Wie Hans Stähli das Orchester der "Gesellschaft der Musikfreunde" mit Werken der Romantik zu künstlerischen Höhenflügen führt.
Vertrautes und Unbekanntes aus der reichen Klangwelt der Romantik ließ das Orchester der "Gesellschaft der Musikfreunde Neustadt" in seinem diesjährigen Sinfoniekonzert erklingen. Dirigent Hans Stähli bereitete hierfür ein äußerst reizvolles Programm vor.
Gertrud Sc hilde als gefeierte Solistin Brillante Solistin des Abends war die international tätige Geigerin Gertrud Schilde aus München, die schon mehrfach in Neustadt, unter anderem auch kammermusikalisch, aufgetreten ist. Melodie und Harmonik waren die entscheidenden Stichworte des Abends.
Zum Auftakt eine Ouvertüre von Franz Schubert Die eingangs gut intonierte Ouvertüre D-Dur D 556, die Franz Schubert bereits 1817 komponierte, verströmte mit ihrer großen Holzbläserbesetzung und den Hörnern klangliche
Wärme, intensiviert vom breit besetzten Streicherapparat. Gespannt war man auf die 5. Sinfonie h-Moll von Johann Wenzel Kalliwoda - er war allein vierundvierzig Jahre Kapellmeister am Hof zu Fürstenberg - die das Publikum mit ihrem Melodienreichtum und ihrer farblichen Vielfalt nicht nur überraschte, sondern auch verzauberte.
Zwischen Heiterkeit und Dramatik Nach einer melancholisch gefärbten, von Blechbläsern dominierten Einleitung und der bezwingenden Cellopassage gewinnen rhythmische Akzente und Heiterkeit die Oberhand. Dramatik und duftiger Melodienreichtum gaben sich in lustvollem Musizieren die Hand.
Voller Poesie und Lieblichkeit Immer weiß Hans Stähli seine Neustadter "Sinfoniker" nicht nur durch klare Zeichengebung straff zu führen, sondern auch herauszufordern und zu einer bemerkenswerten Leistung zu führen. Einer italienischen Canzone gleich, voller Poesie und Lieblichkeit, erklang das einschmeichelnde Allegretto grazioso. Mit frischem Tempo ging es im letzten Satz Rondo Allegro assai gleich zur Sache.
Sehr konzentriertes Musizieren Die stets wechselnde, dynamische Vielfalt von dramatisch bis lyrisch forderten die absolute Konzentration des Orchesters, das von Hans Stähli, auch bei heiklen Übergängen, immer wieder zu erstaunlicher Geschlossenheit geführt wurde.
Mendelssohns Violinkonzert zum Abschluss Den glänzenden Abschluss setzte Felix Mendelssohn-Bartholdy 1840 mit der Krönung seines Schaffens, dem Violinkonzert e-Moll, das bis heute zu den Meisterwerken seiner Gattung zählt. Gertrud Schilde beeindruckte bereits in den markanten Anfangstakten durch überlegene Technik, blitzsaubere Intonation und einen schlanken Ton, dem es trotz kraftvoller Expressivität nie an Leichtigkeit fehlte. Virtuos und dynamisch flexibel interpretierte sie auch die Kadenz, wobei Leidenschaft und Anmut stets im Vordergrund standen.
Anhaltender Beifall So wird an diesem Abend der Konzertbesucher von einer Melodienseligkeit in die andere geführt. Gesangliche Geschmeidigkeit und Innigkeit prägen das traumhaft schöne Andante.
Der Finalsatz besticht durch einzigartige Schönheit, wobei sich das kultivierte Spiel der Solistin und das differenziert spielende Orchester mittels Stählis überlegenem, umsichtigen Dirigat immer ausgewogen gegenüberstanden.
Spannungsvoller Konzertabend Eine frische und temperamentvolle Interpretation, mit der der spannungsvolle Konzertabend zu Ende ging. Anhaltender und begeisterter Applaus für einen genussvollen Konzertabend, der die Zuhörer beinahe vergessen ließ, dass hier "nur" ein Laienorchester agiert.