"Mit brutaler Gewalt": Augenzeuge und Polizei berichten zu Flucht von Sexualstraftäter in Coburg

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Sexualstraftäter-Flucht in Coburg: Augenzeuge und Polizei berichten
Der Coburger Sexualstraftäter nutzte ein Fenster zur Flucht. Doch wie konnte er den Beamten entkommen?
Sexualstraftäter-Flucht in Coburg: Augenzeuge und Polizei berichten
NEWS5 / Merzbach (NEWS5)

Wie gelang es dem mittlerweile gefassten 47-Jährigen aus dem Landgericht Coburg zu fliehen? Ein Augenzeuge und ein Polizeibeamter berichten, wie die Flucht des Sexualstraftäters verlief.

  • Coburg: Sexualstraftäter flieht während Verhandlungpause aus Landgericht
  •  Polizeibeamter schildert Situation - "wollte zur Toilette"
  • Augenzeuge hat Verdacht - "wirkte entspannt - bis zu dem Zeitpunkt"
  • 47-Jähriger entkommt - durch offenbar einzigen offenen Raum 

Die Flucht eines 47-jährigen Sexualstraftäters aus dem Landgericht in Coburg, der mittlerweile gefasst werden konnte, beschäftigen derzeit die Öffentlichkeit und Politik im Freistaat Bayern. Wie ist es dem Mann gelungen, während der Verhandlung zu entkommen? Ein sehr ähnlicher Fall hatte sich im Januar in Regensburg ereignet. Polizei und ein Augenzeuge äußern sich jetzt näher zum genauen Ablauf der Flucht in Coburg. Besonders eine Tatsache führte hier zu Spekulationen

Sexualstraftäter nutzt Toilettenpause zur Flucht - plötzlich sprintet er los

"Gegen 10.40 Uhr, während einer Verhandlungspause, hat der Angeklagte den Landgerichtssaal verlassen, wollte zur Toilette", erläutert ein Sprecher der Polizeiinspektion Coburg gegenüber News5. "Auf dem Weg zur Toilette hat er zu Fuß die Flucht ergriffen und hat das Justizgebäude über ein verschlossenes Fenster im Erdgeschoss verlassen können", sagt er in dem Interview. Während der Gerichtsverhandlung seien dem 47-Jährigen sowohl Hand- als auch Fußfesseln abgenommen worden. 

"Auf dem Weg zur Toilette hat er durch einen Sprint die Flucht ergriffen, ist in das Zimmer im Erdgeschoss, hat dort mit brutaler Gewalt an einem Fenster manipuliert, hat es geschafft, das Fenster zu öffnen, ist aus diesem herausgesprungen und geflüchtet", so der Sprecher weiter. "Die Beamten waren zu der Zeit direkt hinter ihm, aber der Sprint zu diesem Zimmerfenster war nicht allzu weit." Es handle sich um ein "einflügeliges Fenster, unten befindet sich ein Sicherheitsschloss und durch das gewaltsame Aufreißen ist unten ein Stück Holz aus dem Fenster gebrochen und dadurch hat er sich praktisch den Tritt nach draußen verschaffen können", sagt der Polizeibeamte.

Der Mann habe in Coburg gewohnt und sei in Untersuchungshaft in der Justizvollzugsanstalt Kronach untergebracht. "Zur Gerichtsverhandlung wurde er hier am Morgen von einer Polizeistreife aus Kronach vorgeführt." Auch der freie Gerichtsreporter Martin Rebhan war zum Zeitpunkt der Flucht im Landgericht. "Als ich früh hier rein bin, war das ein normaler Prozess. Dass der Angeklagte fliehen würde, war nicht abzusehen, er wirkte entspannt – bis zu dem Zeitpunkt, als bekannt wurde, dass ein weiterer Gutachter abgelehnt wurde seitens des Gerichts", so seine Beobachtung gegenüber News5. 

"Muss sich ausgekannt haben": War es eine geplante Aktion am Coburger Landgericht?

Er habe "ein Gespräch mitbekommen mit einer Bekannten, in dem er davon ausgegangen ist, dass er das Gericht heute als freier Mann verlässt".  Der Augenzeuge berichtet aber von "keinen Anzeichen, dass er auffällig geworden ist oder aggressiv, er war eigentlich ruhig". Dann sei die unterbrochen gewesen. "Ich war draußen auf dem Flur und habe nur Geschrei von den Polizeibeamten gehört, ‚der haut ab‘", erzählt er gegenüber News5.

Laut einem Polizeibeamten, so der Zeuge, sei der Angeklagte – anstatt auf die Toilette zu gehen – "die Treppen hinuntergespurtet und hat dann im einzigen offenen Zimmer – dem Zeugenzimmer – das Fenster aufgerissen und ist dann geflohen".

Die Schlussfolgerung des Gerichtsreporters: "Wenn er sich hier nicht ausgekannt hätte, wäre er nicht ins Zeugenzimmer gekommen. Das Gericht ist hermetisch abgeschlossen, er muss sich hier ausgekannt haben, es war ja auch der dritte Verhandlungstag." Der 47-Jährige sei in Fußfesseln in Coburg vorgeführt worden, die Richterin habe dann auf Rechtsanwaltsantrag angeordnet, diese zu entfernen, so der Augenzeuge. 

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