Tote Fledermaus gefunden: Verdacht auf Tollwut

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Fledermäuse, hier eine der Art Großes Mausohr, suchen sich im Winter ein Quartier - zum Beispiel Kellergewölbe, wie sie auch auf der Veste zu finden sind. Foto: Patrick Pleul/dpa
Fledermäuse, hier eine der Art Großes Mausohr, suchen sich im Winter ein Quartier - zum Beispiel Kellergewölbe, wie sie auch auf der Veste zu finden sind.  Foto: Patrick Pleul/dpa

Im Landkreis Coburg wurde vergangene Woche eine tote Fledermaus gefunden, die mit Tollwut infiziert sein könnte.

Viele Menschen verbinden mit der Fledermaus die Vorstellung vom blutsaugenden Raubtier, die vor allem durch Romane und Hollywoodfilme entstanden ist. Doch wie viel Wahrheit steckt darin?
Alles Quatsch, weiß Alexander Ulmer, Leiter der Kreisgeschäftsstelle Coburg des Landesbundes für Vogelschutz. Zumindest, wenn man die Situation in Deutschland betrachtet. Denn: die Blutsauger gibt es nur in Afrika, Asien und Südamerika.

Ende vergangener Woche meldete das bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, dass ein anonymer Finder im Landkreis Coburg eine tote Fledermaus bei einer Auffangstation abgegeben hat. Verdacht: Tollwut. Die Mitarbeiter schickten das Tier umgehend zur näheren Untersuchung in das Nationale Referenzlabor für Tollwut in Mecklenburg-Vorpommern. Bislang ist noch ungeklärt, ob die Fledermaus tatsächlich mit dem Virus infiziert war.

"In Bayern gibt es meines Wissens derzeit keine registrierten Fälle von Tollwut bei Fledermäusen", sagt Ulmer. Das Virus komme vor allem bei der Breitflügelfledermaus vor, die hauptsächlich in Großbritannien beheimatet ist. "Bei uns ist diese Art allerdings ultraselten."

Gefährliches Virus


Die Viren, die die Fledermaus befallen, sind andere, als die, die Füchse in sich tragen. Für den Menschen spielt das aber keine Rolle - beide Varianten können übertragen werden und führen in fast allen Fällen zum Tod.
So gefährlich das klingt, von Fledermäusen geht laut Ulmer kaum eine Gefahr aus. Er erklärt warum: "Es sind äußerst scheue Tiere, man trifft sie kaum an. Sie fliegen auch nicht auf Leute zu, um sie zu beißen, sondern flüchten. Deshalb ist die Gefahr gleich null." Während andere Tiere häufig aggressiv würden, ändere sich das Verhalten von Fledermäusen durch die Krankheit nicht.

"Im Winter befinden sich Fledermäuse in einer Art Winterstarre und sind nahezu bewegungsunfähig", so Ulmer. Deshalb suchen sich die Tiere für die kalte Jahreszeit ein Quartier, etwa Höhlen, Keller oder Gewölbe, wie sie auch auf der Veste Coburg zu finden sind. "Wenn jemand eine Fledermaus im Keller findet und sie berühren will, dann fühlt sie sich bedroht und kann dann beißen, um sich zu verteidigen", erklärt Ulmer. Das Beste ist, die Tiere einfach in Ruhe zu lassen und nicht anzufassen.

Dabei geht es nicht nur um die Tollwut, sondern auch um andere Krankheiten, die die Tiere eventuell übertragen könnten. Doch Ulmer gibt Entwarnung: "Die Gefahr, von einem Dachziegel erschlagen zu werden, ist Millionen Mal größer."

Findet man ein totes Tier im Wald, dann gilt auch hier: nicht anfassen! Schließlich weiß man nicht, woran die Fledermaus gestorben ist. "Das gilt im übrigen auch für alle anderen Tiere", sagt Ulmer. Wer die Fledermaus unbedingt bergen möchte, solle sich dicke Handschuhe anziehen - oder am besten gleich einen Experten verständigen.

Fledermäuse ungefährlich


Auch in den eigenen vier Wänden sind Fledermäuse keine Gefahr, wenn man sich richtig verhält. "Wenn sie in einer Ritze schlafen, sollte man sie dort einfach hängen lassen", sagt Ulmer. Ist ein Tier verletzt, so ist es ratsam, dicke Handschuhe anzuziehen und es in einen lichtundurchlässigen Karton zu legen. "Falls sich jemand nicht traut, das Tier anzufassen, kann sich derjenige auch direkt mit uns in Verbindung setzen", so Ulmer.

Für den Fall, dass sich eine Fledermaus ins Wohnzimmer verirrt, gilt folgendes Vorgehen: Fenster weit öffnen, Gardinen zur Seite schieben, Licht ausschalten, Raum verlassen. Im Dunkeln können sich Fledermäuse hervorragend orientieren und sollten, binnen kürzester Zeit, den Raum wieder verlassen haben. "Manche versuchen die Fledermaus zu verscheuchen, doch die Tiere haben Angst und sind aufgeregt - sie können dadurch sterben."

Deutschland gilt seit dem Jahr 2008 als tollwutfrei. Dies betrifft allerdings nur die Viren, die Füchse und Haustiere befallen. Durch eine großflächige Impfkampagne wurde die Krankheit eingedämmt. "Wir hatten im Landkreis seit vielen Jahren keine Tollwutfälle mehr", sagt Alexander Trouillier, Amtstierarzt am Landratsamt Coburg. Früher habe man Füchse stichprobenartig auf Tollwut untersucht - alle Fälle waren negativ. Heute würden nur noch verhaltensauffällige Füchse kontrolliert, auch hier seien alle Tests negativ verlaufen. "Trotz allem bleibt ein Restrisiko, beispielsweise durch importierte Tiere aus dem Ausland", erklärt Trouillier. Dieses Risiko sei aber minimal.

Die Tollwut bei Fledermäusen wird bislang nicht erfasst, weshalb hier keine Zahlen vorliegen. Trouillier rät wie Ulmer dazu, Fledermäuse nicht zu berühren. Es bestehe aber kein Anlass, die Tiere zu jagen oder zu verscheuchen.