fahrt kommt Henscheid dann bei einem Text aus frühen Jahren - einem Ausschnitt aus der "Mätresse des Bischofs". Seine Parodie auf den Ur-Vater aller Fernsehpfarrer, auf Adolf Sommerauer, lockert jedenfalls endgültig die Lachmuskeln der Zuhörer. Danach bleibt noch ein wenig Zeit für ein paar persönliche Worte zwischen Autor und Zuhörer, bevor sich Henscheid schließlich geduldig ans Signieren macht.