Heidi Schramm allerdings bleibt cool, antwortet, dass eine Kaution sowieso nicht infrage kommt und besteht darauf, mit ihrer Schwester persönlich zu sprechen. Die falsche Polizistin behauptet, dass das nicht geht, weil ihre Schwester unter Schock steht. Jetzt wollen die Betrüger die Adresse ihrer Eltern - angeblich, um Daten zu überprüfen. "Da wurde es richtig abenteuerlich. Als ich sie dann um eine Telefonnummer gebeten habe, weil die ja mit unterdrückter Nummer angerufen haben, wurde aufgelegt."
Auch wenn sich die Fälle in der Vesteestadt derzeit häufen: Die Masche mit den falschen Polizisten überschwemmt ganz Bayern. Ein Kriminalbeamter: "Das ist wie im Call-Center. Die Kriminellen telefonieren sich quer durch die Telefonbücher." Wenn dort der vollständige Vorname nebst Anschrift eingetragen ist, ermöglicht das den Tätern Rückschlüsse auf das Alter der Angerufenen", weiß Volker Püttner vom Polizeipräsidium Oberfranken. "Es ist jedoch denkbar, dass auch anderweitig veröffentlichte personenbezogene Daten als Grundlage dienen." Die Polizei rät Senioren, ihre Vornamen im Telefonbuch abkürzen zu lassen. Das erschwere den Tätern die Suche nach potenziellen Opfern. Und an die Angehörigen: "Sprechen Sie mit den älteren Menschen in Ihrem Umfeld! Klären Sie sie über die Betrugsmaschen auf!"
*Namen geändert.
Mitarbeitern verhindert Betrug in letzter Minute
Ebenfalls am vergangenen Dienstag riefen Kriminelle bei einem 76-jährigen Coburger an und "bearbeiteten" ihn so lange, bis er ihnen eine hohe fünfstellige Bargeldsumme übergeben wollte - weil er glaubte, damit seine Tochter vor der drohenden Untersuchungshaft zu bewahren.
In diesem Fall vereitelte aber eine aufmerksame Mitarbeiterin der Landesjustizkasse in Bamberg die Geldübergabe in letzter Minute. Diesen Ort hatten die Betrüger gewählt, um den offiziellen Anschein zu wahren, wie die Polizei erklärt. Genau das wurde den Kriminellen aber zum Verhängnis: Das potenzielle Opfer ging - entgegen der Absprache - in das Gebäude und traf auf eine Mitarbeiterin, der das Ganze merkwürdig vorkam. "Es kommt schon vor, dass Kautionen bei uns eingezahlt werden", erklärt besagte Mitarbeiterin. "Allerdings nicht in der Größensumme und schon gar nicht in bar."
Plötzlich steckt man mittendrin
Als der 74-Jährige nicht einmal ein Aktenzeichen vorlegen konnte, sei ihr klar geworden: Das ist Betrug. "Man hört immer davon, denkt aber nicht daran, dass es dann hier passiert. Und plötzlich steckt man mittendrin." Als sie dem Senior, der bis dahin noch einen gefassten Eindruck gemacht habe, gesagt hat, dass er Betrügern aufgesessen ist, habe er die Hand auf ihren Arm gelegt und leise gesagt: "Bitte helfen sie mir." Die Täter hätten dem Mann da schon neue Anweisungen über das Handy erteilt, ihm gesagt, er solle auf den Parkplatz kommen. "Ich dachte nur: So kannst du den Mann nicht gehen lassen." Die Mitarbeiterin schaltete geistesgegenwärtig, sagte: "Sie bleiben hier und wir rufen die Polizei." Sie ist sich sicher: "Er hätte den Betrügern das Geld gegeben." Es ging um einen mittleren fünfstelligen Geldbetrag.
Das rät die Polizei Angehörigen und Senioren
Sprechen Sie gerade mit den älteren Menschen in Ihrem Umfeld! Klären Sie sie über die Betrugsmaschen auf! Ermutigen Sie sie zum kritischen Hinterfragen, insbesondere wenn Unbekannte am Telefon sind und Fragen zur persönlichen/finanziellen Situation stellen oder Geld/Wertsachen fordern!
Wenn Sie im Telefonbuch verzeichnet sind, lassen Sie ihren Vornamen abkürzen. Dies erschwert es den Tätern, Sie als potentielles Opfer zu identifizieren.
Bewahren Sie Geld oder Wertsachen nicht zuhause auf, sondern auf der Bank oder in einem Bankschließfach.
Wenn die Betrüger anrufen
Sollten Sie angerufen werden und Sie erkennen den Betrug, legen Sie einfach den Hörer auf!
Seien Sie grundsätzlich misstrauisch am Telefon, geben Sie keine Details zu ihren persönlichen Verhältnissen und keine sensiblen Informationen wie Bank- oder Kreditkartendaten preis!
Lassen Sie sich niemals unter Druck setzen! Nehmen Sie sich die Zeit, die Angaben am Telefon zu bestätigen, beispielsweise durch einen Anruf bei der Behörde, als dessen Angehöriger sich der Anrufer ausgibt oder bei dem Angehörigen, den der Anrufer vorgibt zu sein. Verwenden Sie hierzu die Ihnen bekannte Rufnummer oder nutzen Sie das Telefonbuch/die Telefonvermittlung. Angezeigte Rufnummern auf dem Display oder ihnen von den Tätern übermittelte Erreichbarkeiten könnten fingiert sein.
Übergeben Sie niemals Geld oder Wertsachen an unbekannte Personen, auch wenn diese vorgeben, im Auftrag eines Bekannten/Verwandten oder eines Amtsträgers zu handeln!
Beim geringsten Zweifel rufen sie die Polizei unter der Notrufnummer 110 oder wenden Sie sich an ihre örtliche Polizeidienststelle