Die Coburgerin Sabrina Lang wurde jüngst zur "ersten oberfränkischen Bierkönigin" gekürt. In Forchheim regt sich Protest - doch wer den Titel genau liest, ist klar im Vorteil.
Ein paar lustige Wortspiele sind erlaubt: Ist das jetzt wirklich "bierernst" gemeint oder doch nur eher ein Sturm im Wasserglas beziehungsweise im Maßkrug? Nun, wer Forchheims Bürgermeister Franz Streit (CSU) so reden hört, wird schnell feststellen, dass für ihn vielleicht nicht beim Bier, wohl aber beim Begriff "oberfränkische Bierkönigin" der Spaß sehr wohl aufhört.
Was ist passiert? Die Coburgerin Sabrina Lang hatte sich im Frühjahr um den Titel "bayerische Bierkönigin" beworben. Als das nicht klappte, hatte der Verein "Bierland Oberfranken" eine Idee: Sabrina Lang könnte ja zumindest zur obersten Bier-Repräsentantin Oberfrankens werden. Gesagt, getan - und vor kurzem auch offiziell gekrönt.
Als, bitte genau aufgepasst, "erste oberfränkische Bierkönigin".
Forchheims Bürgermeister Franz Streit macht jetzt jedoch seinem Namen alle Ehre und protestiert: Nein - die erste Bierkönigin Oberfrankens gab's in Forchheim! 2005 sei es gewesen, als - aus Anlass der 1200-Jahr-Feier von Forchheim Carina Kredel gekrönt wurde. Offizieller Name: Carina I.; Zusatzbezeichnung: "Forchheimer Bierkönigin"; auf der Schärpe aber ebenfalls vermerkt: "Erste oberfränkische Bierkönigin".
Forchheim ganz forsch und frech Korrekt hätte es allerdings heißen müssen: "Erste Bierkönigin Oberfrankens" - denn verliehen wurde der Titel ja lediglich von der Stadt Forchheim, die zwar eine lange Biertradition hat, deshalb aber noch lange nicht für den ganzen Regierungsbezirk sprechen, geschweige denn eine Hoheit beanspruchen kann.
"Ja, es ist eine Frage der
Formulierung", sagte denn auch Sabrina Lang, als sie vom Tageblatt auf den Streit angesprochen wurde, der da plötzlich vom Zaun gebrochen wurde. Die Coburgerin würde den Streit aber sehr gerne auch gleich wieder beilegen. "Denn letztlich wollen wir doch alle dasselbe: oberfränkisches Bier repräsentieren!" Und da sollte nicht gestritten, sondern gemeinsam geworben werden.
Kein böswilliger Hintergedanke Sabrina Lang erzählt, dass sie in den vergangenen Monaten bereits viele Auftritte bei oberfränkischen Brauereien oder in Städten hatte, die auch über eigene Hoheiten verfügen. "Doch das war nie ein Problem, wir sind gemeinsam aufgetreten." Aus Forchheim wurde die hübsche Coburgerin noch nicht angefragt, und die beim Lokalsender Radio Eins tätige Moderatorin stellt auch klar: "Ich werde mich in Forchheim nicht aufdrängen." Ebenso betont sie: "Da gab's doch nie
einen böswilligen Hintergedanken!"
Bürgermeister Franz Streit freilich ärgert sich vor allem deshalb, weil bei "seinen" Bierköniginnen der Verein "Bierland Oberfranken" sehr wohl auch seinen Segen dazu gegeben hätte. Er könne sich noch erinnern, wie der aus Rödental kommende Vorsitzende Christof Pilarczyk seinerzeit "Ihrer Hopfigkeit" Carina I. gehuldigt habe. Und: Am 20. Juli 2007 habe sich die Stadt Forchheim vom Verein "Bierland Oberfranken" sogar noch offiziell bestätigen lassen, dass Forchheim mit der ersten Bierkönigin in Oberfranken aufwarten kann. Doch, wie gesagt: Da wäre der feine Unterschied zwischen der "ersten Bierkönigin Oberfrankens" und der "ersten oberfränkischen Bierkönigin" - auch wenn es auf der Schärpe missverständlich formuliert ist.
Aber Franz Streit lässt nicht locker.
Seit 2007 hätten die Forchheimer Bierköniginnen stets zwei Schärpen getragen: Eine rot-gelbe mit der Aufschrift "Forchheimer Bierkönigin" und eine rot-weiße mit dem Schriftzug "Erste oberfränkische Bierkönigin". Damit sei seiner Meinung nach hinlänglich unter Beweis gestellt, dass Forchheim seit Jahren die oberfränkische Bierkönigin stellt. Sie habe die Region in dieser Funktion zum Beispiel auch auf der "Grünen Woche" in Berlin oder bei der "Consumenta" vertreten. "Und damit auch die Interessen des Vereins Bierland Oberfranken", ergänzt Franz Streit, der sich irritiert zeigt, dass Pilarczyk nun bei der Jahreshauptversammlung - die noch dazu am Geburtstag des Forchheimer Bürgermeisters stattfand - plötzlich eine eigene oberfränkische Bierkönigin aus dem Hut zauberte.
"Es kann mir niemand sagen, dass die Mitglieder von Bierland Oberfranken nicht gewusst hätten, dass Forchheim die oberfränkische Bierkönigin stellt!" Die Argumentation von Streit kann Bernd Sauer, Vorstandsmitglied im Verein "Bierland Oberfranken", nicht nachvollziehen.
Offiziell? Inoffiziell! Sauer räumt zwar ein, dass Forchheim die erste Bierkönigin Oberfrankens hatte, doch habe sie den Titel "oberfränkische Bierkönigin" nur inoffiziell getragen. "Das ist reine Wortklauberei", hält Streit dagegen, der sich empört, dass der Verein "Bierland Oberfranken" die Teilnahme von Sabrina Lang am bayernweiten Wettbewerb nicht mit den Forchheimern abgesprochen habe.
Droht nun ein Bierkrieg zwischen Forchheim und "Bierland Oberfranken"? Streit ist mächtig sauer wegen der "Eigenmächtigkeit" des Vereins. Andererseits will Bernd Sauer keinen Streit.
Schließlich würden doch beide das gleiche Ziel verfolgen: die Wahrung der Bierkultur. Deshalb sprechen Christof Pilarczyk und Bernd Sauer von einem Missverständnis. Franz Streit lässt sich aber nur bedingt beruhigen und will noch mal die Forchheimer Sicht der Dinge gegenüber dem Verein "Bierland Oberfranken" darstellen.
Das Tageblatt erlaubt sich einen Ratschlag: Setzt euch an einen Tisch und klärt die Sache - natürlich bei einem Bier und hoffentlich im Sinne des Bieres!