Die Coburger Musikfreunde zogen erneut ins HUK-Gebäude, wo ein prächtiger Steinway-Flügel auf die Koryphäen der Tastenkunst wartet und dem es sicher gut tut, wenn er ab und zu gründlich gefordert wird. So geschehen bei der Reihe "Piano Spezial in der HUK" mit dem international bekannten Pianisten Michael Korstick.
Michael Korstick führte das ehrgeizige Beethoven-Projekt der Musikfreunde mit zwei weiteren Sonaten fort hatte zudem noch anspruchsvolle Werke von Debussy und Mussorgski im Programm hatte. Auch da zeigte er sich als überlegener Virtuose und subtiler Anschlagskünstler.
Korstick begann mit der Sonate e-Moll op. 90 von Beethoven, die am Ende seiner mittleren Schaffensperiode entstand und mit ihrer Zweisätzigkeit den später immer freizügigeren Umgang Beethovens mit der klassischen Sonatenform demonstriert. Stupende Fingerfertigkeit, geschliffenes Laufwerk und eine reiche Palette von dynamischen Nuancen prägten die Wiedergabe dieses im ersten Satz leicht elegischen, im zweiten liedhaften, nach Dur aufgehellten Werks.
Praktisch auch nur aus zwei Sätzen, die mit einer "Introduzione" miteinander verbunden sind, besteht die bekannte "Waldstein"-Sonate C-Dur op.
53, die Korstick energiegeladen in atemberaubendem Tempo anging, das hörbar an die Grenze des Möglichen ging. Nach dem "versunken" gespielten Adagio molto der Überleitung beeindruckte die flüssige Wiedergabe des zart beginnenden, dann grandios gesteigerten Rondos, das der Pianist mit einer brillanten Stretta beendete.
Kein Wunder, dass bei einem Anschlagskünstler wie Korstick die Werke des Impressionisten Claude Debussy eine bevorzugte Rolle spielen. Gerade hat er dessen Préludes auf CD eingespielt, von denen er fünf auf dem Programm hatte. Als wahrer Klangzauberer ließ er die Elfen tanzen, nebelhafte Schleier wallen, skurrile Jazzanklänge in "Général Lavine - excentric" ertönen, die aus dem Nebel auftauchende Kathedrale machtvoll erstehen und dann wieder verhüllen, bis schließlich quirlige Clowns einen witzigen Abschluss boten.Bei russischen Pianisten hat Michael Korstick seine Ausbildung
beendet. So war es nicht verwunderlich, dass nach der Pause ein russisches Werk in Gestalt der berühmten "Bilder einer Ausstellung" von Modest Mussorgski auf dem Programm stand.
Diese originellen zehn durch "Promenaden" verbundenen Stücke sind häufiger in der gelungenen Instrumentation von Ravel zu hören als in der originalen Klavierfassung, weil die Pianisten die technischen Tücken vieler Sätze scheuen. So ist beispielsweise die Nr. 9 ("Die Hütte auf Hühnerfüßen") kaum ohne "Verluste" zu meistern. Michael Korstick schlug sich tapfer und erfolgreich durch die vielen Klippen des Werks und konnte sich nach dem monumental dargebotenen "Das große Tor von Kiew" über reichen Beifall freuen. Er dankte mit zwei weiteren Préludes von Debussy und dem fulminant gespielten "Feu ertanz" von de Falla.