Eilmeldung:

Wand an Wand mit der Wildbiene

4 Min
Ein Herz für Bienen: Kai Schwämmlein hält Wildbienen, um einen Beitrag zum Naturschutz zu leisten. Foto: Cordelia Hiller
Ein Herz für Bienen: Kai Schwämmlein hält Wildbienen, um einen Beitrag zum Naturschutz zu leisten.  Foto: Cordelia Hiller
Wildbienen sind für die Natur von enormer Bedeutung. Foto: dpa
Wildbienen sind für die Natur von enormer Bedeutung. Foto: dpa
 
Bio-Imker Robert Müller aus Gossenberg betreut mit seiner Frau Manuela rund 80 Bienenvölker. Foto: Cordelia Hiller
Bio-Imker Robert Müller aus Gossenberg betreut mit seiner Frau Manuela rund 80 Bienenvölker. Foto: Cordelia Hiller
 
Rüdiger Wintersperger
Rüdiger Wintersperger
 

Kai Schwämmlein aus Roth am Forst hat sich dem Schutz der Wildbienen verschrieben. Für die wertvollen Insekten baut er Nisthilfen aus Schilfrohrmatten.

Zu Tausenden schwirren sie bei schönem Wetter um Kai Schwämmleins Werkstatt herum, die Wildbienen. Mit dickem gelben Pollen im Gepäck schlüpfen sie in eines der vielen Löcher der aufgehängten Schilfrohrmatten, während andere ihrer Art gerade losstarten, um auf der benachbarten Wiese von Blume zu Blume zu fliegen. Kai Schwämmlein stört es, dass die Natur heute oft wie aufgeräumt aussieht: "Im Frühjahr blüht alles wunderschön, aber ein paar Wochen später sind alle Blumen weg." Dem Anlagenmechaniker, der in Roth am Forst wohnt, geht es dabei weniger um die florale Ästhetik als um die Bienen. "Jeder kann in seinem eigenen Garten aktiven Naturschutz betreiben", sagt der 47-Jährige. "Jeder kann das ganze Jahr über ein paar Blumen stehen lassen und so den Bienen Nahrung bieten."

Naturschutz war für Kai Schwämmlein schon immer ein Thema, erzählt er.
Angefangen hat er mit Vogelhäuschen, die er im Wald aufgehängt hat, um Vögeln eine Brutstätte zu bieten. Dann kamen Nisthilfen für Fledermäuse, Hummeln, Florfliegen, Marienkäfer, Ohrwürmer - und jetzt eben für Wildbienen. "Mir haben die Bienen leidgetan, dass sie so wenig Nistplätze finden", erzählt Schwämmlein, der deswegen kurz entschlossen zum Bohrer griff.

Anfangs bohrte er einfach unterschiedlich große Löcher in Hartholz-Stücke und hängte diese dann wettergeschützt unter dem Dachvorsprung auf.

Als seine Bienen-Wohnblöcke aus Hartholz Erfolg hatten, und immer mehr Wildbienen Unterschlupf suchten, musste Schwämmlein eine effektivere Methode finden, um seine Schützlinge unterzubringen. Er tüftelte so lange herum, bis er eine Schilfrohrrolle entworfen hatte, die er schnell und günstig herstellen konnte. Er schnitt Schilfrohrmatten zu, rollte die Stücke ein, band sie mit langen Kabelbindern zusammen und knüpfte einen Henkel aus festem Draht daran, damit er die Schilfrohrrolle wettergeschützt aufhängen konnte, denn "wenn das Schilfrohr feucht wird, dann war alles umsonst."

Was Kai Schwämmlein auch bald herausfand, ist, dass der Specht Bienenlarven liebt und die Schilfrohrmatten gerne auspickt, wenn sie im Herbst mit der Bienen-Nachkommenschaft voll besetzt sind. "Deswegen häng ich die Schilfrohrmatten jetzt immer im Winter in die Garage, damit ihnen nichts passiert." Im Frühjahr hängt der Bienenliebhaber die voll besetzte Schilfmatte dann zurück an ihren Platz und daneben noch eine neue Schilfmatte. Wenn die Wildbienen dann kurz vor der Kirschblüte schlüpfen, dann finden sie nebenan gleich eine neue Unterkunft für ihre Larven.

Angst haben muss man übrigens vor den Wildbienen nicht. "Wildbienen sind nicht aggressiv und können die Menschen außerdem gar nicht stechen: Der Stachel kommt gar nicht durch die Haut."
Honig produziert Schwämmlein mit seinen Bienen nicht. "Das ist auch nicht mein Ziel", sagt er. "Mir geht es um den Naturschutz, und außerdem kann ich so meine eigenen Bestäuber halten." Mit den Wildbienen, die von Blüte zu Blüte fliegen und die Pollen weitertragen, können Obstbäume gezielt bestäubt werden. Dazu hängt man im Frühjahr einfach eine voll besetzte Schilfrohrmatte in den Obstbaum - regengeschützt versteht sich. "Ob man einen höheren Obst-Ertrag erzielt, hängt auch noch von vielen anderen Faktoren ab", sagt Schwämmlein. "Aber auf jeden Fall kann man damit den Bestäubungszeitraum optimal ausnutzen."
Die richtige Imkerei hat Kai Schwämmlein über acht Jahr lang betrieben, aber vor ein paar Jahren aufgegeben. Man habe als Imker immer Arbeitsspitzen im Mai, und auch der Honig mache viel Arbeit. "Die Wildbienen sind da viel weniger Aufwand."


