Die Kreisgruppe Coburg des ökologischen Verkehrsclubs VCD diskutierte in einem offenen Forum und erhob fünf Kernforderungen.
Ziel des VCD (Verkehrsclub Deutschland) ist es, die Verkehrspolitik zu verändern. Beschlossen wurden hierzu bei der Versammlung im "Münchner Hofbräu" fünf Kernforderungen der Verbände VCD, Fridays for Future und Mobilitätsbündnis Coburg für die laufende Legislaturperiode des Coburger Kreistags beziehungsweise des Coburger Stadtrates.
Zunächst ging es um die Bahninfrastruktur. Diese sei auszubauen, forderte Vorsitzender Gerd Weibelzahl. Hierfür sei eine durchgängige Zweigleisigkeit der Hauptstrecke Bamberg - Lichtenfels - Creidlitz - Coburg Hauptbahnhof - Sonneberg im Abschnitt zwischen dem Creidlitzer Bahnhof und dem Abzweig zur ehemaligen Werrabahn auf Höhe des Real-Marktes Cortendorf notwendig. Weiterhin sei der Bahnlückenschluss nach Südthüringen zu realisieren.
Spätestens mit Beitritt zum Verkehrsverbund Großraum Nürnberg (VGN) im Jahr 2023 seien zielgruppenorientierte Jahreskarten für viele Bevölkerungsgruppen (Schüler, Studierende, Arbeitnehmer, nicht Erwerbstätige) einzuführen. Vorbild, so der VCD-Kreisvorsitzende sei das 365-Euro-Ticket, welches Anfang der 2010er Jahre in Wien realisiert wurde und am 1. August 2020 beim VGN zumindest für Schüler eingeführt wurde. Weibelzahl: "Das durchaus attraktive Stadtbusangebot in Coburg ist im Abendverkehr und am Wochenende noch zu verdichten."
Direkte Verbindungen per Rad wären gut
Der Radverkehr in der Region sei so auszubauen, dass bis zum Jahr 2025 ein Viertel aller Wege mit dem Rad zurückgelegt werden. Aus allen Gemeindehauptorten im Landkreis seien umwegfreie und befahrbare Radwege nach Coburg zu errichten. "Mit dem E-Bike kommt man auch in Coburg jeden Berg hoch", meinte Weibelzahl.
Weiterhin hieß es bei der Versammlung, die Verknüpfung der Verkehrsmittel sei zu optimieren. In allen Landkreisgemeinden und den Coburger Stadtteilen sei eine Mobilitätsstation einzurichten, an welcher der Busverkehr, der Bahnverkehr mit Teilangeboten wie Carsharing, Bikesharing oder auch ein E-Scooter-Verleih sowie Abstellmöglichkeiten für Pkw und Fahrräder verknüpft werden.
Boulevards für Fußgänger
Die Verkehrsclubmitglieder haben aber auch die Fußgänger im Blick. Bereits jetzt sei der Nutzungsanteil im Fußverkehr in Coburg bei erfreulichen 30 Prozent, hat der VCD festgestellt. Bis zum Jahr 2025 müssten 25 Kreuzungen in der Stadt mit nutzungsfreundlichen Boulevards umgestaltet werden. Orientierung, so Weibelzahl, sei die fußgängerfreundliche Gestaltung zwischen Ketschentor und Kongresshaus, welche in den vergangenen fünf Jahren ermöglicht wurde. "Radfahrer dürfen die Ketschengasse in Richtung Ketschentor befahren, aber wenn ihnen Fahrzeuge oder sogar der Linienbus entgegenkommen, wird es sehr knapp", merkte Jürgen Schreiner an, der sich sehr interessiert an der Diskussion beteiligte. Der Radverkehr müsse sicherer werden und es müssten separate und abgegrenzte Radwege geschaffen werden. Auch sollten die Radwege breiter werden, um ein Überholen sowie die Nutzung von Lastenrädern zu ermöglichen.
Der ÖPNV müsse günstiger werden und die Ticketpreise für Busse billiger. Die Regelung, dass es für Strecken unter drei Kilometern kein kostenloses Ticket für Schüler gibt, müsse abgeschafft werden. "Wir benötigen ein attraktives Nahversorgungsangebot, angelehnt an das Studententicket." Ziel sei es, so Weibelzahl, dass 80 Prozent der Fahrgäste eine Jahreskarte erwerben. Das Angebot müsse ausgebaut werden, um die Attraktivität zu erhöhen.