Die Queen bekommt in diesem Jahr einen Weihnachtsbaum aus Coburg geschenkt. Er wird aber nicht, wie anfangs geplant, am Buckingham Palast stehen.
Irgendwo im Callenberger Forst steht derzeit noch ein Baum, der schon bald eine aufregende Reise nach London antreten darf. Hoffnung, "auserwählt" zu werden und Karriere als "Weihnachtsbaum der Queen" zu machen, durften bislang alle Tannen haben, die zwischen 16 und 18 Meter groß sind. Doch nun muss umgeplant werden: "Die Queen hat erklärt, dass unser Baum doch nicht, wie ursprünglich geplant, am Buckingham Palast stehen soll", informierte am Freitag Coburgs Zweite Bürgermeisterin Birgit Weber (CSU). "Stattdessen möchte sie, dass er an Schloss Windsor aufgestellt wird."
Das kann man jetzt negativ sehen: Der Baum steht also nicht im Herzen von London, sondern etwa 35 Kilometer davon entfernt am Stadtrand. Man kann es aber auch positiv sehen: "Die Queen möchte den Baum in ihrer Nähe haben", sagte Birgit Weber augenzwinkernd, denn die königliche Familie verbringt die Weihnachtstage traditionell auf Schloss Windsor.
Die Standort-Änderung bedeutet aber vor allem, dass einiges umgeplant werden muss. Denn bei Schloss Windsor wird der Weihnachtsbaum quasi mitten auf der Straße stehen, direkt neben einer Queen-Victoria-Statue. Das bedeutet: Der Baum darf höchstens 13 Meter hoch und maximal vier Meter breit sein. Und dadurch haben plötzlich auch alle Fichten im Callenberger Forst eine Chance. "Tannen sind meistens sehr ausladend", erläuterte Birgit Weber ganz fachmännisch. Doch die Auswahl obliege letztlich Hubertus Prinz von Sachsen-Coburg und Gotha, der den Baum auch spendet.
Überhaupt, die Kosten: Als Birgit Weber und ihre Stadtmarketing-Männer Mick Böhm und Michael Selzer am Freitag über den Stand des Projekts "Ein Weihnachtsbaum für die Queen" informierten, kam auch die Frage auf, ob das nicht alles ganz schön teuer sei. Denn da ist ja nicht nur die aufwendige Herstellung der 2000 mundgeblasenen Kugeln sowie einer ziemlich langen Lichterkette. Der Baum muss auch mit einem Lkw nach London gebracht werden; hinzu kommen die Aufstell- und Schmückarbeiten vor Ort.
Viele Sponsoren gefunden
"Hohe Kosten?" Mick Böhm wollte oder konnte die Frage fast gar nicht verstehen. "Es wird alles gesponsert", betonte er: Die Kugeln werden von Schülern der Berufsfachschule Glas in Lauscha gefertigt; die Lichterkette macht die Firma Hellum aus Creidlitz; den Baum-Transport übernimmt die bayerische Niederlassung von Mercedes Benz Nutzfahrzeuge.
Aufgestellt wird der Weihnachtsbaum am Samstag, 19. November. An der Zeremonie wird allerdings kein Mitglied der königlichen Familie, dem Hause Windsor, teilnehmen.
Persönliche Kugel für die Queen
Um so wichtiger ist es den Initiatoren der Aktion, für die Queen ein persönliches Geschenk zu haben: eine goldene Weihnachtsbaumkugel mit den Wappen der Stadt
Coburg, des Landkreises Sonneberg und des britischen Königshauses - das Aufbringen der Wappen übernimmt die Firma Kaeser.
Der Baum wird bis 5. Januar vor Schloss Windsor stehen. Während die Tanne oder Fichte dann zu Kleinholz gemacht werden dürfte, wandern die Kugeln und die Lichterkette in ein Lager in London. "Es handelt sich ja um ein Gesamtgeschenk", gibt Mick Böhm zu bedenken. Doch Böhm wittert darin bereits die nächste Chance: "Vielleicht dürfen wir auch in den kommenden Jahren einen Baum für die Queen liefern." Kugeln und Kette wären dann sozusagen schon dort. Böhms Blick gilt besonders 2019. Dann feiern Queen Victoria und Coburgs Prinz Albert 200. Geburtstag. Und Albert war es bekanntlich, der den Brauch, an Weihnachten einen geschmückten Baum in der Stube aufzustellen, nach Großbritannien brachte.
Doch selbst wenn es eine einmalige Angelegenheit bleiben sollte: Mick Böhm ist schon jetzt rundum zufrieden. "Diese Aktion lohnt sich für unsere Stadt und für unser Image!" Birgit Weber sieht das genauso: "Diese Aktion schlägt schon jetzt hohe Wellen!" Und wie sie bei einem Vorab-Besuch in London festgestellt habe, "sind schon alle in freudiger Erwartung".
RUND UM DEN BAUM
Knifflige Wachablösung Der Weihnachtsbaum aus Coburg, der vor Schloss Windsor stehen wird, darf maximal vier Meter breit sein. Denn er steht dort auf einer Straße. Doch nicht nur Autos stellen eine Gefahr da: "Zwei Mal am Tag ist Wachablösung", weiß Stadtmarketing-Koordinator Mick Böhm, "da marschieren zig Soldaten vorbei." Vor zwei Jahren wäre es fast passiert: Der Weihnachtsbaum war etwas zu breit und ein Wachmann etwas zu forsch. Es kam zur Kollision.
Schwere Verhandlungen Parallel zur Aktion "Ein Weihnachtsbaum für die Queen" würde Mick Böhm gerne auch Coburger Spezialitäten in verschiedenen Londoner Pubs und Lokalen anbieten. Aber die Einfuhr von Lebensmitteln, vor allem von Fleisch (Coburger Bratwurst!), nach Großbritannien ist schwierig. Doch Böhm hat zuletzt nicht nur viel mit dem Zoll verhandelt, sondern auch mit dem Veterinäramt. Denn: Die Einfuhr von Tieren nach Großbritannien ist nämlich noch ein bisschen komplizierter als die von Lebensmitteln - und wer weiß, welches Getier sich so alles auf einem 13 Meter langen Weihnachtsbaum tummelt...
Feierlicher Abschied Bevor sich der Weihnachtsbaum auf den Weg nach London macht, soll er in Coburg gebührend verabschiedet werden. Geplant ist eine kleine Feier am Samstag, 12. November, voraussichtlich auf dem Marktplatz, wenn es der Aufbau des Weihnachtsmarktes zulässt.
Interessante Ausstellung Im Dezember gibt es im Victoria-und-Albert-Museum in London eine Ausstellung zum Thema Weihnachten. Derzeit laufen Gespräche, wie sich die Tourismusregion Coburg/Rennsteig einbringen könnte.
Spannender Ausflug Wer live dabei sein möchte, wie in London der "Coburger Weihnachtsbaum" aufgestellt wird, kann mit "auf die Insel" kommen. Derzeit werden zwei Angebote für Pauschalreisen vorbereitet: ein viertägige Flugreise für etwa 500 Euro und eine fünftägige Busreise für etwa 400 Euro. Einzelheiten folgen.
Offizielle Delegation Seitens der Stadt Coburg wird Zweite Bürgermeisterin Birgit Weber beim Aufstellen des Baumes in London dabei sein. Sie wird begleitet von Sonnebergs Landrätin Christine Zitzmann.