Gossenberger Honig nach Demeter-Standard - die Bio-Imkerei verlangt viel Idealismus


Gossenberg — Wenn man im Bioladen einen Honig von Demeter kauft, dann wird man in der Coburger Region höchstwahrscheinlich Honig aus Gossenberg kaufen. Manuela und Robert Müller waren die ersten Demeter-Imker in ganz Bayern und sind immer noch die einzigen in Oberfranken. Die beiden produzieren ihren Honig mit viel Engagement. "Bei der Arbeit mit den Bienen kann man richtig die Welt vergessen", sagt der 59-jährige Robert Müller, der nach der Arbeit jede freie Minute bei den Bienenstöcken hinter dem Haus verbringt. Vor 30 Jahren hat der technische Angestellte mit drei Bienenvölkern angefangen. Seine vier Jahre jüngere Frau Manuela ist später zur Imkerei hinzugestoßen und hat derweil die Meisterprüfung als Imkerin abgelegt.

Mittlerweile betreut das Ehepaar rund 80 Bienenvölker - streng nach Demeter-Richtlinien. "Anders als konventionelle Imker versuchen wir, einen Kompromiss zu finden zwischen den Bedürfnissen der Bienen und unserem Bedürfnis, Honig zu ernten", erklärt Robert Müller. So unterstützt das Ehepaar zum Beispiel den Naturwabenbau, freut sich über den natürlichen Schwarmtrieb der Bienen und füttert im Winter unter anderem mit Honig anstatt Zuckerwasser zu. "Im Endeffekt haben wir weniger Ertrag, aber unser Weg war ganz klar ein ökologischer", sagt Manuela Müller, die im Sommer häufig zwölf Stunden am Tag und mehr arbeitet.

"Wenn man von der Bio-Imkerei leben möchte, dann müsste man viel mehr für den Honig verlangen", ergänzt Robert Müller in Hinblick auf die rund sechs Euro für ein Glas Demeter-Honig. "Ohne Idealismus und Liebe zu den Bienen geht es nicht", sagt seine Frau Manuela.

Sie seien mit den ökologischen Problemen konfrontiert, die die konventionelle Landwirtschaft mit sich bringe. "Wenn so oft im Jahr die Felder gemäht werden, dann haben die Bienen immer weniger zu fressen", sagt Robert Müller. "Das bedeutet, dass wir zufüttern müssen und dass der Honig-Ertrag zurückgeht."
Ökologisch gesehen sei der Honig aber gar nicht das Wichtigste: "Der volkswirtschaftliche Nutzen der Bienen ist eigentlich die Bestäubungsleistung und nicht der Honig. Und wenn die Bienen zu wenig Blüten finden, dann fangen sie erst das räubern an und dann sterben sie im schlimmsten Fall vor Hunger."


Immer mehr Imker in Oberfranken

2300 Imker gibt es in Oberfranken - und es werden immer mehr. Das sagte Rüdiger Wintersperger aus Bad Rodach, der Erste Vorsitzende des Bezirksverbands Imker Oberfranken, dem Coburger Tageblatt. Im Interview äußert er sich zur Situation der Imkerei.

Was kann man als Privatperson für die Bienen tun?
Wintersperger: Gartenbesitzer als auch Landbesitzer können das Angebot an Blühpflanzen, die Nektar und Pollen während der Saison von April bis September liefern, erweitern. Dabei hilft sicherlich jeder Obst- und Gartenbauverein weiter.

Wo können sich Imker informieren?
Dazu gibt es die ehrenamtlich betriebene Imkerschule Oberfranken in Mitwitz. Fachlich gut informierten Imkern gelingt es natürlich wesentlich leichter, Völkerverluste wegen unzureichender Behandlung gegen die Varroa-Milbe zu begrenzen. Die Überwinterung der Bienenvölker aus dem Winter 2013 nach 2014 war zum Beispiel absolut problemlos.

Gibt es einen Austausch zwischen den Imkern und Landwirten?
Ja, die Zusammenarbeit zwischen Imkerschaft und Obst- und Gartenbauvereinen und Landwirtschaft ist sehr gut und hilft, im Vorfeld Probleme erst gar nicht entstehen zu lassen. Beispiele für gelungene Zusammenarbeit sind zum Beispiel die Blühstreifen an den Maisfeldern.

Wie steht es um die Bienen in Oberfranken?
In Oberfranken sind im Landesverband der bayerischen Imker rund 2300 Imker/innen mit rund 13 000 Bienenvölkern registriert. Der Trend sowohl in der Mitglieder- als auch Völkerzahl ist positiv. Diese Aussage für Oberfranken trifft auch für den Kreisverband Coburg zu. Auf der Basis dieses erfreulichen Trends kann man sicherlich feststellen, dass die Biene in der Gesellschaft angekommen ist.

Die Fragen stellte unsere Mitarbeiterin Cordelia Hiller