Kurz vor 18 Uhr nimmt Susann Biedefeld ihren Mann Otto Schuhmann am Sonntagabend in den Arm. "Mein bester Wahlkämpfer", sagt sie. Dann flimmern die ersten Prognosen über den Bildschirm im Willy-Brandt-Haus am Sonntagsanger. 49 Prozent für die CSU. 21 für die SPD.
Susann Biedefeld schnauft laut durch. Drei Prozent für die FDP - "draußen!", ruft Biedefeld. Es klingt fast wie ein Juchzer. "Wir haben als einzige Oppositionspartei zugelegt."
Wenige Minuten später ist die Anspannung schon einer gewissen Gleichgültigkeit gewichen. Das Büffet mit Gulaschsuppe, sauren Zipfeln und Gerupftem findet reichlich Zuspruch, während der Bayerische Rundfunk erste Reaktionen aus den Parteien sendet. Die Prognose des ZDF deckt sich weitenteils mit der des BR. "Es ist nicht das, was wir uns vorgestellt hatten", kommentiert Susann Biedefeld. Dass die FDP es nicht mehr in Landtag schafft, "ist für mich eine Genugtuung". Lediglich das CSU-Ergebnis "ist für mich unverständlich. Anscheinend können die tun und lassen, was sie wollen, sie können dem Land schaden und werden noch belohnt dafür."
Coburgs Oberbürgermeister Norbert Kastner nennt die Prognose "enttäuschend". Dass es zu einer Regierungsübernahme reichen würde, hätten zwar nur die wenigsten Optimisten gedacht. "Aber ein bisschen mehr hätt's sein dürfen. Spannend war am Ende nur noch, ob die FDP rein kommt oder nicht." Deshalb, sagt der OB mit einiger Süffisanz, habe er sich vor der Wahl nicht mehr um ein Gespräch über die Sanierung des Landestheaters bemüht. "Ich warte erst mal ab, wer da Minister wird." Denn Wolfgang Heubisch von der FDP wird's demnächst nicht mehr sein.
"Ich habe mir mehr erwartet und versprochen, auch, weil der Wahlkampf gut lief", sagt Stefan Leistner, der Stadtverbandsvorsitzende der SPD in Coburg. Sein Kollege im Landkreis, Carsten Höllein, lobt die Wahlhelfer, die fast rund um die Uhr gearbeitet hätten. "Aber wir haben die Mehrheit der Wähler nicht überzeugen können."
"Ein Christian Ude allein reicht nicht", kommentiert Frank Rebhan, Oberbürgermeister in Neustadt. Der Wahlkampf sei sehr auf die Person Ude zugeschnitten gewesen, weil die SPD in Bayern kaum über bekannte Persönlichkeiten verfüge. "Gratulation an die CSU." Franziska Bartl, die Juso-Unterbezirksvorsitzende, bedauert das Ergebnis - vor allem die absolute Mehrheit für die CSU. "Das sind die Stimmen, die der FDP gefehlt haben."
Im gesamten Stimmkreis erhält Susann Biedefeld mehr Erst- als die SPD Zweistimmen. Die Abgeordnete registriert das mit einer gewissen Erleichterung: Hätte sie schlechter abgeschnitten als die Partei, würde es über kurz oder lang Diskussionen geben. Trotzdem muss sie abwarten, ob es für ein Landtagsmandat reicht. Denn Erst- und Zweistimme werden addiert - nur die Kandidaten mit den meisten Stimmen kommen ins Parlament. "Alle westoberfränkischen Stimmkreise haben es schwer", sagt Biedefeld. Den der große Ost-Stimmkreis Kulmbach-Wunsiedel habe fast 30000 Wahlberechtigte mehr als Coburg. Sie habe deshalb bewusst eine Zweitstimmenkampagne in Lichtenfels und Kulmbach gefahren.
Ergebnisse der Direktkandidaten und Parteien in den fränkischen Stimmkreisen finden Sie unter
wahlen.infranken.de. Auch Detailinformationen zu den Direktkandidaten finden Sie auf dieser Seite.