Bei überraschend geringer Wahlbeteiligung schafft es Sebastian Straubel (CSU) mit großem Vorsprung vor Martin Stingl (SPD) in die Stichwahl.
Am Ende wartet alles Auf Ahorn. Eine Softwareproblem, heißt es gegen 20 Uhr, gibt es dort. Doch dass in der kleinen Gemeinde Christian Gunsenheimer (FW) knapp vor Martin Stingl (SPD) liegt und Sebastian Straubel (CSU) auch in dieser Gemeinde die meisten Stimmen hat, das ändert nichts mehr am Ergebnis. Martin Stingl und Sebastian Straubel heißen die beiden Kandidaten für die Stichwahl um das Amt des Coburger Landrats in zwei Wochen.
Doch davor beginnt der Wahlabend im großen Sitzungssaal des Landratsamtes spannend. Alle rechnen mit einer Stichwahl. Doch wer wird es dorthin schaffen? Als Martin Truckenbrodt schon kurz vor der Schließung der Wahllokale, eintrifft, ist der Saal bereits gut gefüllt - mit überwiegend Anhängern der CSU.
Diese begrüßen wenig später ihren Kandidaten begeistert. Es herrscht regelrechte Aufbruchstimmung bei den "Schwarzen". Fällt am Ende doch schon heute Abend die rote Festung Landratsamt, wird Sebastian Straubel der erste Landrat, der nicht der SPD angehört? Schon sickert durch, dass die Wahlbeteiligung gering ist - erschreckend gering. "Vielleicht wollen die alle auf die Stichwahl warten", meint Sebastian Straubel. Wenig später ist ihm selbst die Überraschung anzumerken, als es scheint, er könnte schon im ersten Anlauf siegen. Nach den ersten Landgemeinden liegt er über 50 Prozent. Dann holt Martin Stingl Neustadt, Christian Gunsenheimer (FW) punktet in Weitramsdorf. Schließlich ist klar: Sebastian Straubel und Martin Stingl gehen in die Stichwahl.
Zweite Runde Wahlkampf
;
Den beiden steht nun eine zweite Runde Wahlkampf bevor. Zwei Wochen hat jeder Zeit, die Wähler zu überzeugen, dass er der richtige Mann für den Posten des Landrats ist. Demonstrativ reichen sie sich die Hände. Eine gegenseitige Gratulation - sind sie doch beide Sieger der ersten Runde. Martin Stingl weiß, dass es jetzt darauf ankommt, möglichst viele Wähler der ausgeschiedenen Parteien zu überzeugen. Beide Kandidaten wollen aber möglichst viele von jenen überzeugen, die diesmal nicht zur Wahl gegangen sind. Sie könnten in der Stichwahl noch für eine Überraschung sorgen.
Christian Gunsenheimer ist enttäuscht. Hatte er doch vor allem auf Inhalte gesetzt, wollte im Wahlkampf zeigen, dass er Antworten auf die Fragen hat, die der Landkreis in Zukunft stellen muss. "Wenn wir inhaltsleere Wahlkämpfe machen, müssen wir uns nicht wundern, wenn sich die Leute abwenden", ist er überzeugt. Er sagt aber auch: "Die geringe Wahlbeteiligung ist nicht zu erklären."
Warten auf Empfehlungen
;
Bei aller Enttäuschung findet er als Kreisvorsitzender der Freien Wähler aber auch Gründe zur Freude. "Es waren grandiose zwei Monate", beschreibt er den Wahlkampf. Und: "Ich freue mich über das sehr gute Ergebnis in Weitramsdorf und vor allem natürlich darüber, dass Maxi Neeb in Seßlach gleich im ersten Anlauf gewonnen hat." Sein Parteifreund wurde dort Bürgermeister.
Dagmar Escher, die für die Grünen angetreten war, holte ihr bestes Ergebnis in Meeder - wo sie erfolgreich gegen den Bau eines neuen Flugplatzes gekämpft hat. Sie will jetzt mit den Kandidaten reden, ehe die Entscheidung fällt, ob Seitens der Grünen eine Wahlempfehlung ergeht.
Die Landrats-Wahl einschl. Stichwahl verursacht Ausgaben in Höhe von einer Viertelmillion. Wenn die SPD-Fraktion Herrn (Ex-)Landrat Busch los werden wollte, müssen diese Kosten von der SPD getragen werden. So wie man hörte, wude Herr Busch teilweise nicht mehr zu Fraktionssitzungen geladen. Diese Kosten können nicht dem Landkreis-Haushalt und somit jedem steuerzahlenden Bürger zugemutet werden. Wir haben "Felder", die die Steuergelder dringenst benötigen.
Es ist keine Überraschung, wenn die Wahlen zu kommunalen Ämtern ( Kreis- und Gemeinderäte bzw. Bürgermeister und Landräte) erschreckend niedrige Wahlbeteiligungen aufweisen. Das ist leider nicht nur in Coburg so und eigentlich sollten die Bürger ihr Wahlrecht gerade bei kommunalen Wahlen viel ernster nehmen als sie dies gemeinhin tun, denn Wahlen im kommunalen Bereich betreffen die Bürgerschaft ganz unmittelbar - aber das hat sich wohl noch nicht so recht herumgesprochen. Daß die Wahlbeteiligung speziell jetzt im Kreis Coburg so niedrig war, hat aber ganz offenkundig auch den handfesten Grund darin, daß viele Wähler aus Enttäuschung über den massiven Wortbruch des jetzt nach München entschwundenen ehemaligen Landrat Busch in Bezug auf den vormals geplanten Flughafenausbau einfach zu Hause geblieben sind - zumindest vorerst. Herr Stingl ist sicherlich ein ehrenwerter Mann, aber er hat deutlich unter den Busch'schen Eskapaden und Wortbrüchen zu leiden und es ist schon schlimm feststellen zu müssen, welche fatalen Wirkungen solche nicht hinnehmbaren Charaktermängel eines ehemaligen Hauptverwaltungsbeamten haben. Ich weiß nicht, ob Herr Stingl dies auch so sieht oder ob er die Schuld an seinem schlechten Ergebnis eher dem "Unverstand" der Wähler zuschreibt: er sollte jedenfalls wissen, was Glaubwürdigkeit auch politisch bedeutet und das es nicht reichen dürfte, nur in Neustadt zu punkten.
aber trotzdem hat der wähler den ehemaligen landrat busch nach münchen geschickt, das sollte uns zu denken geben