Vestekicker blieben vieles schuldig - "Mönche" müssen jetzt liefern

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Das Bezirksliga-Derby im Mönchrödener "Wildpark" - Tageblatt-Sportredakteur Christoph Böger hat dazu eine klare Meinung.

Es sollte für jeden Anhänger des FC Coburg ein Feiertag werden. Dienstagnachmittag, Derby in der Bezirksliga West gegen den Intimfeind TSV Mönchröden. Eine gute Möglichkeit für den Verein, für noch deutlichere Verhältnisse auf dem Platz zu sorgen, als es die Tabelle ohnehin schon zum Ausdruck bringt. Und vor allem war es auch eine großartige Chance für Spieler und Trainer, die passende Antwort auf die massiven Vorwürfe zu geben, die im Zusammenhang mit dem "Wechseltheater" vor der Serie öffentlich laut wurden.
Zur Erinnerung: Mehrere junge Ex-Coburger, die nun für die "Mönche" auf Torejagd gehen, wehrten sich gegen den Vorwurf, dass sie kurzfristig ihrem Ausbildungsverein den Rücken kehrten und sich nicht an Abmachungen hielten. Sie unterstellten daraufhin ihren ehemaligen Trainern und Teamkollegen, dass sie in der Abstiegssaison keine Einheit bildeten, dass das Training viel zu lasch war, taktisch zu wenig geschult wurde und Zusagen nicht eingehalten worden seien. Die unzufriedenen Fußballer sprachen sogar von einer Zwei-Klassen-Gesellschaft beim FCC.


Gute Chance leichtsinnig vertan

Doch die favorisierte Truppe des FCC verspielte am Einheitstag diese einmalige Gelegenheit äußerst leichtfertig. Mehr noch: Einige Spieler präsentierten sich im zweiten Durchgang, als sie ihre Felle davon schwammen sahen, auch noch als schlechte Verlierer. Anstatt bei so einem Prestigeduell das Image des Klubs aufzupolieren, Fans zu begeistern und vielleicht sogar neue Sponsoren zu gewinnen, wurde Frust geschoben.
Der abgestürzte Landesligist war an diesem Tag der besonderen Situation einfach nicht gewachsen. Neben physischen und vor allem taktischen Defiziten gab es auch noch ein unübersehbares mentales Problem. Wie sonst sind Ausraster von erfahrenen Spielern zu erklären, die zu zwei unnötigen Platzverweisen führten.
Da dieses Mal auch die individuelle Klasse nicht stach, war es ein völlig misslungener Auftritt der Vestekicker zum ungünstigsten Zeitpunkt der Vorrunde - nicht mehr, aber auch nicht weniger.
Zum Sieger: Zu Recht ließen sich die "Mönche" von ihren begeisterten Fans feiern. Lautstark im Kreis auf dem Platz, schreiend in der Kabine und noch etliche Stunden danach im proppenvollen TSV-Sportheim. Die Taktik des Außenseiters ging auf, die Einstellung passte und ihre Nerven hatten die Gastgeber auch besser im Griff als der Gegner. Motiviert durch ein überdimensionales Plakat in der Kabine, auf dem die letzten Facebook-Anfeindungen des Kontrahenten noch einmal in großen Lettern für jeden einzelnen Akteur kurz vor dem Anpfiff nachzulesen waren.
Auf dem Rasen kam das Quäntchen Glück dazu, das in solchen Derbys unabdingbar ist und natürlich ein Keeper, der kurz vor der Halbzeit mit einem schier unglaublichen Fußreflex verhinderte, dass das Spiel kippte. An diesem Tag passte einfach alles für die zuletzt arg gebeutelten "Mönche".


FC Coburg hat 14 Punkte mehr

Jetzt aber zu den Fakten: Der FC Coburg hat 14 Punkte mehr auf dem Konto als Mönchröden, mischt an der Tabellenspitze mit, und hat zumindest im Kampf um den 2. Tabellenplatz weiter gute Karten. Die Mönchrödener hängen im Tabellenkeller fest, strampeln auf einem enttäuschenden Relegationsplatz derzeit sogar gegen den Abstieg. Auch die Leistungen der Coburger waren bisher zwar nicht berauschend - selbst der 5:1-Heimsieg gegen eine extrem ersatzgeschwächte Mannschaft von Don Bosco Bamberg II darf nicht überbewertet werden - doch der Punktestand ist zumindest in Ordnung. Dass Trainer und Team noch viel Luft nach oben haben, ist jedem Vestekicker und Fan nicht erst nach der Pleite vom Wildpark klar.
Die Mönchrödener müssen sich auch einige Vorwürfe gefallen lassen: Warum konzentrieren, kämpfen und rennen sie nicht immer wie am Dienstag? Die gezeigte Leistungssteigerung durfte exakt so erwartet werden. Wenn nicht gegen Coburg, gegen wen denn dann? Plötzlich waren alle "Mönche" hochmotiviert, beackerten den Rasen wie von einer Tarantel gestochen. Der neutrale Beobachter stellte sich die Frage, wieso es überhaupt zu so einem schlechten Abschneiden bisher kam.


TSV muss sich messen lassen

Fakt ist, dass sich das Team an der gezeigten Leistung in den nächsten Wochen messen lassen muss. Der Derbydreier darf keine Eintagsfliege bleiben; vielmehr sollte er als "Dosenöffner" für eine gute Punktrunde genutzt werden, an deren Ende mindestens ein ungefährdeter, einstelliger Tabellenplatz steht.
Und für die Vestekicker bleibt nach dem "schwarzen Dienstag" die Erkenntnis, dass das hochgesteckte Saisonziel, nämlich die sofortige Rückkehr in die Landesliga, nur dann realisiert werden kann, wenn es schnellstens gelingt, das zweifelsohne vorhandene Potenzial aus dem Kader herauszukitzeln. Mit einer "Wird-schon-werden"- oder "Immer-weiter-so"-Mentalität funktioniert es nicht.