Die ersten Zuschauer waren schon vor 13 Uhr da, um sich die besten Plätze zu sichern. Der bunte Zug durch Seßlachs Altstadt war lang und gespickt mit originellen Ideen. Im Vordergrund bei vielen Wagen: die Genussregion Coburger Land mit dem, was sie zu bieten hat.
Spätestens als Faschingsprinzessin Simone II. ihr Lied von der Bratwurst mit Sauerkraut anstimmt, ist klar, was kommen wird: Es geht ums Essen und Trinken bei diesem närrischen Zug - nicht nur, aber ziemlich oft. Zunächst aber wird es laut. Die Bürgerwehr des Faschingsvereins Seßlach hat eine kleine Kanone dabei und böllert ein wenig zur Eröffnung. Die Gastgeber sind mit ihren Garden, den Tanzmariechen und den Prinzenpaaren vertreten. Die Blaskapelle spielt - was? Natürlich das unvermeidliche "Atemlos" in einer ungewöhnlichen Version. Der Elferrat verteilt Stoffpuppen und anderes Spielzeug.
Nach der Dorfjugend Wasmuthhausen mit ihrem Oktoberfestwagen und der tanzenden Prinzengarde aus Pfaffendorf geht es bei den Fleisch- und Wurstfreunden Ebern auch schon ums Essen. Nichtsdestotrotz sind die Mädels der Garde vom Kulturring Ebern noch schlank und rank und lassen sich im Spagat durch die Straßen tragen. Der aufwendig gestaltete und bewegliche Badewannen-Bob der Eberner bekommt Applaus.
Bierbrauer stark vertreten "Bio-Hügel verleiht Flügel" findet Philipp Großkreuz aus Gemünda und stellt sein Bio-Projekt vor. Herzig kommt der Weidacher Karnevalsverein daher - alle sind rot gewandet und strahlen Freundlichkeit aus. Und dann wird es deftig. Die Brauhaus-Freunde Seßlach wollen im Mönchsgewand das Seßlacher Bier retten. "Wir haben uns wie Mönche angezogen, weil die das Bierbrauen erfunden haben", erzählt Uwe Schmidt vom Verein. Die Jugend aus Maroldsweisach, auch gern mal als Marokkaner bezeichnet, hat ebenfalls Bier dabei. Dazu schaukelt sie auf einem Werner-Beinhart-Bölkstoff-Wagen gefährlich durch die Zuschauerreihen. Die Polizeimänner und -frauen in Fantasie-Uniformen verkünden: "Seßlacher Polizei hält die Straßen autofrei".
Die Faschingsvereinigung Meeder präsentiert sich in bäuerlicher Idylle. Ihr Wagen sieht aus wie ein Bauernhof, die Besatzung steckt in Tierkostümen. "Das war eine Idee der Kinderfaschingssitzung", sagt Andreas Lutz im Schweinchenkostüm.
Charlie und die Jugend in Pink Und dann wird es doch noch politisch: Die Gäste von der Coburger Narrhalla haben Alex im Islamisten-Kostüm mit Bleistift-Kalaschnikow und dem Bekenntnis "Je suis Charlie" vorangeschickt. Coburg als Umleitungs-City symbolisiert die große Zahl an Umleitungschildern, die die Narren wie eine Monstranz vor sich her tragen. Das Duo Elisabeth Funk und Robin Höhn präsentiert sich als "Fair enough".
Noch einmal gibt es heimisches Bier aus Gossenberg, bevor der Disco-Wagen der Seßlacher Jugend den Schlusspunkt setzt. Er ist pinkfarben gestrichen, weil "Schwarz aus war". Seit 14 Jahren gestaltet die Jugend einen eigenen Wagen beim Seßlacher Faschingszug, erzählt Felix Maempel. 70 Leute passen drauf. "Jeder kann aufsteigen, der volljährig ist." Nach dem Umzug wollen sie mit ihrem Wagen noch ein wenig auf dem Marktplatz stehenbleiben, abends gibt es eine After-Show-Party auf dem Sportplatz.
Faschingszüge werden überall gern von Politikern genutzt. Da kann man sich mal ganz entspannt unters Wahlvolk mischen und feiern. In Seßlach sind es neben Bürgermeister Martin Mittag (CSU) als Teufel der CSU-Bundestagsabgeordnete Hans Michelbach im Dandy-Outfit, CSU-Landtagsabgeordneter Jürgen W. Heike mit Narrenkappe, Landrat Michael Busch (SPD) als roter Kosak, der SPD-Kreisvorsitzende Carsten Höllein als roter Bär, der stellvertretende Landrat Rainer Mattern als stellvertretender Landrat, die Bürgermeister Sebastian Stra ubel (Lautertal, CSU) und Bernd Höfer (Meeder, CSU) als Bürgermeister.