So bescheren der aus Coburg stammende Cellist Michael Hußla und die Pianistin Tomoko Takahashi der "Gesellschaft der Musikfreunde" einen glänzenden Saisonauftakt in der Ehrenburg.
Ein Heimspiel für Michael Hußla! Im Collegium musicum der Musikfreunde unter Josef Ehrle hat er seine ersten musikalischen Erfahrungen machen können. Jetzt kehrte er wieder einmal als gereifter Solist an seinen Ausgangspunkt zurück. Im festlichen Ambiente des Riesensaals der Ehrenburg, der fast bis zum letzten Platz besetzt war, wurden er und seine adäquate Pianistin Tomoko Takahashi lebhaft gefeiert. Zu Recht gefeiert, denn es war ein perfektes Duo, das durch seine überlegene Technik und Gestaltung von Anfang bis Ende zu begeistern verstand.
Beseelte Tongebung Gleich beim Auftakt mit Beethovens früher Sonate g-Moll op. 5 Nr. 2 zeigte Michael Hußla alle Vorzüge seines Könnens: beseelte Tongebung mit intensivem Vibrato, schlackenlose Bogenführung, geschmeidige Lagenwechsel und schattierungsreiche Dynamik.
Pianistin Tomoko Takahashi hatte hier bereits alle Hände voll zu tun, heißt es doch bei Beethoven "Sonate für Klavier und Violoncello".
Einfühlsame Mitgestalterin Technisch stets sicher war sie eine anpassungsfähige, einfühlsame Mitgestalterin. Dicht gestalteten beide Künstler das umfangreiche Adagio (welches sozusagen den fehlenden langsamen Satz ersetzt), leidenschaftlich das folgende Allegro und spielfreudig mit brillanten Läufen das heitere, quirlige Rondo in Dur, das eine gewisse Aufhellung der Stimmung bringt.
Blendend bewältigt Große Anforderungen an den Cellisten bringt die "Arpeggione-Sonate" a-Moll D 821 von Franz Schubert, spielt sie sich doch überwiegend in hohen und höchsten Lagen ab, die Michael Hußla ebenso wie das brillante Laufwerk blendend
bewältigte.
Von hoch expressivem Ton war das Adagio gekennzeichnet, ehe sich das ohne Pause angefügte Allegretto zunächst ruhig fließend, dann mit elegant ausgeführten Bewegungen anschloss. Auch hier beeindruckte der sensible, sich nie in den Vordergrund drängende Klavierpart von Tomoko Takahashi.
Stehende Ovationen Einen mehr als halbstündigen Riesenbrocken hatte man sich nach der Pause mit der Sonate g-Moll op. 19 von Sergej Rachmaninow vorgenommen. Hier waren besondere Glanzpunkte das düstere Scherzo des zweiten Satzes (das aber auch schöne Lyrismen enthält) sowie das melancholische, verträumte Andante (dritter Satz), dem schließlich das mehr optimistisch gefärbte Finale folgt.
Höchstes Lob Man erlebte eine Wiedergabe wie aus einem Guss, wobei nicht nur dem tonlich expressiven Cellisten, sondern auch der brillanten Pianistin, die hier ein wahres Klavierkonzert zu bewältigen hatte, höchstes Lob zu zollen ist.
Entsprechend reichhaltig fiel der Beifall mit stehenden Ovationen aus, für den sich die Künstler mit einer Wiederholung des Andantes aus der Rachmaninow-Sonate bedankten.
Aus dem Leben zweier Künstler Michael Hußla spielte in seiner Jugend beim Collegium musicum Coburg. Er studierte am Pariser Konservatorium bei André Navarra und Joseph Calvet. Seit 1975 war er 1. Solocellist der Deutschen Oper Berlin. Obwohl kürzlich pensioniert, spielt er nach wie vor an gewohnten Platz im Orchester.
Das Konzert im Riesensaal fand zum Andenken an die Mutter des Cellisten, der langjährigen Klavierpädagogin Theresa Hußla statt, deren Geburtstag sich zum 100. Male jährte.
Tomoko Takahashi Die in Berlin lebende Pianistin hat einen Lehrauftrag an der "Hochschule für Musik Hanns Eisler".