Beim Zug auf den Marktplatz müssen die Vertreter des Coburger Convents an einer Gruppe Demonstranten am Gräfsblock vorbei.
Der Coburger Convent (CC) ist bereit, mit seinen Kritikern zu diskutieren. Dazu sehe er seinen Verband geradezu verpflichtet, sagte der künftige Sprecher des Altherrenverbands (AHCC), Andreas Bootz. Er wird am 1. August Ali Ottmar Mahdi ablösen, der insgesamt vier Jahre lang Sprecher war. Aber nach vier Jahren ist beim VHCC Schluss.
In diesem Jahr hatte der Verein Alternative Kultur zu einer Diskussion eingeladen. Der CC hatte erst zu-, dann aber wieder abgesagt, als die Diskussion von Gegnern des CC im Internet als Auftakt zu einer Reihe von Gegenveranstaltungen beworben wurde. Doch "wir haben den Anspruch, dass man miteinander reden kann", sagte Bootz am Freitagnachmittag bei der Pressekonferenz des CC. Deshalb werde derzeit innerhalb des CC diskutiert, ob man nicht im nächsten Jahr eine solche Diskussion veranstalten könne. "Für beide Seiten neutral", wie CC-Pressesprecher Frank Klauss betonte. Die Überlegungen gehen immerhin schon so weit, dass Coburgs Alt-Oberbürgermeister Norbert Kastner als möglicher Moderator genannt wurde. "Er war ein kritischer Gegner", sagte Bootz, der sich erinnerte, dass Kastner, frisch gewählter OB, den CC 1990 dazu aufforderte, auf das Absingen aller drei Strophen des Deutschlandlieds zu verzichten. 1990 nahm Bootz selbst das erste Mal am Coburger Pfingstkongress teil. Kastner habe sich mit dem CC auseinandergesetzt, ihn auch kritisiert - "und heute wird er im Festzelt gefeiert", sagte Bootz - ein Zeichen dafür, dass der CC sich in den vergangenen Jahrzehnten doch um einiges gewandelt habe.
Bootz machte das auch am CC-Handbuch fest, das alle paar Jahre überarbeitet wird und den Mitgliedern Informationen über Selbstverständnis, Traditionen und Bräuche der Verbindungen gibt. In der Version von 2004 "waren noch viele Texte aus der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts", sagte Bootz. Da war dann noch von "Einsatz für Heimat und Volk" die Rede, wo heute "Einsatz für die Gesellschaft, in der wir leben" steht. Denn der CC wolle seine Werte in die Sprache seiner jungen Mitglieder übersetzen.
Der CC feiert im Rahmen dieses Pfingstkongresses das 150-jährige Bestehen des Zusammenschlusses der Landsmannschaften. Den CC selbst gibt es erst seit 1952, aber 1868 wurde der Deutsche Landsmannschafter-Verband gegründet, als dessen Nachfolger sich der CC versteht. Etliche Verbände im CC waren schon 1868 dabei. Die Turnerschaften kamen erst 1952 dazu. Eine dieser Turnerschaften, die Alemano-Palatia Erlangen, führt in diesem Jahr das Präsidium. Die drei Sprecher kommen gar aus der Region: Fabian Fritz aus Hildburghausen, erster Stellvertreter Michael Hornig verbrachte seine Jugend in Kronach, Steffen Lamm ist aus Weidhausen. Dass ein fränkischer Verband im Jubiläumsjahr das Präsidium führe, sei eine Ehre, aber dem Umstand geschuldet, dass die Reihenfolge der präsidierenden Verbände feststehe, sagte Fabian Fritz.
Am Einzug am Freitagnachmittag zur Eröffnung nahmen neben der Alemanno-Palatia die Vorpräsidierende Gottinga Göttingen und die Nachpräsidierende Landsmannschaft Cimbria Freiburg teil. Oberbürgermeister Norbert Tessmer (SPD) versprach den zahlreichen Verbandsmitgliedern "fünf Tage schönstes Wetter in Ihrer Kongress-Stadt
Coburg."
Der Zug, angeführt von der Coburger Stadtkapelle, musste am Stadtcafé an einer Gruppe Demonstranten vorbei, die sich mit Papierhüten und Schärpen als "Cloburgia" kostümiert hatten und Klobürsten im Takt zum Marsch "Mir sein die Kaiserjäger" schwenkte. Nur die Beamten der Bereitschaftspolizei, die im Meterabstand rund um die Demonstranten aufgezogen waren, verzogen keine Miene.