In der Gemeinde Weitramsdorf verlagern sich die Einkaufsströme. Während Ende Oktober der letzte Lebensmittelmarkt im Ortsteil Weitramsdorf schließt, sollen konkrete Pläne für eine Neuansiedlung in Weidach noch im Herbst vorgelegt werden.
Die Einwohner in Weitramsdorf müssen sich auf neue Einkaufswege einstellen. Weil am 26. Oktober die Tegut-Filiale schließt, fällt in Weitramsdorf die letzte Möglichkeit weg, die täglichen Einkäufe ortsnah zu erledigen. "Das ist sehr ärgerlich", sagt Weitramsdorfs Bürgermeister Christian Gunsenheimer (Freie Wähler) - ärgerlich vor allem deshalb, weil ihm bei den letzten Gesprächen mit Vertretern der Tegut-Zentrale die Zusage gegeben worden sei, man bleibe bis 2015 in Weitramsdorf.
Fehlende Umsätze Diese Zusage ist nun überraschend schnell Makulatur. Fehlende Umsätze nannte die in Fulda ansässige Unternehmungsführung von Tegut als Begründung für die Schließung der Filiale in Weitramsdorf. Genau das ärgert Bürgermeister Gunsenheimer.
Denn nun sieht sich die Gemeinde plötzlich unter Zeitdruck gesetzt, um vor allem älteren Bürgern zu helfen, die vom Wegfall der Einkaufsmöglichkeit besonders betroffen sind.
Dabei arbeite die Gemeinde schon jetzt an Konzepten, um die fehlende Einkaufsmöglichkeit zu kompensieren - etwa durch einen Senioren-Bus oder durch einen Einkaufsservice für ältere Bürger ohne Fahrgelegenheit. Diese Konzepte sollten eigentlich gründlich und auf der Basis genauer Zahlen erarbeitet werden. "Jetzt müssen wir das fast ein wenig über's Knie brechen", sagt Gunsenheimer und verspricht dennoch eine rasche Lösung.
Schnelle Lösung erforderlich Vielleicht schon im November soll es ein entsprechendes Angebot geben, sagt der Bürgermeister. Erste Gespräche für diese schnelle Lösung seien bereits Anfang der Woche geführt worden.
Für den Weitramsdorfer Bürgermeister wird mit der Schließung des Tegut-Marktes jedoch ein ganz grundsätzliches Problem sichtbar, das letztlich nicht nur Weitramsdorf betrifft. Das Problem aber heißt: Die Kaufkraftströme bleiben nicht im Ort.
"Was ist es uns wert, einen Lebensmittelhändler in Weitramsdorf zu behalten" - diese Frage habe er bei verschiedenen Bürgersammlungen immer wieder gestellt, sagt Gunsenheimer. Und immer wieder habe er darauf hingewiesen, dass es sicher leichter sei, einen Markt im Ort zu halten als auf eine Neuansiedlung in Weitramsdorf zu hoffen.
"Für Weitramsdorf ist das ein sehr harter Einschnitt", kommentiert Gunsenheimer denn auch die Tegut-Entscheidung.
Gleichzeitig aber verweist er auch darauf, dass es kleinere Ortsteile gebe, in denen es schon seit Jahren keine Einkaufsmöglichkeiten gebe.
Künftig nach Weidach fahren Zugleich hebt Gunsenheimer diverse Anstrengungen der Gemeinde hervor, den Lebensmittelmarkt in Weitramsdorf zu halten. So habe man dem Unternehmen angeboten, die schwierige Zufahrt zum Parkplatz zu verbessern - freilich ohne Erfolg. Die Unternehmenszentrale von Tegut habe auf dieses Angebot nicht einmal reagiert, wundert sich Gunsenheimer.
Immerhin bleibt den Weitramsdorfern dann noch der Weg nach Weidach in den dortigen Lebensmittelmarkt (Netto).
Möglicherweise verändern sich die Einkaufsströme zudem durch eine bereits seit geraumer Zeit geplante Neuansiedlung. Die Lebensmittelkette "Edeka" beabsichtigt nach wie vor, sich neben dem "Netto"-Markt anzusiedeln.
"Die entsprechende Planung, inklusive der Zufahrt, wird dem Gemeinderat im September vorliegen", kündigte Bürgermeister Christian Gunsenheimer (Freie Wähler) bei der Bürgerversammlung in Weidach Anfang Juli an.
Bis zur tatsächlichen Ansiedlung wird allerdings nach Gunsenheimers Einschätzung noch einige Zeit vergehen - voraussichtlich bis Frühjahr oder Sommer 2015. Denn nach der Präsentation der Pläne muss das gesamte Genehmigungsverfahren in Gang gesetzt werden. Für das vom Investor ins Visier genommene Grundstück liegt noch kein Bebauungsplan vor.