"Made in Germany" stehe vor allem zu Weihnachten bei den Käufern hoch im Kurs, sagen Vertreter von Haba und anderen Spielzeugherstellern der Region. Bei Haba wird vieles vor Ort gefertigt, verpackt und versandt.
Haba Familygroup
John Deere made in Neustadt: Julia Weidemann baut bei "rolly toys" originalgetreue Tret-Traktoren zusammen.
Berthold Köhler
Die Firma Heunec hat ein großes Warenlager in Neustadt.
Die Spielzeugunternehmen kämpfen mit Lieferengpässen aus Fernost. Einige gehen neue Wege, andere profitieren davon, dass sie hier produzieren.
"Das Thema der globalen Lieferengpässe macht vor der Spielwarenindustrie nicht Halt", sagt Tim Steffens, CEO (Geschäftsführer) der Haba Familygroup in Bad Rodach. Auch wenn ein Großteil der Haba-Produkte in Bad Rodach hergestellt wird: "Ich empfehle allen Endverbrauchern, sich dieses Jahr rechtzeitig mit Weihnachtsgeschenken einzudecken, damit jeder Wunsch auch erfüllt werden kann", sagt Steffens.
Denn auch Haba kann in einer eng vernetzten Lieferkette nicht vermeiden, dass verlängerte Lieferzeiten der Vorlieferanten durchschlagen. "Hinzu kommen begrenzte Transportkapazitäten aus Asien sowie die Rohstoffknappheit in den Bereichen Holz und Papier, die uns vor Herausforderungen stellen und zu Verzögerungen in den Anlieferungen führen", erläutert Steffens.
Drei Lkw-Ladungen sind auf dem Weg
Was die Lieferketten betrifft, hat die Plüschwarenfabrik Heunec aus Neustadt bereits seit Monaten mit Engpässen zu kämpfen. "Wir stellen unsere Ware in Asien her. Dann kommt sie mit Containern nach Europa", sagt Geschäftsführerin Barbara Fehn-Dransfeld. Zunächst fehlten im Frühsommer Container, dann waren die Schiffe voll. Dazu kam der Stau im Suezkanal.
Infolgedessen hat das Unternehmen versucht, von der Seefracht auf Züge umzusteigen. "Es gibt eine Verbindung von Asien. Die Züge waren aber recht schnell voll", sagt sie. Während auf einem Schiff rund 20 000 Container transportiert werden können, passen in den Zug lediglich 88 Container. "Wir haben uns dann entschieden, auf die Lkw-Verladung umzusteigen, damit die Ware rechtzeitig kommt. Die Ware wird im Werk abgeholt und dann über Russland und die Mongolei nach Europa transportiert."
Auf die Idee sind allerdings mehrere Unternehmen gekommen. Wie Barbara Fehn-Dransfeld berichtet, steckten Ende August 2500 Lkws an der Grenze zwischen Russland und China fest. Diese war wegen eines Corona-Falls geschlossen. "Wir hatten uns für drei Verladungen entschieden, mit Glück trifft der erste Lkw heute ein." In einen Lkw passen bis zu 20000 Plüschtiere, normalerweise dauert die Fahrt von China bis Europa drei Wochen. "Der zweite Lkw soll nächste Woche eintreffen, der dritte steht noch in der Mongolei."
Neben den Verzögerungen bei der Lieferung sind Plüschwarenhersteller derzeit auch mit Preiserhöhungen konfrontiert. "Das Material und der Transport wurden teurer, eine Aussicht auf Besserung gibt es aktuell nicht", sagt Barbara Fehn-Dransfeld. Die Produktionslieferkette in China würde noch gut funktionieren. Alles in allem ist die Geschäftsführerin froh, dass ihre Firma in Neustadt seit jeher ein großes Warenlager unterhält. "Dass wir leerlaufen, wird nicht passieren."
"Made in Germany" im Fokus
Frank Schneider, der Geschäftsführer der Firma "rolly toys", könnte durchaus jemand werden, der von der stockenden Asien-Verbindung profitiert. In seinem Familienunternehmen haben sie bereits vor Jahrzehnten die Grundsatzentscheidung getroffen, die Tret- und Rutscherfahrzeuge ausschließlich am Stammsitz in Neustadt bei Coburg zusammenzubauen. "Gut zu tun", sagt der Geschäftsführer, haben sie deshalb bei "rolly toys", wo jetzt so richtig das Weihnachtsgeschäft angelaufen ist. Ob und wie stark seine Firma davon profitieren könnte, dass Hersteller mit Importware aus Fernost Probleme haben, vermag Frank Schneider nicht zu prognostizieren: "Nur weil jemand seine Import-Puppe nicht bekommt, kauft er sich nicht gleich automatisch einen Tretroller."
Aber grundsätzlich sei es schon so: Unternehmen mit der Philosophie, in Deutschland zu produzieren, haben derzeit gut zu tun. Arg viele davon gibt es in der Spielzeugbranche aber nicht mehr. Frank Schneider fallen auf Anhieb noch die Firmen Bruder (Automodelle) und Playmobil ein. Die haben es mit "rolly toys" gemeinsam, dass sie schnell auf Veränderungen am Markt reagieren können.
Jetzt sei so ein Zeitpunkt, um schnell zu reagieren, sagt der Geschäftsführer: "Wenn man einen Vorteil nutzen kann, dann sollte man das auch tun." Eine grundsätzliche Aussage zum Verlauf des Weihnachtsgeschäfts verkneift sich Frank Schneider trotz guter Aussichten noch. Er begründet dies mit den Veränderungen im Spielzeugmarkt, bei dem die Einkäufe zur Weihnachtszeit meist nur noch online und zunehmend auf den letzten Drücker getätigt werden.
"Je nach Handelsstruktur werden die Bestellungen für Weihnachten bereits im Sommer oder, gerade beim inhabergeführten stationären Einzelhandel, erst relativ kurzfristig vor Weihnachten getätigt", sagt auch Tim Steffens von Haba. Wegen der "positiven Grundstimmung unter unseren Handelspartnern" erwartet Steffens ein gutes Geschäft zu Weihnachten, auch wenn der Handel sich zurückhalte, was die Beschaffung großer Vorräte angeht. Da Haba großteils in Deutschland produziert, profitiert das Unternehmen auch vom Trend zu "Made in Germany". Vor allem der Markt für klassische Brettspiele wachse seit längerem stark, sagt Steffens.